KAPITEL 17

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Heiße Tränen liefen meine Wangen hinunter. Ich wollte schreien doch ich konnte nicht. Mein gesamter Körper zitterte vor Angst und wegen der Kälte. Ich spürte wie seine Hand weiter runter wanderten. „Ist es nicht das, was du wolltest?" fragte er plötzlich, während er mein Gesicht mit seinen Finger zusammenquetschte und mich dazu zwang ihn anzusehen. Ich schüttelte mit dem Kopf, doch es schien ihn nicht zu interessieren. Der Alkohol in seinem Blut hatte ihn unter Kontrolle. Er küsste meinen Hals und fuhr mit seinen Fingern über meine Beine.

Ich hatte mein Schicksal schon fast akzeptiert, meine Hoffnung an Rettung in letzter Sekunde beinahe verloren, als ich plötzlich laute Stimmen hörte. „Oi!" Im nächsten Moment spürte ich, wie Conrad von meinem Körper weggerissen wurde. Vor Schreck öffnete ich meine Augen und sah ihn vor mir am Boden liegen. Über ihm standen Arthur und Michael, die abwechselnd auf ihn einschlugen. Mein Atem war schnell und schwer. Auch Tommy und John kamen nun aus der Villa geeilt. John zögerte kurz, als er mich sah. Langsam kam er schließlich auf mich zu, bis er vor mir stand. Besorgt blickte er zu mir hinunter und nahm mich in den Arm. Er drückte mich fest gegen seinen Körper. Vorsichtig strich er mit seiner Hand über meine Haare und meinen Rücken.

Nach einigen Sekunden ließ er wieder von mir ab. Ich blickte zu ihm hoch. Er musterte mein Gesicht. Ich konnte in seinen Augen erkennen, wie sehr es ihm leid tat. John hielt mein Gesicht in seinen Händen und strich mit seinen Daumen die Tränen von meinen Wangen. Ich legte eine meiner Hände auf seine. Es schien mir so, als wollte er gerade etwas sagen, doch Tommy kam ihm zuvor „Alles gut bei dir, Edith?" Fragte er, als er plötzlich neben uns auftauchte. John und ich machten beide einen Schritt von einander weg.

„Ja.. alles gut," Ich versuchte mir ein Lächeln aufzusetzen „ihr hättet ruhig ein wenig früher hier auftauchen können." „Wir hatten dich kurz aus den Augen verloren," sagte Tommy „Es tut uns leid!" „Überlegt euch lieber schon mal eine bessere Entschuldigung für Ada, wenn sie das hier herausfindet." antwortete ich ihm. Es war genau das passiert, was Ada befürchtet hatte. Trotzdem war ich froh, dass sie da waren, bevor irgendetwas schlimmeres passierte, auch wenn ich nicht gerade glücklich darüber war, dass überhaupt etwas passieren konnte.

Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust, als mein Körper vor Kälte anfing leicht zu zittern. John musste das mitbekommen haben, denn er zog seinen Mantel aus und legte ihn um meine Schultern. Ich sah zu ihm hoch und rüber zu Tommy, der seinen Blick zu Arthur, Michael und Conrad wandern ließ „Ich denke, es wird Zeit von hier abzuhauen." Ich folgte seinem Blick und sah Conrad zusammengekauert am Boden liegen, sein Gesicht blutüberströmt. Ich wickelte den Mantel fester um meinen Körper und folgte Tommy, Arthur und Michael. John holte schnell wieder auf und legte seinen Arm um meine Schultern. Er brachte seinen Mund an mein Ohr, damit er nicht so laut sprechen musste und die anderen ihn nicht hören würden. „Ist wirklich alles gut bei dir?" Ich sah in seine besorgten Augen. Ich lächelte und nickte. „Es tut mir wirklich leid, ich hätte dich besser im Blick behalten sollen, dann wäre das gar nicht erst passiert." „John, es ist alles gut, ehrlich."

+++

Der Wagen kam zum stehen und ich sprang heraus. Es war bereits dunkel und einige Sterne waren am Himmel zu erkennen. Der Mond schien hell, als ich den Jungs ins Haus folgte. Kaum hatten wir den Flur betreten und die Tür hinter und geschlossen, kamen auch schon Ada und Polly angelaufen „Geht es dir gut, Edith?" Fragte Ada und musterte mich von unten bis oben. „Ist alles gut gelaufen?" Fragte Polly die Jungs „Das ein oder andere unglückliche Ereignis, aber ansonsten alles gut." Antwortete Tommy ihr. „Was meinst du, Tommy?" fragte Ada und sah zu mir rüber. „Entspann dich, Ada, es geht doch allen gut." Sagte Arthur mit Zigarette zwischen den Fingern.

„Kommt erstmal mit in die Stube, dort ist es wärmer." sagte Polly. Wie in einem Stuhlkreis versammelten wir uns um den brennenden Ofen. Tommy bat mich darum ihnen alles zu erzählen, worüber die Männer sich unterhalten hatten. Es gab einiges zu berichten. Die Geschäfte der Browns und der Sterlings liefen nicht mehr so wie früher, weshalb sie sich nun im Verborgenen zusammentuen wollten. Das Treffen heute diente dazu, sich mit Conrad über neue Waffen zu unterhalten und zu verhandeln.

„Sie wollen sich gegen andere Gangs wappnen." sagte Polly schließlich. „Nein," widersprach Tommy ihr „Sie wollen wohl eher andere Gangs von der Bildfläche verschwinden lassen." „Erst die kleinen und dann die ganz großen." zitierte ich Henrys Worte, die er am Nachmittag benutzt hatte. Tommy stand von seinem Stuhl auf wanderte mit seiner Zigarette im Mund durch den Raum. Vor dem Fenster kam er zum stehen. „Was heißt das jetzt, Tommy?" fragte Ada „Irgendwann werden wir als nächstes auf der Liste stehen." „Und dieser verdammte Conrad hat Anteile am Geschäft, also wird dieser Tag mit Sicherheit schneller kommen, als erhofft - jedenfalls nach heute." Fügte Michael hinzu.

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⏰ Last updated: Feb 29 ⏰

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King of Birmingham [John Shelby FF]Where stories live. Discover now