✧˚[ 8 - ERSTE SCHICHT ZEBRECHLICHES VERTRAUEN ]˚✧

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»Also? Hilfst du mir?«

Nein.

»Ich... versuch' es zumindest.«

Wie konnte sie nicht. Wie konnte Nika bei dem Hundeblick, der bereits tausende, ach was, abertausende Frauenherzen zum Schmelzen brachte Nein sagen?

Gut, dass Sebastian bis nach dem Essen wartete, sonst hätte sie womöglich keinen einzigen Bissen mehr heruntergebracht und wäre aufgrund von Unterzuckerung und dem Schock einfach vom Stuhl gekippt. Nicht gerade der schlechteste Zeitpunkt um sich mal wieder zu blamieren und dabei zu testen, ob er tatsächlich Wiederbelebungsmaßnahmen beherrschte.

Was mache ich hier?! Wenn er es herausfindet, bin ich sowas von gearscht. Ganz bestimmt.

Er bat sie ganz höflich. Kein Druck. Keine große Erwartung. Und dennoch stand Nika nun vor der größten Misere ihrer bescheidenen Existenz. Sie hatte die Wahl. Entweder sie räumte mit der Wahrheit auf bevor es zu spät war und riskierte, dass er ihr nicht glaubte oder - weitaus schlimmer - dass er enttäuscht sein würde, wenn er erfuhr, wer hinter dem Namen steckte. Oder aber sie hielt ihr Schauspiel aufrecht, hoffte, dass er es nicht durchschaute und gewann so mehr Zeit in diesem unglaublichen Traum. Und mit ihm.

Sie entschied sich für Tor Nummer Drei: einen weiteren dieser süßen, schmackhaften Cocktails deren Alkohol ihr Gewissen betäubte und jegliche Konsequenzen wegschwemmte.

Die Schläge der rustikalen Standuhr in der Lobby kündigte um Mitternacht den neuen Tag an. Während Paul und Miles sich bereits eine Stunde zuvor in ihre Hotelzimmer zurückzogen, war Sebastian trotz Schlafentzug in Feierlaune und bestellte sich beim Barkeeper wortlos noch einen Gin Tonic.

»Hast du nie nach deinem Vater gesucht?« wollte er wissen und setzte das leere Glas auf dem Untersetzer ab.

Es war offensichtlich warum ihn dieses Thema beschäftigte. Gewisse Daddy-Issues die ihn heute noch ebenfalls verfolgten. Auch nachdem die kleine Gruppe entschied sich noch einen Absacker in der Hotelbar zu gönnen, ließen ihn Nikas offenen Erzählungen über den Hauptgrund ihres Schweden-Aufenthaltes und die damit verknüpfte Familiengeschichte nicht los.

»Mm-mm. Es gab zwar mal den ein oder anderen Moment in dem ich dachte, dass ich unbedingt wissen muss wer er ist. Bis mir wieder einfiel, dass meine Mutter sich auch nicht für mich interessiert hat.« Sie zuckte gleichgültig mit einer Schulter und zog unter dem leisen Klirren der Eiswürfel an dem Glasstrohhalm.

Aus einer der schummrigen Ecken schallte gellendes Gelächter. Nika blickte gedankenverloren hinter sich zu den drei einzigen anderen, hörbar angetrunkenen Hotelgästen.

»Schätze, das war der Grund, warum meine Tante mit mir schon immer in den Norden wollte. Um wenigstens einmal im Leben meine Wurzeln kennen zu lernen und nicht weiter so verloren herumzuirren...« Ein trauriges, resigniertes Lächeln lag auf ihren Lippen als sie Sebastian wieder ansah.

»Deswegen auch diese Frage. Wegen Bucky.«

Er traf direkt ins Schwarze. Nika prostete ihm schweigend zu. Der Grasshopper, welcher ihre Zunge lockerte und zurück zu einem Thema führte, das sie eigentlich noch mehr vermeiden wollte, ging runter wie Öl.

»Aber genug von mir, Mr. Chamäleon. Was ist mit dir? Wieso bist du so versessen darauf diese... Finia zu finden? Und wieso glaubst du, ich kann dir helfen? Ich meine«, stützte Nika sich auf die Rückenlehne der Couch und grub ihre Finger ins Haar um dem leicht beduselten Schädel Halt zu geben, »ich hab nicht mehr gemein mit ihr als die Herkunft unserer Vornamen.«

»Und du bist aus derselben Fanbase und kannst gut mit Worten umgehen. Genau wie sie.«

»Heißt das, du hast ihre Bücher gelesen?«

✧˚[ 𝐈𝐍 𝐀 𝐁𝐋𝐈𝐍𝐊 𝐎𝐅 𝐀𝐍 𝐄𝐘𝐄 ]˚✧  |||  Sebastian Stan KurzgeschichteWhere stories live. Discover now