S E C H S

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Nachdem ich gestern noch ziemlich lange über das nachgedacht habe, was Alyssa mir gesagt hat und ich erst gegen zwei Uhr einschlafen konnte, sitze ich nun bei ihr im Auto. Wir haben uns bereits einen Kaffee beim Bäcker geholt und waren nun auf dem Weg zur Schule. Zu meinem Glück hatten wir in der ersten Stunde Freistunde, weshalb ich etwas länger schlafen konnte und die Auswirkungen der letzten Nacht nicht so gravierend waren. Allerdings ändert dies nichts an der Tatsache, dass ich mich, genauso wie am Tag zuvor, fühlte, wie als sei ich von einem LKW überrollt worden. Auch Alyssa fällt dies auf, denn sie wirft mir immer mal wieder besorgte Blicke zu. ,,Okay, was ist los? Du bist schon die ganze Zeit so still und du bist normalerweise auch nicht so müde und träge.'', analysiert sie mein Verhalten und ich seufze leicht. ,,Mich hat nicht losgelassen, was du über Alan gesagt hast. Was wenn es wirklich so ist. Ich könnte mich nicht auf ihn einlassen und ich bin nicht bereit einen weiteren guten Freund zu verlieren. Mir hat es gereicht Lucas zu verlieren.'', murmle ich vor mich hin, während ich aus dem Fenster schaue. 

Alyssa schnaubt. ,,Jetzt mach dir nicht so viele Gedanken. Als aller erstes, Alan kennt deine Situation, er ist der letzte der die Freundschaft einfach so beenden würde. Zum anderen, vielleicht liege ich falsch. Vielleicht ist eure Freundschaft einfach weitaus enger als die Freundschaft Alans zu allen anderen und deswegen ist er so. Vielleicht sieht er dich als kleine Schwester. Ich weiß es nicht. Nur bitte, denk nicht so viel darüber nach. Du verlierst keine weitere Person in deinem Leben. Nicht in naher Zukunft. Versprochen.'', versucht sie mich zu beruhigen. Ich gebe nur ein Geräusch von mir um ihr zu sagen, dass ich zur Kenntnis genommen habe, was sie mir gerade gesagt hat. Dennoch bedeutet mir ein Versprechen in dieser Art nichts. Sie kann mir nicht versprechen, dass ich niemanden verlieren werde. Ich habe meinen Vater aus dem nichts verloren, ich habe Lucas aus dem nichts verloren. Es reicht nur eine Kleinigkeit, damit dir eine Person den rücken kehrt, oder dich verlässt. Ich schätze ihren Versuch mich zu beruhigen sehr, allerdings werde ich weiterhin vorsichtig sein. Noch immer schmerzt es Lucas in der Schule oder ausserhalb zu sehen. ,,Ich frage mich, wann es stoppt.'', flüstere ich. ,,Was meinst du?'', fragt sie vorsichtig. ,,Der Schmerz.'', sage ich knapp. ,,Bald, kleines. Bald.'', sagt sie ruhig und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich merke wie sich Tränen in meinen Augen bilden und ich schniefe leicht. ,,Leg deine Hand wieder an das Lenkrad. Ich will noch nicht sterben und wir sind in unserer Beziehung noch nicht so weit, dass du körperliche mit mir Flirten darfst.'', raune ich ihr gespielt zu um mich von dem Thema wieder abzulenken. Alyssa lacht laut und legt ihre Hand wieder and Lenkrad. ,,Aye, aye, chief!'', ruft sie lachend und ich grinse in mich hinein.

Nach ungefähr zehn Minuten haben wir die Schule erreicht und machen uns gemeinsam auf den Weg zum Klassenraum. Wir beide teilten uns den Englisch Leistungskurs, weswegen wir die nächste Stunde gemeinsam hatten. Angekommen sah ich Alan und Dean, welche auf unserem Tisch saßen und sich angeregt unterhielten. ,,Na, ihr beiden.'', ruft Alyssa und die beiden Jungs schauen zu uns und springen dann vom Tisch runter. Dean und Alyssa geben sich eine innige Umarmung und verwirrt schaue ich zu Alan, welcher genauso verblüfft wie ich ausschaut und nur mit den Schultern zuckt. Alan kommt auf mich zu und nimmt mich spielerisch in den Schlitzkasten. ,,Schön zu sehen, dass du noch lebst.'', sagt er freudig als er mich loslässt und mit seiner Hand meine Haare unordentlich macht. Genervt schnaube ich und richte meine Haare wieder. ,,Du, ich lebe noch. Aber du gleich nicht mehr.'', keife ich ihn an und hole mein Handy heraus, um zu schauen, ob meine Haare wieder normal aussehen. ,,Oh nein, ich habe ja so angst!.'', gibt er entsetzt vor sich und ich rolle nur mit den Augen als ich mein Handy wieder in die Tasche stecke. Er grinst und streichelt mir dann kurz die Wange bevor er sich Dean und Alyssa zuwendet. Wir unterhalten uns noch eine Weile, bis unsere Lehrerin reinkommt und wir uns den Jungs gegenüber setzen. Ich lehne mich zu Alyssa. ,,Es scheint fast so, als hättest du mir wichtige details aus deinem Leben vorenthalten. Wir beide unterhalten uns gleich einmal ausführlich.'', flüstere ich mit einem drohenden Unterton in meiner Stimme. ,,Ich dachte wir wären noch nicht so weit in unserer Beziehung.'', gibt sie flüsternd über meine Aussage im Auto zurück und ich trete ihr leicht gegen Schienbein. ,,Ja,ja, ich erzähle dir gleich alles, Frau Alan-streichelt-mir-über-die-Wange.'', sagt sie und wirft mir ein süffisantes lächeln zu. Ich beisse mir auf die Unterlippe und schaue zu Alan, welcher zu Frau Harrison nach vorne schaut und zuhört. ,,Hat er bei dir auch schon gemacht.'', gebe ich wahrheitsgemäß zurück und sie schüttelt nur die Schulter. Das Gespräch war vorbei und wir warteten nur auf das Ende der Stunde, welcher langsamer eintraf als erhofft. ,,Bitte Montag eure Lektüren alle mitbringen!'', ruft Frau Harrison in die Runde als es zum ende der Stunde klingelt.

,,Bleibt ihr hier oder geht ihr raus?'', fragt Dean während er seine Tasche Schultert. ,,Ich bleibe mit Alyssa hier, ich habe mit ihr noch ein Hühnchen zu rupfen.'', sage ich und lächle. Alan gibt ein lautes ''Uhh'' von sich, bevor er spricht. ,,Girls talk. Dann mal los, big boy.'', gibt er von sich und knufft Dean spielerisch in die Seite. Dieser lacht, packt ihn um die Schulter und zieht in mit sich raus. Alyssa und ich lachen beide, bevor ich mich zu ihr drehe. ,,Also? Erzähl mir alles!'', sage ich begeistert. ,,Wir haben es denke ich hinbekommen. Ich habe ihn auf der Party zur Seite gezogen, ich denke es war der Alkohol. Ich habe ihn gefragt was wir jetzt genau sind und habe ihm gesagt, dass ich mit diesem Ungewissen nicht weiter machen möchte. Daraufhin hat er mich geküsst und mir gesagt das wir das hinbekommen.'', gibt sie ruhig von sich, während sie verlegen auf ihre Hände schaut. ,,Also, seid ihr jetzt ein Paar?'', hake ich nach und die Schüttelt den Kopf. ,,Nein, aber wir gucken wie es läuft und wenn wir nicht dauernd streiten gehen wir eine Beziehung ein. Kennen tun wir uns ja schon gut, es geht also nicht ums kennenlernen. Wir wissen ja beide, dass wir uns mögen. Aber du weißt wie enorm wir aneinander ecken. Deswegen wollen wir erstmal schauen ob wir das in den Griff bekommen.'', erwidert sie und wirft mir ein lächeln zu. Ich grinse und nehme sie in den Arm. ,,Ich freue mich so für dich! Ich weiß wie gebrochen du warst, weil es zwischen euch nicht geklappt hat und das ihr jetzt versucht die ganzen Sachen in den Griff zu bekommen ist super!'', gebe ich froh von mir und ich spüre ihr lächeln an meiner Schulter. ,,Aber du musst am meisten an dir arbeiten du mega Mimose. Zicklein, Zicklein an der Wand, wer ist die größte Diva im ganzen Land.'', gebe ich provozierend von mir, als ich mich löse und sie angrinse. Sie rollt mir den äugen und sticht mir mit dem Finger in die Seite. ,,Ich weiß.'', gibt sie noch von sich. Dann war die Pause auch schon vorbei. ,,Bis später, süße.'', sagt sie, als sie mich in den Arm nimmt. ,,Bis später. Treffen wir uns vorm Ausgang?'', frage ich und drücke sie fest. Sie nickt, lächelt mir nochmal zu, nimmt dann ihre Tasche und verlässt den Raum. 

Die nächsten zwei Stunden waren Mathe und Biologie Leistungskurs und die hatte ich leider nicht mit Alyssa zusammen, aber mit Jule und Dean, welche beide kurz nach dem Klingeln in den Raum geschlendert kommen. ,,Good Morning, in the Morning!'', ruft Jule und lässt sich mit einem Plumps neben mich nieder und grinst breit. ,,Guten Mittag dir auch.'', gebe ich nur von mir uns bin überrascht von ihrer guten Laune. ,,Bist du schon bereit für den Teufel?'', gibt sie von sich und ich mustere sie verwirrt. ,,Lucas.'', sagt Dean knapp. ,,Wie?'', frage ich. Jule schaut überrascht. ,,Hast du noch nichts mitbekommen? Der Mathe Kurs von Herr Lester wurde aufgehoben. Er hat irgendwas mit seiner Gesundheit und sein Kurs wurde auf alle anderen Kurse aufgeteilt, da er sowieso relativ klein war und kein anderer Lehrer die Klasse übernehmen konnte.'', gibt sie von sich. Na super. Also durfte ich Lucas nicht nur in dem Biologie LK sehen, den wir beide zusammen gewählt haben, sondern auch noch in Mathe. Also direkt zwei Stunden hintereinander. Wie gerufen, kommen Lucas und ein paar andere Leute aus dem Kurs gerade zur Tür rein. Positiv denken. Ich habe nur einen Kurs mit ihm, ich muss nicht mit ihm reden. Das dachte ich zumindest. Denn sein Blick fällt auf mich, während sich ein höhnisches Grinsen auf seinem Blick breit macht. Er redet kurz mit seinen Möchtegern Freunden, die 'Coolen' kids, welche nur Feiern und Drogen nehmen, dreht sich dann wieder um und kommt mit bestimmten Schritten auf uns zu, lässt seine Tasche fallen und setzt sich auf den Platz gegenüber von mir. Dean, Jule und ich werfen uns vielsagende Blicke zu. ,,Hier ist kein Platz für aufgeblasene Hohlbirnen.'', gibt Jule von sich. ,,Nicht? Dabei bist du die größte Hohlbirne von allen.'', kontert er und wirft ihr ein lächeln zu, während sie scharf die Luft einzieht. Sein Blick fällt wieder zu mir und sein lächeln wird breiter. Es hatte fast etwas dämonisches. Sein lächeln verfällt und er richtet sich seinem Handy zu. Lucas geht mir seit dem Tag wo er die Freundschaft beendet hat aus dem Weg. Das erste mal seit langem haben wir auf der Party geredet. Was hat er nur vor?


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⏰ Last updated: May 18 ⏰

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HideousWhere stories live. Discover now