8. Abend

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Nár kann nur verwundert den Kopf schütteln. Es ist schlichtweg erstaunlich, wie gut die beiden Zwergenprinzen zusammen arbeiten können. Den ganzen Tag über war kein böses Wort gefallen und auch jetzt, wo sie triefend von Wasser und nur in große Tücher gehüllt zu ihrem Zelt eilen, herrscht Stille zwischen ihnen. Aber keine Ruhe, wie sie vor einem Sturm herrscht. Sondern eine einträchtige, freundschaftliche, ja, schon brüderliche.
Die Zeltplane wird hinter ihm zur Seite geschlagen. Die gemächlichen Schritte seines Liebsten sind im Gras zu hören, die dicht hinter ihm verharren. Nár spürt die Umarmung, noch bevor sich die Arme um ihn schlingen und ihn in eine wohlige und feste Wärme ziehen. Mit einem leisen Seufzen nimmt er die Einladung an.
»Du traust dem Frieden nicht«, mutmaßt Thror dicht an seinem Ohr. Das Kinn hat er auf Nárs Schulter gestützt und besieht sich skeptisch den zu friedlichen Nachmittag, der sich bereits dem Abend zuneigt. »Ich wüsste nicht, wann sie jemals so harmonisch miteinander umgegangen waren.«
Nár dreht sich in der Umarmung zu seinem Gefährten um. »Immer, wenn es um deine Märchen geht.«
»Und auch da kann ich mich an Abende erinnern, an denen sie sich kabbelten«, widerspricht Thrór. »Denk nur an Gestern. Einige böse Worte mehr und es wäre ein handfester Streit vom Zaun gebrochen worden. Harmonie war noch nie ihre große Stärke.«
Nár drückt seinem Liebsten einen dicken Schmatzer auf die Lippen, was diesem das Stirnrunzeln vertreibt.
»Kennst du einen Zwerg, der nicht gern streitet? Der nichts gegen eine kleine Kabbelei hat und anderen Streiche spielt?«, fragt er dann. »Selbst du magst es. Das Streiten mit den Menschen und den Waldlandelben und dann die Freude, wenn du ein gutes Geschäft herausschlagen kannst – bist du wirklich so sehr anders, als die Zwerglinge?«
»Schlaumeier«, brummt Thrór ungnädig, auch wenn seine Augen belustigt funkeln. »Und nun sag allen, dass wir bald mit der Märchenstunde beginnen wollen. Spute dich!« Mit einem Klaps auf den runden Zwergenhintern wird Nár losgeschickt.

Wie bereits zuvor eilte Sauron zu Sarumans Hütte im Tangwald.
»Willst du etwa noch einen weiteren Zauber?«, wurde er von dem Zauberer unwirsch begrüßt. »Es gibt keinen weiteren.«
»Ich will nicht diesen«, erwiderte Sauron. »Ich will einen Zauber, der mich für immer zu einen Menschen macht. Wenn du dafür meine Stimme und mein Haar behalten willst, kannst du es gern. Nur mach, dass ich nicht mehr in den See zurückkehren muss.«
Nachdenklich betrachtete Saruman den Prinzen des Wasserreichs. »Du willst bei den Menschen leben und nichts kann dich von diesem Wunsch abbringen?«
»Es ist mein Herzenswunsch«, erwiderte Sauron und legte zur Bekräftigung eine Hand auf sein Herz.
»Nun gut«, sagte der Zauberer. »Ich glaube mich zu erinnern, dass in meinen Büchern und Schriftrollen ein solcher Zauber zu finden ist. Doch sei dir gewiss, dass ich dafür mehr verlangen werde, als das, was du bereit bist, mir zu geben. Aber nun geh und komm morgen zur gleichen Stunde her. Dann wird der Trank bereit sein.«
Zur festgesetzten Stunde fand sich Sauron wieder vor der Hütte ein, wo bereits der Zauberer auf ihn wartete. In der Hand hielt der Alte eine Phiole, in der ein seltsames Licht zu schimmern schien.
»Dies ist der Trank, den ich für dich gebraut habe«, sagte er und hielt das Fläschchen in die Höhe. Sauron wollte danach greifen, doch Saruman stieß ihn zurück. »Es sind Bedingungen an diesem Trank gebunden, die schwerer wiegen, als die bisherigen.«
»Was du haben willst, sollst du haben«, versprach Sauron unruhig. »So rede doch endlich!«
Aber Saruman schien den Moment zu genießen und zögerte ihn hinaus. »Wie zu den anderen Malen erhalte ich deine Stimme und dein wundervolles Haar, doch wirst du beides nicht zurückerhalten, da der Zauber dauerhaft sein wird«, begann er schließlich. »Was jedoch der Zauber benötigt, ist eine Bestimmung, an die er gebunden ist. Eine Bezahlung. Ein Obolus.«
»Was verlangst du? Was soll ich tun? Benötigst du mein Blut für ein Opfer? Wie ich bereits sagte: Ich gebe es gern.«
»Nein, Prinz Sauron, das verlangt der Zauber nicht. Er braucht Größeres, darum höre mir gut zu und entscheide, ob du dieses Wagnis wirklich eingehen willst: Du hast drei Tage. Wenn am dritten Tag die Sonne versunken ist und dir bis dahin kein Mensch seine wahre Liebe gestanden hat, wirst du sterben. Dann wirst du zu Schaum auf den Wellenkämmen, wenn ein Sturm das Wasser aufwühlt. Mehr wird von dir nicht übrig sein. Willst du es trotzdem wagen?«
Sauron dachte an Glorfindel und an seiner Liebe. »Ja, das will ich«, sagte er mit fester Stimme.
»Sei wie bisher beim ersten Sonnenstrahl am Strand, trinke das Fläschchen bis auf den letzten Tropfen aus und warte dann ab«, wurde er vom Zauberer angewiesen.
Sauron nahm den Trank entgegen. Er schwamm zum Strand und wartete dort auf einem Felsen, dass der erste Sonnenstrahl ihn berührte. Sobald es soweit war, entkorkte er das Fläschchen und trank es aus. Wie zuvor durchbrannte ihn ein heftiger Schmerz, da sich sein Körper zu dem eines Menschen formte und als er verging, kleidete er sich eilig an.
Wie zuvor erwartete ihn Glorfindel am Tor und schloss Sauron in seine Arme. Mit einem süßen Kuss begrüßte er ihn und da es früh am Morgen war und alle im Schloss noch schliefen, führte er ihn in seine Gemächer. Dort zeigte er Sauron, wie schön und berauschend die Liebe war, aber das Wort kam ihm nicht über die Lippen.

Von Elben und FischenTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang