KAPITEL 4

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Zögerlich bog ich um die Ecke, den lauten Stimmen entgegen. Ich blickte in den großen Raum der sich vor mir erstreckte. Mehrere Männer saßen um den Tisch und sahen nun zu mir rüber. Ich klammerte mich förmlich an das Päckchen in meinen Händen, als ich erkannt, in welchem Haus ich gelandet war. John und Tommy saßen zwischen den Männern.

Die Frau, die mir die Tür geöffnet hatte, kam nun hinter mir her und stellte sich neben mich. Auffordernd blickte sie in die Runde. Ich setzte gerade zum Sprechen an, da erhob sich John von seinem Stuhl und kam auf mich zu. Die Frau betrat den großen Raum und schloss die zwei Türen hinter sich. "Ich nehme an, das ist für mich?" Fragte er mit einem Grinsen auf den Lippen, als wir nun alleine in dem kleinen Raum standen.

"Ich denke schon." Ich versuchte mir ein Lächeln aufzusetzen, als ich ihm das Päckchen reichte. Während John vorsichtig das Zeitungspapier abwickelte, wanderten meine Augen durch den Raum. Auf dem Tisch neben uns brannten zwei Kerzen. Der Geruch von Whiskey, Tabakrauch und Kaffee lag in der Luft. Ich sah wieder zu John. In seinen Händen hielt er die goldene Taschenuhr, die er vor einigen Tagen bei miss Brightly abgegeben hatte.

Er drehte sie zwischen seinen Fingern hin und her und betrachtete sie genau "So alt wie Miss Brightly auch sein mag, sie bekommt es immer wieder hin, die Uhren zum Laufen zu bringen." Murmelte John plötzlich und unterbrach die zuvor herrschende Stille. Ich sah zu ihm hoch, als er die Uhr in seiner Westentasche verschwinden ließ. Er lehnte sich an den Tisch und verschränkte seine Arme ineinander.

"Was glaubst du, worüber würde sie sich am meisten freuen?" Er blickte im Raum herum "Wahrscheinlich über einen schönen Whiskey und ein paar Blumen, nicht wahr? Tommy hat bestimmt noch einen im Schrank stehen." Er richtete sich plötzlich wieder auf und ging zu den zwei Türen. Bevor er sie jedoch öffnete, drehte er sich zu mir um und deutete mit einer Kopfbewegung an, dass ich ihm folgen sollte.

Nun nahm er die beiden Griffe in die Hand und öffnete die Türen in einem Schwung. Schnellen Schrittes ging er an den anderen Männern und der Frau vorbei. Ich sah kurz zu ihnen rüber, als ich an ihnen vorbei lief, doch konzentrierte mich dann schnell wieder auf John, der in einem der kleinen Büros verschwunden war.

Vor der geöffneten Tür des Büros blieb ich stehen. John stand vor einer Vitrine und betrachtete den darin lagernden Alkohol. Er murmelte irgendwas vor sich hin und ich trat einige Schritte näher, bis ich direkt neben ihm stand. Er öffnete eine der gläsernen Türen und griff nach zwei der etlichen Flaschen. Er hielt jeweils eine Flasche in der Hand und sah sie sich genau an, bis er mich mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck ansah "Was sagst du, die hier oder doch lieber die?" Und deutete dabei auf die beiden Flaschen.

Ich zuckte leicht mit den Schultern "Ich befürchte, ich kenne mich nicht besonders gut mit sowas aus, aber der Rechte sieht ganz schön aus." Sagte ich lächelnd. Zufrieden stellte er die andere Flasche zurück in den Schrank und eilte plötzlich wieder aus dem Raum. "Tante Pol!" Rief er, während ich versuchte mit ihm mitzuhalten. "Hast du Blumen, die ich Edith für Miss Brightly mitgeben könnte?"

Verwundert sah ich zu ihm hoch. Er war mittlerweile vor der Frau und der Gruppe von Männern zum stehen gekommen. Er sprach so, als würden wir uns kennen und sogar an meinen Namen konnte er sich noch erinnern. Polly sah zu mir rüber, bevor sie antwortete. "Vor dem Zimmer deiner Schwester steht noch eine Vase mit Blumen. Ich hab sie erst gestern gekauft, damit sie sie in ihr Zimmer stellen kann. Aber bei Miss Brightly sind sie wahrscheinlich sowieso besser aufgehoben."

John drehte sich zu mir "Ich bin gleich wieder da, warte kurz hier." Sagte er, bevor er sich umdrehte und um die Ecke ging. Ich hörte die knatschenden Treppenstufen die er hochging und sah nun zurück zu seiner Familie. Ich konnte es kaum glauben. Ich stand im Büro der Shelbys...

King of Birmingham [John Shelby FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt