Kapitel 3 - In flagranti

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Das leise »Bing« des Aufzugs ließ Csilla zu Boden gehen. Adrian starrte sie verwirrt an. Sie lag auf dem Rücken und legte ihren Zeigefinger an die Lippen zum Zeichen, dass er sie nicht verraten sollte. Er sah auf.

Zwei Sicherheitsmänner in schwarzen Anzügen traten heraus. Sie trugen Drähte an den Ohren und sahen aus, als seien sie einem Arnold-Schwarzenegger-Film entsprungen. Sie schauten sich finster um. Adrian erkannte an ihrem Geruch, dass sie Halbdämonen waren. Eine Gänsehaut überlief ihn. Er schluckte.

»He, du da! Hast du eine junge Frau gesehen? Braune Augen, dunkle Haare, Abendkleid?«

Der Sicherheitstyp sah ihn durchdringend an und Adrian fragte sich, ob er Auren sehen konnte. Nicht alle Halbdämonen besaßen diese Fähigkeit. In dem Fall würde eine Lüge nichts bringen. Er schüttelte den Kopf und die beiden liefen weiter. Kaum waren sie außer Sichtweite, sah er Csilla an. Sie lächelte ihm verschwörerisch zu und streckte die Hand aus. Er nahm sie und half ihr auf die Füße. 

»Danke«, sagte sie mit einem Lächeln. 

Dann legte sie ihre Arme um seine Schultern und rückte so nahe an ihn heran, dass ihre Gesichter sich fast berührten. Ihr Duft von Jasmin und Moschus nebelte ihn ein. Ein Kribbeln lief über seine Haut und in seinen Eingeweiden zog etwas wie kurz vor der Verwandlung. Er hielt die Luft an. 

»Ich würde zu gern den Kampf sehen!«

»Na, dann geh doch einfach...«, sagte Adrian. 

Er verstand ihr Problem nicht. Ihrem Vater gehörte der Laden! Sie konnte alles tun, was sie wollte.

»Mein Vater lässt mich nicht. Er meint, es sei nicht sicher. Er hat Angst, dass ich entführt werde oder sowas. Aber ich habe keine Lust, allein oben in meinem Zimmer zu sitzen mit den beiden Gorillas. Die lassen mich kaum allein auf die Toilette! Aber ich bin kein Kind mehr, ich bin zwanzig! Bringst du mich dorthin? Ich kann dich auch bezahlen!«

Sie zog aus einer winzigen Handtasche, die zu ihrem Kleid und ihren Schuhen passte, eine dicke Rolle Hundertmarkscheine. Adrian wurde heiß.

»Nein, ist schon gut. Ich bring dich hin«, murmelte er.

Sie strahlte und hakte sich wieder bei ihm ein.

»Wenn sie dich suchen, nehmen wir besser die Treppe«, sagte er und führte sie vorbei an dem halb ausgeladenen Wäschewagen zu den Treppen, über die er vorhin ein Stockwerk höher David und seine Jungs reingelassen hatte. Er schluckte.

»Ich bin übrigens Csilla«, stellte sie sich vor und lächelte ihn mit großen Augen an. 

»Ich habe dich vorhin gesehen. Du bist ein Werwolf, richtig?«

Er kratzte sich den Hinterkopf.

»Ja, ich bin ein Werwolf. Dritte Generation.«

»Wow!«, sagte sie mit einem Leuchten in den Augen, »Das ist so cool! Ich habe da einen Blick für, weißt du? Und wie ist das so als Werwolf?«

Adrian lotste Csilla über die Treppen in das untere Stockwerk. Ihm wurde schwindelig von ihrem Duft und ihren Fragen. Seine Wolfsinne erwachten und richteten sich komplett auf sie und die Umgebung trat in den Hintergrund. Dafür nahm er Gerüche stärker wahr und hörte besser. In seiner Brust dehnten sich Hitze und Schmerz zu gleichen Anteilen aus.

»Wir kommen in der Nähe der Umkleiden raus«, sagte er heiser, »Wir müssen vorsichtig sein.«

Sie nickte ihm aufgeregt zu. Für sie war dies ein Abenteuer, allerdings stand für sie auch nichts auf dem Spiel. Er riskierte seinen Job. Ihre Hand krallte sich in seinen Unterarm. Adrian starrte darauf, verwundert und überrascht, aber dann lächelte er. Es fühlte sich gut an, wie sie an seiner Seite mehr hüpfte als lief, und ihm gefiel ihre Berührung. 

Der Kuss des Mondes - Darkadier-Chroniken: Bethlen-Wölfe 1Where stories live. Discover now