Kapitel 1 - Besuch im Café

4 1 0
                                    

"Minerva, ich brauch dich mal an der Kasse. John hat Probleme in der Küche. Da muss ich mal kurz hin. Kannst du solange übernehmen?", "Klar. Gar kein Problem, Chefin."

ˋMinerva'. So nannte sich Fiona nun, nachdem sie in New York angekommen war.

Ihre Chefin sah sie dankend an, während sie mit einem kleinen Zettel in die Küche verschwand. Fiona setzte ihr bestes Lächeln auf und nahm sogleich die nächsten Bestellungen auf. Eine ältere Dame stand vor der Kasse und lächelte Fiona gütig an.

"Muss wohl ein stressiger Tag für Sophie sein, was?", fing die Lady den Smalltalk an. ˋSophie',war der Name von Fionas Chefin.

"Ja, heute Vormittag war es schon ziemlich voll und jetzt gibt es auch noch ein Problem in der Küche", antwortete Fiona verlegen. "Ja, Ja. Und wurdet ihr nicht erst neulich auch überfallen?", "Ja, aber glücklicherweise war die Kasse damals schon ausgeräumt gewesen","Schlimm, schlimm sowas." Mrs. Fling, wie sich die Dame vor einigen Wochen vorgestellt hatte, schien für einen Moment in Gedanken zu versinken. "Achso, ja", schreckte sie auf. "Ich nehme eine heiße Schokolade mit Marshmallows und Karamell", gab die Stammkundin ihre Bestellung auf. Fiona lächelte. Mrs. Fling mochte es immer besonders süß. "Kommt sofort."

"Danke, Kindchen. Hier, - müsste passend sein", bedankte sich die ältere Frau, gleich nachdem Fiona die große Tasse abgestellt hatte. Ein kurzer Blick auf das Geld, dass Mrs. Fling ihr in die Hand gedrückt hatte, bestätigte die Vermutung der Dame. "Jupp, passt alles."

Die Kundin lächelte zufrieden und starrte sehnsüchtig auf die flüssige Süßigkeit, wie ein Kind, bevor sie sie endlich ergriff.

Der nächste Kunde war ein junger Mann, der angestrengt auf das Menü über Fionas Kopf starrte. Nach einiger Zeit schien er aufzugeben und seufzte.

"Ach wissen Sie was? Ich kann mich sowieso nicht entscheiden. Ich nehm' das, was die Frau vor mir hatte.", gab er verlegen seine Bestellung auf. Dabei fiel ihr sein russischer Akzent auf.

"Kein Problem - kommt sofort."

"Sagen Sie, wurden Sie wirklich ausgeraubt?", begann der junge Mann, während Fiona die heiße Schokolade zubereitete.

"Naja, ˋausgeraubt' kann man es nicht ganz nennen. Unsere Chefin wollte ein Experiment machen, um zu sehen, wie viel wir zu welcher Uhrzeit in die Kasse bekommen. Also wurde nach jeder Schicht die Kasse geräumt. Und am Abend haben wir sowieso eher weniger Gäste. Dementsprechend war auch die Kasse leer. Die Täter waren, nachdem sie das auch mitbekommen haben, ziemlich frustriert und haben aus reiner Wut eines der Fenster eingeschlagen. Die Polizei ist erst zwei Stunden später eingetroffen.", berichtete Fiona, was ihr Milly erzählt hatte. Die Arme war am Abend mit der Nachtschicht betraut gewesen. Zu allem Unglück war das auch die allererste Schicht von Milly gewesen. Die 17-Jährige hatte sich zwei Wochen nach Fiona im Café beworben. Milly war zudem noch eine Schülerin. Der Raub hatte sie ganz schön geschockt und sie hatte von der Chefin erst einmal eine Pause und ein einwöchiges Verbot für Nachtschichten aufgebrummt bekommen, sodass Milly nur noch am Wochenende arbeiten konnte. Sie wurde aufgrund eines großen Familienstreits aus dem Haus ihrer Eltern geworfen und versuchte, sich über Wasser zu halten. Zwar lebte sie momentan bei ihrer Tante, die die Schulkosten übernahm, aber Milly wollte nach diesem letzten Jahr an der Highschool aufs College gehen und sparte sich mit diesem Job die Gebühren zusammen.

Der Kunde sah sich suchend um. "Die Chefin hat das Café am nächsten Tag kurzzeitig geschlossen und das Fenster sofort auswechseln lassen. Sie meinte, dass sich das Sweetie auf gar keinen Fall von solchen Kleinkriminellen unterkriegen lassen würde." Auf seinem Gesicht war ein großes ˋAha' abzulesen.

"Wurden die Täter zumindest gefasst?", fragte er weiter. "Nein leider nicht", antwortete sie trocken und stellte das Getränk auf den Tresen. "Danke. Hier, behalten Sie den Rest,... Minerva." Las er von ihrem kleinen Namensschild ab und legte das Geld auf den Tresen. "Danke.", entgegnete Fiona ihm.

A Heart as Black as Ink Where stories live. Discover now