Kapitel 39

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-LEVIN

,,Ich will doch nur wissen, wie es ihr geht!" schreie ich meiner Schwester zu, dir mir mit Shiva auf die Nerven geht. ,,Du hast doch genug eigene Probleme!" brülle ich, als ich mir die nächste Flasche Wodka nehme. ,,Du kennst Shiva nicht! Sie passt einfach nicht hier rein..." Oder sie passt einfach nicht zu mir, auch nicht dann, wenn es mein sehnlichster Wunsch ist. Denn das ist er. Seit fast 16 verfickten Monaten will ich doch nur, dass meine Kleine zurück zu mir kehrt und mir vergibt. Gill sagt mir regelmäßig, dass ich aufhören soll ihr Blumen zu schicken und ich soll erst recht damit aufhören, ihr Karten zu schreiben. Und das habe ich... letzte Woche. Aber seit dem fühlt es sich so an, als würde ich sie kampflos davon ziehen lassen. ,,Du kannst dich doch nicht wegen ihr aufgeben..." versucht meine Schwester mich zärtlich zu beruhigen. ,,Sie war das einzige, was mich gehalten hat." Den Weg von Malibu nach Florida hätte sie sich echt schenken können, aber sie hat sich Sorgen um mich gemacht, weil ich mich seit Monaten nicht mehr bei ihr gemeldet habe. ,,Liz..." setzte ich an. ,,Lass mich einfach in Ruhe, okay?" bitte ich sie. ,,Du kannst mich mal!" Sie kommt auf mich zu und reißt mir die Flasche Wodka aus der Hand. ,,Du kannst dich nicht aufgeben, das lasse ich nicht zu!" Durch benebelten Augen hindurch sehe ich zu meiner Schwester, die ihren Hände wütend in die Hüften stemmt. ,,Okay, gut, dass ich mich schon vor längster Zeit aufgegeben habe."

Schweigend stellt sie die Flasche auf den Kamin und kommt zu mir. Aus ihren braunen Augen fällt eine dicke Träne, die ihr die Wange herab kullert. ,,Nein, Levin..." sie nimmt mich in den Arm. ,,Wegen so einer Schlampe darfst du dich nicht aufgeben." ,,Sie war viel mehr als nur irgendeine" Liz sieht zu Boden und weigert sich etwas zu sagen, was mir grade ganz lieb ist. ,,Ich will sie doch nur wieder in meinen Armen halten und ich sagen können, wie sehr ich sie liebe... aber sie glaubt, es war alles eine ausgefuchste Lüge."

,,Pass auf. Zieh dich an. Wir fahren dorthin. Jetzt gleich." Kopfschüttelnd sehe ich meine kleine Schwester an. Gill wird uns sowieso nicht die Adresse geben, nicht, dass es für mich ein Problem wäre irgendeine Adresse herauszubekommen, aber Shiva hat Gill gesagt, er soll sie mir nicht geben, weil sie es nicht will. Zum ersten Mal in meinem Leben nehme ich auf sowas Rücksicht.

,,Gill?!" Höre ich meine Schwester irgendwo im Haus rufen.

Meine Schwester rennt auf mich zu und bewirft mich mit Anziehsachen. ,,Warst du ernsthaft an meinem Schrank?" ,,Reg dich nicht auf. Ab ins Bad, sonst fahre ich alleine zu deiner Ex." Sie hat ihre Adresse? Gill hat ihr sie gegeben? Das erste mal in 15 Monaten springe ich auf, eile ins Bad, schwinge meinen Arsch unter die Dusche und ziehe mich ordentlich an. Endlich ist meine Hoffnung zurück. Vielleicht wird Shiva mir ja zuhören und sie wird es dann doch verstehen und mir noch eine Chance geben!

,,Levin, ich fahre in fünf Minuten. Mit oder ohne dich!" höre ich meine Schwester am Eingang zu mir hoch schreien. ,,Ich komme sofort!" schreie ich zurück. Wehe sie fährt alleine, das würde sie sich gar nicht wagen.

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,,Bist du schon aufgeregt?" ,,Ich weiß gar nicht, was ich ihr gleich sagen soll!" Also ja, ich bin aufgeregt, aber dieser Begriff fast meine Nervosität nicht im geringsten zusammen. Ich hatte noch nie so verschwitzte Handflächen wie jetzt grade. ,,Wann sind wir da?" frage ich meine kleine Schwester, die grade ganz deutlich anzweifelt, wer hier der Jüngere ist. Sie grinst mich bloß an und sagt, ich solle etwas mehr Geduld haben, es wird nicht mehr lange dauern.

Wir fahren auf die Auffahrt von einem kleinem Haus. Liz hat noch nicht ganz angehalten, da bin ich schon ausgestiegen und eile auf die Haustür zu. ,,Atme tief ein und aus." flüstere ich mir selber zu. Ohne darüber nachzudenken klingle ich. Liz stellt sich zu mir. ,,Ich glaube, sie ist nicht da." sage ich, weil ich Lola nicht bellen höre, weil Lola für jeden noch so kleinen Mist bellt. An der Straße räuspert sich eine Person, die meine Interesse auf sich gezogen hat.

,,Miss Delareu ist in Dubai." Dubai? Dubai?! DUBAI?! Warum zum Teufel ist sie in Dubai?! ,,In Dubai?!" frage ich nach, ob er sich auch ganz sicher ist. Der ältere Herr nickt nur. ,,Sie ist dort auf ein wichtiges Meeting." Liz sieht mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern. ,,Ich wusste bis grade nicht mal, dass sie arbeitet..." fluche ich so leise, dass der Mann das nicht hört. ,,Wann wird sie denn wieder da sein?" fragt meine Schwester für mich. ,,Ich glaube, sie hatte 7 Tage gesagt." Wen will die verarschen? Sieben Tage für ein einziges Meeting? Bei Gott, das kann nicht stimmen. Ob sie einen anderen hat?- dieser Gedanke lässt mich mir sofort um meinen Hals fassen, denn ich habe Angst keine Luft mehr zu bekommen. Mein Herz zerspringt plötzlich. ,,Mit wem?" harke ich nach, als ich auf den Herrn zugehe. ,,Mit ihrem Chef." Also doch nur beruflich... hoffentlich. ,,Wissen Sie zufällig wo in Dubai oder wie ihr Chef heißt?" fragt wieder meine Schwester für mich, denn wir beide wissen, dass wir sie jetzt suchen werden.

,,Nein. Die Bindung zwischen ihr und mir ist nicht so gut. Sie hat nie Besuch. Ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen." ,,Vielen Dank." Sie hat also nie Besuch? Ja, dann habe ich vielleicht doch noch eine kleine Flamme der Hoffnung in mir drin. An dieser Flamme werde ich festhalten, solange, bis ich sie selbst erlösche.

Ich rufe sie an. Hoffentlich geht sie auch ran. Ich hoffe es so sehr. ,,Delareu?" meldet sich die schönste Stimme der Welt. ,,Hallo. Ich bin's." Einen momentlang sagt keiner was. ,,Wer ist das?" fragt eine Männerstimme im Hintergrund. Mir ist, als würde man mir mein Herz rausreißen und auf die Straße schmeißen. Sie ist wirklich mit einem Mann in einem ganz anderem Land. ,,Ruhig..." flüstert Liz, während sie mir den Arm streichelt. ,,Das geht Sie nichts an, Herr El." sagt Shiva formell. Ich höre, wie sie den Raum verlässt. ,,Wie geht es dir?" frage ich sie. Lola beginnt zu bellen. Das sind meine beiden Mädchen. ,,Mir geht es ganz ok und wie geht es dir? Was gibt es so neues? Hat es einen Grund, wieso du mich so plötzlich anrufst?" fragt sie mich direkt, aufgewärmt und doch kühl zugleich. Ist sie sauer oder froh, dass ich sie anrufe? ,,Mir geht es nicht gut... wo bist du?" Lola bellt immer noch. ,,In Dubai..." seufzt sie. ,,Ist es nicht schön dort?" frage ich sie interessiert. ,,Doch doch, aber mein Boss und ich müssen noch viel durchgehen für das Meeting in drei Tagen." Sie hört sich wirklich müde an und ich kann nicht deuten, ob sie einfach so müde ist oder ob sie mich abwimmeln will. ,,Wo in Dubai bist du?" frage ich sie. ,,In irgendeinen überteuerten Hotel. Warte, ich frage, wie es heißt." Shiva geht wieder durch eine Tür. ,,Telefonierst du noch lange?" fragt der Mann sie.

Liz sieht mich an. ,,Überteuertes Hotel in Dubai?" Ich sehe sie genauso unwissend an, wie sie mich.

,,Mandarin Oriental Jumeira." sagt sie mir kleinlaut. ,,Sag ihm doch direkt, dass du eine eigene Penthouse Royale Suite hast." lacht er. ,,Will dir jemand nach fliegen?" ,,Nein." sagt Shiva scharf. ,,Und wer ist am Telefon?" ,,Das geht dich immer noch nichts an!" sagt sie nun befehlender. Wie kann sie es sich leisten so mit ihrem Vorgesetzten zu reden?

Meine Schwester hält mir ihr Handy vor der Nase und zeigt mir unglaubliche Bilder des Zimmers, welches Shiva wohl belegt. Aber nie im Leben würde ich 15 Tausend Euro pro Nacht dafür bezahlen. Außer es wären die Flitterwochen, ich glaube, da wäre mir das Geld das wert. Sie wäre es mir wert. Ich wäre bereit jede Summe der Welt zu zahlen, nur, damit sie lächelt, auch wenn ich weiß, dass meine Kleine sehr bodenständig ist und mich verprügeln wollen würde, wenn sie so teure Preise nur hört. Sei weiß nach wie vor nicht, womit ich mein Geld verdiene und schon gar nicht, wieviel ich verdiene.

,,Levin?" ,,Ja, Kleines?" Es wirkt als würde sie nachdenken, was sie nun sagen soll. ,,Ich vermisse dich." Bei den Wörtern schlägt mein Herz schneller. Viel schneller. ,,Es gibt noch Hoffnung!" juble ich leise zu Liz. ,,Und ich vermisse dich." erwidere ich schnell. ,,Könnten wir nach meiner Geschäftsreise vielleicht mal reden?" fragt sie mich unsicher. Im Hintergrund höre ich Wasser. Entweder hat sie das Gebäude verlassen, ist auf dem Balkon oder man hört das Meer durch ein offenes Fenster. ,,Klar!" ,,Ich muss jetzt auflegen, aber ich melde mich regelmäßig bei dir, ja?" ,,Alles was du möchtest." stimme ich bedenkenlos ein.

Enemys to LoversWhere stories live. Discover now