KAPITEL 12

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Der Flur war dunkel und an den Wänden hingen Familienbilder und Porträts. Ich konnte nur einen kurzen Blick drauf werfen, bevor Ada in einem der Räume verschwand. Ihr Zimmer war klein. Auf ihrem Nachttisch stand ein kleines Foto von ihr und Freddie und in der Wand war ein kleines Fenster. „Ich hasse es wenn Tommy so ist." sagte Ada plötzlich „Immer ist das Geschäft im Vordergrund. Ich will gar nicht wissen, wo er jetzt schon wieder rein geraten ist." Ich setzte mich auf den Boden. Der Teppich war weich und angenehm.

„Was ist eigentlich mit Freddie?" fragte ich sie, um von Tommy und den illegalen Geschäften abzulenken. „Ich dachte er wollte heute wieder kommen." Ada seufzte und ließ sich auf ihr Bett fallen „Die Züge sind ausgefallen, ich kann ihn erst morgen vom Bahnhof holen." Wir unterhielten uns weiter, bis es schließlich an der Tür klopfte und Polly ins Zimmer trat. Sie bat uns, mit ihr nach unten zu kommen. Zunächst zögerte ich und wartete auf eine Reaktion von Ada. Erst als sie sich aufrichtete, tat ich das gleiche. Wir gingen wieder durch den Flur und zurück ins Untergeschoss.

Ich folgte Ada und Polly durch die große Tür ins Geschäft. Es war wie leergefegt. Michael lehnte an einer der Wände und rauchte seine Zigarette. Tommy stand mit dem Rücken zu uns und drehte sich erst um, als Polly die Tür hinter uns schloss. Ich wagte es kaum mich zu bewegen und blieb direkt an der Tür stehen. Ada stand ungeduldig im Raum „Was ist denn nun? Warum wolltest du uns sehen?" fragte sie genervt. Tommy blickte an ihr vorbei zu mir und machte nicht den Anschein ihr antworten zu wollen. Schnell drehte ich mich zu Polly, welche neben mir stand „Ich sollte besser gehen." flüstert ich. Ich wollte gerade die Tür öffnen, als sie mich zurück hielt.

Ich sah zu ihr hoch und sie schüttelte den Kopf. Ihre Mimik war bedrückt und ich tat was sie sagte. „Edith." sagte Tommy plötzlich. Einwenig erschrocken sah ich zu ihm und er deutete auf einen der Stühle. Nach kurzem zögern, trat ich durch den Raum und setzte mich an den Tisch. Er drückte seine Zigarre aus und setzte sich mir gegenüber. „Du kennst unsere Geschäfte?" fragte er schließlich. Aus Angst etwas falsches zu sagen, nickte ich bloß. Er sah mich nur an. Ich war mir nicht sicher, ob er nur über seine Wortwahl nachdachte, oder ob ihm meine Antwort einfach nicht gefallen hatte.

„Du bist gut zu Ada und das weiß ich zu schätzen, deshalb haben wir dich hier aufgenommen und dir geholfen." Sagte er nach einer Weile. „Tommy, was soll das werden?" Ada trat näher an uns heran, doch Tommy ließ sich davon nicht beirren. „Jetzt brauche ich deine Hilfe." Ich verarbeitete seine Worte und bekam es mit der Angst zu tun. Mir kam kein erdenklicher Grund in den Sinn, warum Thomas Shelby um meine Hilfe bitten würde - auch wenn es wohl eher weniger eine Bitte war. „Am Samstag findet ein Pferderennen in Nottingham statt und ich will, dass du mitkommst und dich bei einigen Leuten untermischst."

Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. „Das ist doch wohl nicht dein Ernst, Thomas!" sagte Ada, bevor ich ihm überhaupt eine Antwort liefern konnte. „Warum kannst du nicht einen deiner vielen Leute fragen? Ich will nicht, dass du Edith da auch noch mit rein ziehst." „Sie ist noch unbekannt und kann sich unbemerkt unter die Leute mischen." Antwortete Tommy in einem ruhigen Ton, im Gegensatz zu Ada, die sich nun an ihre Tante wendete „Und Du unterstützt das Ganze auch noch?" „Ada ihr wird nichts passieren! Die Jungs sind auch da und greifen ein, falls etwas schief gehen sollte." Antwortete Polly.

Mein Blick war nach unten gerichtet. Trotzdem konnte ich Tommys durchdringenden Blick auf mir spüren, während die anderen Beiden diskutierten. „Dir kann nichts passieren." Sagte Tommy leise und nur an mich gerichtet. „Du sollst lediglich ein paar Gesprächen lauschen." Ich nickte leicht „Na schön." Ich empfand nicht, dass er mich dazu gedrängt hatte, doch er hatte mir das Gefühl gegeben, dass ich in seiner Schuld stand. Zufrieden erhob er sich „Polly wird dir ein passendes Kleid bereitstellen und wir besprechen den Rest morgen. Du solltest dich nun ausruhen." Ich nickte und stand auf. Vorbei an Ada und Polly verließ ich den Raum und ging auf mein Zimmer. Ada folgte mir und schloss die Tür hinter sich.

Sie konnte nicht fassen, dass Tommy mich um so etwas gebeten hatte. „Du wirst auf keinen Fall zu diesem Rennen gehen," „Ada.." versuchte ich sie zu unterbrechen. „Warum schickt er nicht seine ach so tolle Sekretärin oder irgendjemand anderen von seinen Angestellten!" „Ada!" „Und Polly unterstützt ihn auch noch." „Ada, hör mir doch zu!" genervt sah sie zu mir „Es ist alles gut, ich werde ihm helfen. Polly hat Recht, was soll mir schon passieren?" Sie ließ sich aufs Bett nieder und seufzte. „Ich hoffe, du behältst recht."

King of Birmingham [John Shelby FF]Where stories live. Discover now