✧˚[ 10 - ANAM CARA ]˚✧

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»Und was machst du, wenn er dahinter kommt?«

»Meinen Körper der Wissenschaft stiften, damit die herausfinden, was zur Hölle nicht mit mir stimmt«, seufzte Nika und exte den Wein, nur um sich direkt nachzuschenken.

Seit das Video auf Twitter, Instagram und Co. in Sebastians Fankreisen viral ging, brachte sie nachts kein Auge zu. Und das war bereits knapp zwei Monate her. Noch vor über einem Jahr dachte Nika nicht mal im Traum daran, dass sie so eine Anerkennung finden, geschweige denn, Sebastian jemals so nahe kommen würde, dass sie sich fast täglich schrieben oder per Video anriefen. Jetzt war Nika aber mittendrin. Quasi über Nacht explodierten ihre Postfächer. Jeder wollte wissen, wer Finia Soelm ist und wieso gerade diese Autorin bei ihm so ein Interesse weckte.

Zumindest einem Menschen hat Finia sich inzwischen gezeigt. Das machte alles aber nur noch komplizierter, wie Nika feststellen musste.

»Gute Idee. Ich mach mit«, schaltete Mischa sich dazwischen und übertönte beim Griff in die Chipstüte beinahe ihre eigene Stimme. »Aber glaubst du nicht, es ist schlauer, es ihm jetzt zu sagen bevor dir alles um die Ohren fliegt?«

»Jetzt, wo er sie bereits getroffen hat und weiß wie sie aussieht?!«

Mischa zuckte mit den Schultern und knabberte ihren Snack. Auf einem anderen Ausschnitt des Bildschirms stand Maike in der Küche, während im Hintergrund ihre Tochter am Tisch saß und mit Knete spielte. Eines der vier Rechtecke war noch schwarz. Daneben kam Judith ins Bild und setzte sich vor ihren Laptop.

»Hey, in die Scheiße hast du dich schön selbst reingeritten. Hättest du uns vorher was gesagt, hätten wir uns was überlegen können und es wäre vielleicht nicht soweit gekommen.«

»Ja, ja. Ich weiß«, ruderte Nika einsichtig zurück. »Ihr meint es ja nur gut mit mir.«

Die drei waren immer noch mehr oder weniger angefressen. Nicht, weil Nika bisher keine Anstalten gemacht hat ihnen die Möglichkeit zu geben einmal mit Sebastian persönlich zu sprechen. Jede von ihnen wusste und respektierte, wie diskret sie diesbezüglich umging. Sie waren noch immer angefressen, weil sie erst durch irgendwelche Posts von Finia Soelm und somit auch von dem wahren Grund für Sebastians Suche nach ihr erfuhren. Was hätte Nika also anderes erwarten sollen als sich weiter den liebevollen, wenn auch sehr direkten Zurechtweisungen zu fügen?

»Außerdem«, kam es überaus theatralisch von Maike, »hast du uns der Möglichkeit beraubt diesen besonderen Moment mit dir zusammen zu erleben. Das war sehr, sehr egoistisch von dir, meine Butterblume.«

»Ugh! Ist ja schon gut. Wie oft muss ich noch sagen, dass es mir Leid tut, huh?«

»Ab morgen nur noch halb so oft. Versprochen«, zwinkerte Maike und schmierte ein weiteres Abendbrot.

Nika konnte ihr Schmunzeln nicht verstecken, auch wenn ihr nach den verrückten letzten Wochen, welche sich an diesem eigentlich halbwegs normalen Tag zuspitzten und der in einer unvorhergesehenen Existenzkrise endete nicht wirklich danach zu Mute war.

Es war Judith, die zum eigentlichen Thema des verfrühten Zusammenkommens zurückführte: »Und? Wie geht's jetzt weiter?«

»Hab ich doch schon gesagt«, setzte Nika ein falsches Grinsen auf. »Ich stelle mich der Wissenschaft zur Verfügung, die womöglich genauso wenig Interesse an mir hat, wie der Rest der Welt.«

»Hm. Kein wirklich guter Plan.«

»Aber der einzige, der mir einfällt.«

»Wieso nutzt du nicht einfach den momentanen Hype? Ich meine, klar, das liegt jetzt zwar nur am Video und Sebastian. Aber das muss nicht heißen, dass nicht doch ein paar von ihnen bei dir hängen bleiben und mehr von dir lesen möchten.«

✧˚[ 𝐈𝐍 𝐀 𝐁𝐋𝐈𝐍𝐊 𝐎𝐅 𝐀𝐍 𝐄𝐘𝐄 ]˚✧  |||  Sebastian Stan KurzgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt