V I E R

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Mimi

Totenstille schwirrte in meinem Kopf, bis ich dumpfe Schritte auf dem grauen Zement vage vernahm. Schattenhafte Scheme wirbelte sich nebelhaft vor meinem Augenlicht und formten sich zu eins. Die Balken knarzten nun jedoch unregelmäßiger auf, bis diese sich wieder einpegelten. Die Silhouette verzerrte sich deutlich.
Das warme Licht traf nur noch auf eine kleine Platte im langen Korridors, bevor diese von der endgültigen Unklarheit hinein gezogen wurde. Dem gleichen Übel entgegnete dementsprechend ebenso die markante Züge, die von einer schwarzen Kapuze kaschiert wurden. In gewisser Zeitlupe verstummten die Vibrationen in den Untergrund. Abermals knappe und lange Äußerungen gab es von sich, die sich übertönten, sodass ich am Ende nichts daraus entnehmen konnte.

Erschaudernd legte ich mir meine übrige Decke um den Hals und winkelte meine Beine an, als plötzlich die alte Tür auf quitschte.
Sofort entwich die Wärme aus meiner Decke, als sich die kalte Brise über diese drüber beugte und sie umschlung, widerspenstig durchzog es ebenso die Holzplanke, die den Eingang halbwegs verbarrikadierte.
Dennoch war dieses Etwas immer noch präsent. Ein schnarrendes Pochen erfüllte die Luft, als etwas vergeblich gegen den Rahmen anschlug. Es fand nicht seine Balance, da es anscheinend von zwei gegenseitig beruhende Kräften beeinflusst wurde. Furchtbares Weinen der plötzlichen starken Windzüge, die in Abstände gegen das vermorschte Holz stemmten und es gewiss mit der Zeit auf splitterte, durchzog die Pausen der Schläge unter mir im Stockwerk.

Vorsichtigt schluf ich in halbtrance ans Fenster. Nebel lagerte sich über dem Wald, der zum Gebäude nebenan scheinbar weniger wurde, bis nur noch vereinzelte Winterlinden neben Sträucher und Gräser standen. Statisch lud sich die Atmosphäre auf, als die Morgenröte immer mehr Schwierigkeiten hatte sich gegen sie pechschwarzen Leitträger zu behaupten, die sich empor über der Schule ausbreiteten.
Ich starrte gefasst in den dunklen Himmel, wo doch vor fünf Minuten noch erst Sterne waren und wartete auf den ersten Blitz. Das kehlige Knurren der Himmelsgewalt schwang bereits Meter von uns entfernt.
Meine Schulter positionierten sich wieder in der Ausgangslage und ich seufzte etwas beruhigter aus.

Nach wenigen Sekunden ließ ich meine flauschige Wärmequelle fallen und faltete sie zusammen, um sie ordentlich wieder zurück auf ihren verdienten Platz auf dem Bett zu legen. Umgehend zog ich mir meine Daunejacke drüber, als sich eine unsichtbare Gänsehaut sich über meine Arme legte.
Geschickt rieb ich den schlechten Traum aus meinen Augen und wollte dem Wundern, dass Hazel schon wach war ein Ende setzten und aus der Tür heraus treten.
Plötzlich bemerkte ich jedoch, dass ich nicht so alleine war, wie ich es mir ausgemalt hatte.

Die leise und dumpfe Schritte von vorher waren zurück und diesmal genau vor der Tür.

Als der Himmel in sein prächtiges Farbspiel aus Violet und dem dezenten Rosa, was dem trostlosen Wolkengetümmel einen kleinen Spritzer Farbe abgab, in zwei geteilt wurde die Klinke hinunter gedrückt und eine grüne Jacke wurde entblößt.
"Guten Morgen, Mimi.", ertönte plötzlich eine sanfte Stimme und die mysteriöse moosgrüne Augen kamen zum Vorschein.
"Unser strenger Anführer erwartet dich bereits, also mach dich fertig."

Mit dem nächsten Donnerschlag befand sich die Pforte in ihrer ursprüngliche Form und ich seufzte befremdet aus. Klacken begleitete mich, als ich den Türgriff nach unten drückte und mich in den langen Korridor entblößte. Mit weniger als drei Schritten stand ich im Meetingsraum.

Ethan war ein abermal am Fenster positioniert. Tradition. Lawrence blickte gedemütigt auf das Notizbuch und gab mir einen Seitenblick, nachdem er geseufzt hat und nickte mir zu.
Mit meinen Beinen gekreuzt setzte ich mich neben ihn und begutachtete mein Fund, als ob ich es nicht bevor gesehen hätte.
"Konntest du etwas schlafen, Lawrence?"
Ohne den Blick vom alten Skizzenbuch abzuwenden, nahm ich trotzdem all seine Bewegungen wahr.
"Ich hatte bessere Nächte hinter mir. Du weißt wie ich bin. Wenn ich mir einmal was in den Kopf setze, dann gibt es keinen Halt."

Under the Influence [Dangerous Fellows]Where stories live. Discover now