F Ü N F

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Mimi

Die Kälte überzog meine Oberarme mit einer dünnen Gänsehaut, während der unangenehme Atem mein Nacken wärmte. In Zeitlupe drehte ich mich, nur um in tief blaugraue Augen zu starren. Dunkelblaue Ringe betonten seine ausgeprägte versteifte Miene und seine glanzlose Pupillen. Ich trat paar Schritte zurück, als die blasse Hand nach mir greifen wollte. Eine misslungene Naht klaffte an einer tiefen Narbe, die vom Daumen bis hin zum Knöchel des Mittelfingers hin reichte.
Trotz der Finsternis konnte ich seine Schemen erkennen. Der Mittelaltrige trug einen schwarzen Pullover, dessen Kapuze tief in die Stirn gezogen ist. Trotzdem blitzte der goldbraune Seitenpony unter diesem hindurch. Dies war ohne Zweifel der Mann vom Polaroidfoto.

"Du brauchst keine Angst zu haben, Kleines. Ich mach es kurz und schmerzlos."

Schließlich hallte mein Absatz gegen die alte brüchige Wand, als der Fremde direkt vor mir stand.
Die Atmosphäre knisterte unheilvoll, als ich mein Kinn ihm empor streckte, während sich Abdrücke von zitternde Fäuste sich in meine Handflächen drungen.

Kälte sickerte durch meinen gefütterten Parka, als ich schlagartig an die Wand gedrückt wurde. Ein schauderhaftes verzogenes Grinsen begrüßte mich, dass mich mit einem Schaudern zusammen zucken ließ. Doch schlug die Stimmung weiter ins Unerträgliche, als sich ein rasch nährendes Gewitter sich anbahnte und die aufgewühlte Gefühle bereicherte.

"Lass sie schleunigst los. Dies ist deine letzte Warnung. Wir wägen nicht ab Gewalt einzusetzen."

Mir blieb der Atem weg, nicht durch den kraftvollen Druck auf meine Kehle sondern beim Anblick von einem wutentbrannten Lawrence der eine ungemütliche Aura ausstrahlte.

"Ich wiederhole mich sehr ungern."

Lawrences Stimmfarbe nahm einige Oktaven tiefer an und hörte sich fast schon animalisch an.

Der Donner krachte vor sich hin, doch der tötender Blitz blieb noch aus.

Eine unschuldige Motte flatterte um die warmweiße Glühbirne, die unparteiisch am seidenen Kabel an der unverputzten Decke hing und dennoch warf sie ein bedrohliches Blitzen auf die Gläser.

Ein Schrei

"Ich habe dich gewarnt."

Eingeschüchtert starrte ich auf die Situation vor mir. Lawrences Fuß drückte sich niederträchtig in die Rippen des großwuchsigen Unbekanntem. Geschickt griff seine freie Finger nach dem eisernen Griff des Dolch, der vom Goldbraunen verloren wurde.

"Bringt sie nach draußen. Ich kümmere mich um den hier.

Harry's Miene verfinsterte sich, jedoch legte sich ein Schleier von Besorgnis über sein Gemüte, bevor er nach meiner Hand griff und mich mit Jay und Ethan vom Geschehen wegzog.
Die Eingangshalle war leer gefegt. Keine Menschenseele oder besser gesagt Zombieseele weit und breit. Das Unbehagen saß mir immernoch tief in den Knochen. Ich wusste nicht um wenn ich mir mehr Sorgen machen sollte. Um Lawrence oder um den aggressiven Fremden?

Mit seinen kalten Händen umhüllte uns der wabbernde Nebel, als wir uns unter einer alten Eichen im westlich liegende Teil vom Haupteingang niederließen. Das vage Licht brach am Eingang, als ich auf diesen gespannt starrte.
Ich ließ einen Seufzen raus, den ich für einen lange Zeit hielt, als Lawrence in die Schwaden hinaus trat. Seine Gesichtszüge waren immer noch ausgeprägt, dennoch etwas weicher als vorher.

"Ich habe mich um alles gekümmert. Wir können gehen."

Seine nun weichere Augen wanderten über die Beute, die wir erhaschen konnten und er nickte zu sich selbst.

Under the Influence [Dangerous Fellows]Where stories live. Discover now