„Meinst du, denen kann etwas Ernstes darin passieren?", fragt Neville und knetet dabei seine Hände. „Bestimmt. Die erste Aufgabe war ja schon schrecklich gefährlich. Aber die vier sind wirklich gut. Ich denke nicht, dass jemand mit mehr als ein paar Verletzungen da raus geht." Kaum habe ich meinen Satz zu Ende gebracht, ertönt ein lauter schrecklicher Schrei, darauf ein Zischen und ein roter Funkennebel schießt in den Himmel. Die Blaskappelle hört mit einem Quietschen auf zu spielen. „Sicher nichts Ernstes.", versuche ich Neville zu beruhigen, der angespannt neben mit auf seinem Sitz auf und ab wippt. Heiler eilen aus allen Richtungen herbei und ich sehe, wie sie auf einmal verschwinden. Kurze Zeit später tauchen sie am Rande des Labyrinthes wieder auf, auf einer Trage zwischen ihnen Fleur.

„Was ist mit ihr?", fragt Hermine. „Ist sie tot?", fragt Neville geschockt. „Quatsch.", meine ich und hoffe, dass sie es nicht ist. Doch sie bewegt sich noch, zuckt immer wieder, ihr Körper voller Blessuren. Sie sieht schrecklich aus, doch es sieht nach nichts aus, was die Heiler nicht richten könnten. Schnell tragen sie sie in das Medizinerzelt und schließen die Vorhänge hinter sich. Aufgeregt eilen eine hübsche, blonde Frau, ein Mann mit dunkelbraunen Haaren und ein kleines Mädchen, die ich als Fleurs Schwester identifiziere, zum Zelt und beten um Einlass. Ich sehe sie aufgeregt im Zelt verschwinden, ehe die Vorhänge für vorwitzige Nasen verschlossen werden.

„Du zerquetschst meine Hand." Ich schüttle mich und blitze zu Fred, der mit gerunzelter Stirn auf mich herabschaut. „Was?" - „Du zerquetschst meine Hand." - „oh.", mache ich und lockere schnell meinen Griff. „Die Heiler werden sie schnell wieder aufpeppeln. Ganz sicher." Ich nicke und spüre, wie eine Anspannung von mir ablässt, die ich zuvor nicht gespürt hatte. Vielleicht ist das Ganze doch nicht so harmlos, wie ich angenommen habe. Was, wenn wirklich einer der Kandidaten stirbt? Ich schlucke bei dem Gedanken und atme tief durch. Sicher nicht. Sage ich mir selbst und versuche geregelt weiter zu atmen.

Dumbledore kommt aus dem Medizinerzelt und stellt sich vor die Tribünen. „Darf ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten?", tönt es durch die ganze Arena. Stille. „Miss Delacour geht es gut, sie hat ein paar Blessuren abbekommen, wird aber schnell wieder auf den Beinen sein. Danke." Dann verschwindet er wieder. Er wirkt angespannt, nicht so ruhig wie sonst. Hat er Angst? Weiß er etwas, das wir nicht wissen?

Es dauert nur etwa eine viertel Stunde, bis das nächste Geräusch aus dem Labyrinth zu vernehmen ist. Es ist ein tiefes Knurren. Ein männliches Gebrüll, könnte man sagen. Ein Knall, ein Zischen. Stille. Dann, wieder ein Zischen und roter Funkennebel schießt in die Höhe.

Wieder verschwinden die Heiler, wieder kommen sie mit einem Kandidaten auf der Trage wieder zurück. Das komplette Publikum ist auf den Beinen um den Kandidaten sehen zu können. Diesmal ist es Krumm und er bewegt sich nicht.

„Oh mein Gott.", meint Hermine und schlägt sich die Hand vor den Mund. Tränen füllen ihre Augen und sie steht sofort auf. Ehe jemand etwas zu ihr sagen kann, ist sie schon auf dem Weg zu ihm. „Der ist jetzt aber tot, oder?", fragt Neville wieder. Ich schlucke und schaue zu Fred hoch. Auch er wirkt angespannt. Seine Stirn liegt in Falten und sein Atmen geht schwerer.

Hermine versucht, in das Zelt zu gelangen, wird jedoch nicht reingelassen. Etwas regt sich neben Neville, Ron läuft die Treppen der Tribüne im Sprint herunter und ist schnell bei Hermine angelangt. Ich sehe, wie er den Arm um die Schultern der schluchzenden Hermine legt und diese ihr Gesicht in seiner Brust vergräbt. „Er wird doch nicht wirklich..." Ich lasse mich auf meinen Sitz fallen. Neville neben mir kauert schon längst darauf und hat sein Gesicht in seinen Händen vergraben. Fred und George tuscheln, doch ich höre sie nicht. Freds drückt meine Hand und ich erwidere den Druck. Ich blicke zu Neville, der alleine auf seinem Sitz kauert und nehme auch seine Hand. Er blickt auf, als ich vorsichtig seine Hand nehme und behutsam drücke. Er atmet tief und sein Gesicht ist bleich. Dann nickt er und zieht seine Nase hoch.

Es herrscht eine totenstille, niemand sagt etwas, bis endlich Dumbledore aus dem Zelt kommt. Er braucht gar nicht erst um Aufmerksamkeit bitten, jedes Augenpaar in der Arena hängt an seinen Lippen. „Viktor Krumm geht es gut." Die Menge atmet aus. „Er ist nur bewusstlos." Jubeln, Lachen, erleichtertes Aufstöhnen. Ich atme tief aus und mein Körper entspannt sich wieder. Gottseindank, denke ich. Ich blicke zu Ron und Hermine. Sie reißt sich von ihm los und wird endlich in das Zelt gelassen. Ron steht wie ein begossener Pudel da und kratzt sich am Hinterkopf. Sie wären so ein schönes Paar, denke ich, ehe Neville neben mir seine Position richtet und sich wieder normal hinsetzt. „Gottseidank.", meint er und ich lächle ihm zu.

Jetzt herrscht lange Stille. Man hört ab und an ein Quietschen, Schlürfen, einen Knall, hier und da ein paar vereinzelte dumpfe Schreie. Dann herrscht Totenstille.Es wird langsam kühl. Obwohl schon Sommer ist, sind die Abende immer noch nicht warm.

Fred geht Popcorn kaufen und als er wiederkommt, verteilt er die Tüten. Er setzt sich wieder neben mich und legt seinen Arm um mich. Ich nehme ihm schnell das Popcorn ab. „Oh, das ist ja noch warm.", meine ich und wärme an der Tüte meine Hände. Hermine und Ron sind wieder bei uns und Hermine muntert Neville auf, indem sie ihm davon erzählt, dass es Krumm tatsächlich den Umständen entsprechend gut geht. Ron sitzt beleidigt daneben.

„Was passiert eigentlich, wenn alle Kandidaten ausgeknockt werden?", frage ich und schiebe mir eine Hand voll Popcorn in den Mund. „Vielleicht hat dann der gewonnen, der als letztes rausgeflogen ist?", meint Fred und zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung." Ich nicke und kaue auf meinem Popcorn. „Ich denke, dass die Aufgabe beendet wird, sobald nur noch ein Spieler übrig ist. Hoffe ich zumindest. Wir könnten sonst Tage hier sitzen." Neville atmet laut aus. „Tage?", fragt er und Hermine zuckt mit den Schultern. „Wer weiß, wie gut dieser Pokal versteckt ist." Neville nickt. „Mh..."

„Ich hoffe Harry geht es gut.", meint Ron. „Bestimmt. Er ist klug.", mein Hermine. „Ich hoffe Cedric geht es gut.", meine ich und Hermine nickt. „Der ist mindestens genauso klug." Stille. Es wird immer dunkler und kühler.

Stumm gähne ich und schmiege mich an Fred's Brust. Er zieht mich ein Stück näher an sich ran und nimmt mir das Popcorn aus der Hand „Nur zur Sicherheit", meint er. Ich merke, wie die Müdigkeit mich überkommt und schließe die Augen.


Als ich sie wieder öffne, steht die Welt Kopf.


Schreie wecken mich, Mädchen, die schluchzen, ein zitternder Neville neben mir, Rufe und letzendlich erdrückende Stille, die von erdrückenden Klagelauten durchdrungen wird. Ich muss mich erst orientieren. Die Gesichter um mich herum sind entsetzt. Neville hat die Knie an den Körper gezogen und die Arme um die Knie geschlungen. Hermine und Ron sitzen nicht mehr auf ihren Plätzen, Fred hält mich fest in seinem Arm, sein Gesicht bleich, genau wie das seines Zwillingsbruders. Als Fred merkt, dass ich mich bewege, sieht er mich entsetzt an. „Was ist los?", frage ich und winde mich aus seinem Griff, um sehen zu können, was die anderen sehen. „Em, warte..." Fred versucht mich wieder an sich zu ziehen, aber ich stehe auf und blicke auf das Szenario vor mir.

Harry, den Pokal neben sich liegend, über Cedric gebeugt, der am Boden liegt. Mit offenen Augen, jegliches Leben aus seinem Blick gesogen. Der Junge ist tot. Diesmal wirklich.

Ich merke, wie die Farbe aus meinem Gesicht weicht. Ich stütze mich an Fred ab und lasse mich wieder von ihm an sich ziehen.

Der Junge, den ich eben noch in meine Arme geschlossen habe und auf den ich gesetzt habe. Er hat das Spiel verloren und er hat sein Leben verloren. „Nein..", meine ich. „Das kann doch nicht sein." Fred drückt mich feste an sich. Tränen schießen mir in die Augen und ich atme schneller. Stumm fließen die Tränen meine Wangen herunter und tropfen auf Freds Umhang, doch das stört ihn nicht.




𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt