KAPITEL 7

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Wochen vergingen und Ada und ich hatten uns schon das ein oder andere Mal wieder gesehen. Wir verstanden uns gut und es schien, als hätte ich eine Freundin in ihr gefunden. Zum ersten Mal seit langem hatte ich wieder jemanden, mit dem ich über meine Probleme sprechen konnte.

"Vielen Dank, Sir!" Ich nahm dem Mann die schwere Kiste gefüllt mit Alkohol ab und verabschiedete mich von ihm, bevor ich die Tür mit meinem Fuß schloss. Ich schleppte den hölzernen Kasten bis in den Verkaufsraum. Vorsichtig stellte ich die Kiste vor dem Regal ab und öffnete sie. Nach und nach sortierte ich die neuen Spirituosen zwischen die alten.

Meine Aufmerksamkeit wurde schließlich durch das Klingeln über der Tür unterbrochen. Ich blickte zur Tür und sah Ada mit einem großen Korb im Arm. "Ada, was machst Du denn hier?" Fragte ich lächelnd. "Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich komm dich mal besuchen.". Ein Moment der Stille herrschte zwischen uns. "Hast du schon gehört?" Fragte Ada plötzlich. "Im Garrison wird heute Abend gefeiert."

Ich konnte ihr ansehen, dass da noch mehr hinter steckte. "Freddie ist bis Freitag noch in London und ich dachte... Du könntest mich vielleicht begleiten?" Sagte sie zögerlich. Ich legte den Rum in meinen Händen zur Seite. "Ada, i-" doch sie unterbrach mich, bevor ich mehr sagen konnte. "Bitte, Edith! Ich will nicht alleine hingehen. Bitte, du musst auch nicht lange bleiben." Ich seufzte "Wann holst du mich ab?" Ein fröhliches Piepsen verließ ihre Lippen. "Ich bin um acht hier und zieh das grüne Kleid an, dass wir bei Miss Mayer gekauft haben." Mit einer Umarmung verabschiedete sie sich von mir und verließ das Geschäft.

Der Tag war ruhig. Nichtmal ein Dutzend Leute besuchten an diesem Tag das Geschäft. Gelangweilt sah ich immer wieder zu der kleinen Uhr, die über der Tür zum Hinterzimmer hing. Der Laden lief schon lange nicht mehr so wie früher - die Auswahl zu klein und die Konkurrenz zu groß. Ich wusste nicht, ob Miss Brightly bewusst war, wie es um ihr ein und alles stand. Seitdem ich hier war, war sie immer seltener vorne. Oft war sie nichtmal im Haus. Mir war bewusst, dass dieser Zustand nicht mehr lange gut gehen konnte, weshalb ich schon länger die Stellenanzeigen in der Zeitung beobachtete. Im Fall der Fälle wollte ich nicht wieder auf der Straße stehen.

Kurz vor sechs schloss ich den Laden und begab mich auf mein Zimmer. Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte an die Decke. Nach einer Weile raffte ich mich auf, um mich für den Abend fertig zu machen. Aus meinem Schrank nahm ich das dunkelgrüne Kleid, dass Ada und ich vor einer Woche gekauft hatten. Ich zog die kurzen Ärmel über meine Schultern. Ich mochte dieses Kleid wirklich sehr, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass der tiefe Ausschnitt in meine Seele blicken ließ.

Ada hielt ihr Wort. Um Punkt acht stand sie vor dem Geschäft. Schnell gab ich Miss Brightly Bescheid, wo ich hin wollte und eilte dann zu Ada. Es war März und die Nächte noch kühl. Ich hakte mich bei ihr ein und wir bahnten uns den Weg über die unebenen Straßen. Schon von weitem waren die feiernden Menschen vor dem Pub zu hören. Ada zog mich durch die Menge und durch die Tür, ins Innere. Wir stellten uns an die Bar und bestellten uns einen Drink. Hinter uns spielte laute Musik und es wurde fröhlich getanzt.

"Siehst du den da drüben?" Fragte Ada und deutete auf einen jungen Mann in der Ecke. "Der sieht doch ganz nett aus." "Ada, jetzt hör endlich auf! Ich habe gerade wichtigeres zu tun." Sagte ich kichernd. Egal wo wir waren, sie versuchte immer mich an den Mann zu bringen. Ich konnte ihre so oft wie ich wollte sagen, dass ich gerade keine Zeit für so etwas hatte, sie versuchte es jedes Mal aufs Neue. "Du musst ihn ja nicht gleich heiraten. Ein bisschen Ablenkung von dem ganzen Stress würde dir bestimmt gut tun." Sagte sie.

Fast hatte sie mich soweit, zu ihm rüber zu gehen, doch unser Gespräch wurde unterbrochen. "Ada, du hier?" Ich drehte mich um und sah Arthur und John Shelby hinter mir stehen. "Komm doch zu uns, die Anderen freuen sich bestimmt dich wiederzusehen?" "Ich bin nicht hier um mir Tommys unsinnigen Reden über Freddie anzuhören. Außerdem bin ich heute mit Edith hier." Langsam setzte ich die Teile zusammen. Ada war eine Shelby und Tommy ihr überfürsorglicher Bruder.

King of Birmingham [John Shelby FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt