Kapitel 3 - Eingeschneit

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Wider Fionas Vermutung saß Pietro aufgeregt vor seinem Telefon und zerbrach sich den Kopf darüber, was er am besten auf die simpel gehaltene Nachricht von Minerva antworten sollte. Er wollte nichts falsch machen und aufrichtiges Interesse an ihr zeigen. Nur vielen ihm keine adäquaten Satzkombinationen ein. Seine Schwester, Wanda, schlief mit Sicherheit schon und er wollte sie nicht unnötig stören. Also fiel sie schon mal als hilfreiche Unterstützung weg. 

Auf der anderen Seite würde sie sich am nächsten Morgen nur über seine lauten Träume aufregen, weil ihm das Thema keine Ruhe ließ. Gedankenlesen. Eine Fähigkeit, über die er sehr froh war, sie nicht zu besitzen.  

Er fand die Kassiererin des Sweeties wirklich sehr sympathisch. Mit den kleinen Konversationen, die sie jedes Mal führten, wenn er versuchte etwas zu bestellen, gaben sie ihm zumindest einen Hauch von Normalität. Außerdem hatte er momentan sowas wie Urlaub von irgendwelchen super wichtigen Missionen. Beim letzten Auftrag hatte er sich ziemlich schwer verletzt sodass man ihm eine zweiwöchige Ruhepause aufgezwungen hatte. Diese beinhaltete ebenfalls ein Trainingsverbot. Dementsprechend wurde ihm im Stark Tower regelmäßig langweilig. Somit war der fast tägliche Besuch des kleinen Cafés eine willkommene Abwechslung. Zufälligerweise hatte er dabei diese unglaublich freundliche Kassiererin getroffen. Dieses Zustecken seiner Nummer war ein mehr schlecht als recht gelungener Versuch gewesen, sie besser kennenzulernen. Doch anscheinend hatte sein Versuch zumindest ein wenig gefruchtet. Sie hatte ihm tatsächlich geschrieben.  

ˋHi :D Deine Empfehlung war wirklich gut. Der Kuchen war echt fantastisch und der Tee hat hervorragend dazu gepasst.´Es war das einzige, das Pietro einfiel. Morgen würde er Wanda wohl die Nachricht überprüfen lassen. 

Auf einmal wurde seine Tür schlagartig geöffnet und seine Schwester trat durch den Türrahmen. Sie wirkte genervt und übermüdet. “Hast du eigentlich eine Ahnung, wie spät es ist? Drück’ einfach auf Senden und lass das Handy Handy sein!”, knurrte Wanda ihren Bruder wütend an. Seine Gedanken waren wohl auch ganz ohne Traum sehr laut gewesen. Er sah sie entschuldigend an. “Ich weiß nicht, ob der Text so passt.'', versuchte er, sich zu verteidigen. “Du wirst es auch nicht wissen, wenn du ihn nicht abschickst”, kommentierte Wanda die Situation ihres Bruders. Sie seufzte und setzte sich zu Pietro. “Worum geht es denn überhaupt?” Pietro reichte ihr sein Telefon. “Sie ist eine sehr nette Kassiererin aus dem Café, zu dem ich immer gehe''. ”Ach dahin verschwindest du immer. Ich habe mich schon gewundert.” Pietro sah seine Schwester verwundert an. “Hab ich dir das nie erzählt?” Wanda schüttelte verneinend den Kopf. “Du hast dich die ganze letzte Woche rausgeschlichen und ganz penibel darauf geachtet, Steve und den anderen ja nicht zu begegnen.'' Pietro kratzte sich verlegen am Hinterkopf. 

Wanda gab ihrem Bruder das Telefon zurück und sah ihn aufmunternd an. “Ich denke, die Nachricht ist so völlig in Ordnung. Wenn du es ernst mit ihr meinst, solltest du nicht zu überstürzt handeln.” Pietro schmunzelte. So genau kannte er Minerva ja nicht einmal. Sie hatten in den letzten Tagen nur wenige Sätze gewechselt. Und trotzdem war es ihm wichtig, was sie von ihm dachte.

Pietro betätigte die kleine Schaltfläche ˋSenden´. Nun hieß es abwarten. Denn Wanda hatte recht. Es war tatsächlich schon sehr spät und damit recht unwahrscheinlich, dass Minerva seine Nachricht noch lesen würde.

Am nächsten Morgen wurde Fiona, wie gewöhnlich, um acht Uhr von der lieblichen Stimme von dem Frontsänger der Band ˋQueen´ geweckt, als das Lied ˋBohemian Rhapsody´ Fionas Schlafzimmer erfüllte.

Sie blinzelte müde und nahm das Telefon von seinem Platz auf dem Nachtschrank, um zu sehen, ob Nachrichten an sie versendet wurden.

Fiona blinzelte verwirrt, als sie bemerkte, dass sie nicht nur eine Nachricht erhalten hatte, sondern sogar zwei. Sie entsperrte schnell ihren Bildschirm. Es stellte sich heraus, dass die eine Nachricht von ihrer Chefin stammte und die andere von Pietro war. Auch wenn sie neugierig war, was der neuste Stammkunde des Cafés ihr auf ihren kleinen Text geantwortet hatte, war jede Nachricht von Sophie natürlich einer höheren Priorität zuzuordnen. Pietro konnte warten.

A Heart as Black as Ink Where stories live. Discover now