Kapitel 7 - Kampf mit Bekanntem

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“Ist eine Weile her”, begrüßte Fiona den Bewaffneten. “Wann war unser letztes Treffen? Das muss ‘92 gewesen sein, oder?”, versuchte sie, die Spannung zu lockern. Derweil bewegte er sich langsam auf sie zu, als würde er sich einer verschreckten Katze nähern. “In Peru, wenn ich mich recht erinnere.”, führte Fiona ihren kleinen Monolog unbekümmert weiter und schien in Gedanken zu schwelgen. Sie gab vor, unvorbereitet und leicht angreifbar zu sein - eine Masche, die vielleicht bei ihrem ersten Treffen gut funktioniert hatte. Doch die beiden kannten sich schon so lange, dass er darauf nicht mehr hereinfiel. Stattdessen richtete er ohne Weiteres seine Schusswaffe auf sie. In den nächsten Sekunden geschah alles, wie in Zeitlupe. Tausende Kugeln wurden nahezu gleichzeitig abgefeuert und durchdrangen Fionas Körper mit Leichtigkeit. Ihr Oberkörper glich einem Schweizerkäse. 20 Sekunden hatte das Feuer angehalten, bis sie leblos nach hinten kippte.
Der Winter Soldier ging um den Tresen herum und stieg über Fionas mit Löchern übersäten Körper. Zwei behandschuhte Finger legten sich an ihren Puls, an ihren Hals und ein erleichtertes Aufatmen hätte vernommen werden können, wenn noch jemand anderes, außer ihm, lebendig in diesem Raum gewesen wäre. Doch für den Winter Soldier war der fehlende Herzschlag ein eindeutiges und schwerwiegendes Zeichen für Fionas Tod. Rein aus Gewohnheit überprüfte er trotzdem zusätzlich ihre Atmung, nur um sicherzugehen, dass er seine Mission auch wirklich erfüllt hatte. Es bestand kein Zweifel. Er hatte sie getötet. Endlich.



Das dachte er zumindest.
Im nächsten Moment schlug sie überrascht die Augen auf und hustete heftig einige Patronen aus, die wohl ihre Lunge getroffen haben mussten.
"Reingefallen", röchelte sie lachend und setzte sich schlagartig auf. Dabei prallte sie mit voller Wucht mit dem Kopf gegen den ihres Gegners, der sich immer noch über sie gebeugt hatte. Dieser taumelte gegen den Tresen, nur, um sich sofort auf sie zu stürzen und weiter zu attackieren. Sie rollte sich schnell unter ihm heraus, bevor er sie treffen konnte und rappelte sich auf, bereit zu rennen. Doch bevor es dazu kommen konnte, hatte er sie schon von hinten gepackt und mit seinem metallenen Arm gegen die nächstbeste Wand geworfen. Beim Aufprall wurde Fiona sämtliche Luft zusammen mit den restlichen Kugeln aus den Lungen gedrückt und sie hustete stark. Er hatte sie erstaunlich weit geworfen, weswegen ihr ein wenig Zeit blieb, bis er sie wieder erreicht hatte. Schnell zog sie die Materie der restlichen Kugeln in ihrem Körper an die Spitze ihres Zeigefingers und zeichnete einen Kreis an die Wand, gegen die sie vor wenigen Sekunden geprallt war. Der Kreis, kaum war er vollendet, füllte sich mit der schwarzen Flüssigkeit, mit der er gezeichnet worden war, und ein riesiger Schwarm von Raben kam daraus hervor, den Angreifer attackierend, der nur noch wenige Meter von Fiona entfernt gewesen war. Der Winter Soldier schlug wild um sich, um die aus Tinte bestehenden Vögel zu vertreiben. Auch wenn er dabei erfolglos blieb, waren seine Angriffe nicht ungefährlicher geworden, nur sah er nun nicht genau, was er traf. Das Messer, mit dem er versuchte, die Vögel zu erwischen, rauschte einige Male gefährlich nahe an Fionas Gesicht vorbei. Diese rutschte nun an der Wand entlang, in Richtung Ausgang, um ihrem Angreifer zu entkommen. Plötzlich schoss das Messer, mit dem er sich vor den Vögeln zu verteidigen versucht hatte, in ihre Richtung und blieb nur um Haaresbreite von ihr entfernt in der Wand stecken. Sie sah verwundert in die Richtung, aus der das Messer gekommen war und erblickte den metallenen Arm des Winter Soldiers, der sich aus dem Vogelgemenge befreit hatte. Sie schluckte. So einfach würde sie hier nicht raus kommen. Aber wann hatte es ihr dieser Mann je einfach gemacht. Sie seufzte und sammelte weitere Materie um ihre Hand, bevor sie daraus einen länglichen Dolch formte. Sie hatte nicht kämpfen wollen, denn sie war es leid, gegen ihn zu kämpfen. Doch sie sah ein, dass sie unbewaffnet keine Chance auf Frieden hatte. 
Also schlug sie zurück. Sie befahl die Raben an die Seite, um den Weg zu ihm frei zu räumen. Ihr Gegner hatte lange schon aufgehört, sich gegen ihre treuen Begleiter zu wehren und blinzelte nur der plötzlichen Helligkeit entgegen. Noch bevor sich seine Augen adjustieren konnten, war sie schon auf ihn zugestürmt, die Klinge schützend vor sich, entlang ihres Armes gepresst, bereit, den Winter Soldier zu enthaupten. Doch soweit kam es erst gar nicht. Bevor sie ihn erreichen konnte, wurde er zur Seite geschleudert - von was konnte sie nicht ganz sagen.
Im nächsten Moment sauste ein roter metallischer Anzug an ihr vorbei und auf ihren Angreifer zu. Sie schnaubte genervt. Das war nicht der Kampf dieses Heldentanzvereins, sie hatten nichts damit zu tun. Das war ihr Kampf.
Plötzlich wurde auch sie umgestoßen und fiel zu Boden. Als sie versuchte zu erkennen, wem sie ihre Bekanntschaft mit dem Boden zu verdanken hatte, erblickte sie helles, blondes Haar, das verdächtig an Pietro erinnerte. Als die Person, die weiterhin auf ihr lag, zu ihr hoch sah, bestätigte sich ihre Vermutung und sie seufzte entnervt. Pietro grinste sie verschmitzt an, auf seinen Augen lag ein entschuldigender Blick. Doch er hatte sie keine Sekunde zu früh umgerannt. Im nächsten Moment schoss eine überdimensionale Frisbee durch den Raum, die sie sicher erwischt hätte, in die Richtung, in die der Winter Soldier geschubst wurde und in der auch die rote Dose verschwunden war. Sie konnte nur hoffen, dass der Inhaber von besagter Dose den Schaden, den er angerichtet hatte, auch bezahlen würde. Schließlich hatte dieser mehr als genug Geld, um die Reparaturkosten decken zu können, die aufkommen würden, um die Wand, die Tony Stark gerade zum Einsturz gebracht hatte, wieder aufzubauen. Fiona schwor sich, Tony und alle seine Anzüge, die er vielleicht als Back-Up gebaut hatte, in Tinte zu verwandeln, wenn dem nicht so war. Sie war sich fast sicher, dass sein gesamtes Vermögen an seine Partnerin, Pepper Potts, gehen würde und noch sicherer war sich Fiona, dass man mit dieser leichter und vernünftiger verhandeln konnte, als mit ihm.
Fiona wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sich Pietro auf ihr auf einmal schwerer anfühlte als zuvor. Sie sah ihn verwirrt an, nur um zu bemerken, dass er bewusstlos geworden war und sie nun mit seinem ganzen Gewicht zu erdrücken schien. Fiona musste jedoch nicht lange auf Hilfe warten, denn kurze Zeit später wurde eine in schwarz gekleidete Frau mit kurzen gewellten Haaren, auf sie und Pietro aufmerksam und eilte auf sie zu.
Fiona erkannte die Frau nicht, doch anhand des Zeichens, das auf ihrem Rücken prangte, konnte sie zumindest ausmachen, dass die Fremde nicht zu Hydra gehörte und somit erstmal keinen Feind darstellte.
“Minerva?”, erkundigte sich die Frau und Fiona nickte nur stumm. Gemeinsam versuchten sie, Pietro von Fiona herunter zu stemmen. Als dieser auf dem Rücken neben ihr lag, atmete Fiona hörbar aus und richtete sich auf. “Und wie darf ich Sie nennen?”, fragte Fiona vorsichtig nach. “Natasha Romanov, zu Ihren Diensten”, antwortete sie knapp, schon dabei, sich den Bewusstlosen auf die Schulter zu hieven. Fiona sprang schnell auf, bereute diese Aktion aber gleich darauf, als ihr kurzzeitig schwarz vor Augen wurde. Pietro hatte sie doch mit mehr Schwung zu Boden gerissen, als Anfangs angenommen. Fiona fing sich schnell wieder und stützte Pietro, so wie es auch Natasha tat. Zusammen schleppten sie ihn vor das Café, wo bereits ein Helikopter wartete - ob nun auf Pietro, Fiona oder ihren Angreifer war schwer zu sagen, vermutlich auf alle drei Möglichkeiten.

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