Kapitel 03 - Warten

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"Ich bereue nichts. Entweder habe ich gewonnen oder daraus gelernt", sagte ich zu mir selbst, während ich mich hinter das Lenkrad von dem Geländewagen meines Vaters setzte. Ich war nachdenklich als ich den Motor anließ. Wo hätte jemand wie ich Fehler machen können. Meine Ausarbeitung war perfekt. Sie mussten mich einfach für das Förderungsprojekt auswählen. Ich war zufrieden mit meiner Leistung.

Die nächsten Tage vergingen ohne eine Antwort der Patel-Stiftung. Ich checkte stündlich mein E-Mail Postfach. Ich beruhigte mich mit dem Gedanken, dass ich nicht der Einzige war, der einen Antrag stellte. Ich lenkte mich mit der Arbeit im Krankenhaus ab. Ich tippte grade auf meinem Handy herum, als ich in die Cafeteria kam. Routiniert griff ich nach dem Serviertablett. Platzierte eine große Kaffeetasse darauf und ging zu der Maschine, um mein schwarzes Glück abzufüllen. Ich murrte hörbar, da ich immer noch keine Nachricht sah. Genervt schaute ich mich in der Cafeteria um. Es war spät. Viele waren nicht mehr im Dienst. Ich ließ enttäuscht, dass meine Tasse bereits voll war, den Knopf des Automaten los. Auf dem Weg zur Kasse griff ich noch nach einem belegten Brötchen und zahlte. Ich gab wie immer etwas Trinkgeld und wandte mich um zu gehen. Stieß dabei aber gegen jemanden. Ich hob hastig mein Tablet an, um ein überlaufen des Kaffees zu vermeiden.

"Oje... die Zornesfalte zwischen deinen Augen wird wohl für immer bleiben, wenn du weiter so böse guckst."

Ich kannte diese erotische Stimme und schaute unter dem Tablet durch, da sie kleiner war als ich. Meine Augenbraue zuckte.

"Hast dich nicht verändert, Rudnik.", fügte sie hinzu und rückte ihre eckige Brille zurecht. Die junge Ärztin war in meinem Alter. Ihre Haselnussbraune Mähne hingen ihr über die Schulter. Sie trug ein elegantes Outfit unter den sonst schlichten Kittel. Ihre Gegenwart konnte ich schon ein halbes Jahr nicht genießen. Ich hatte mit ihr im selben Studienjahrgang abgeschlossen.

"Wolltest du nicht ein Auslandsjahr machen, Sierra?"

"Es war nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Fortschritt war dort Fehlanzeige und mit meiner Gesundheitstechnologie brauchte ich dort nicht mal anzufangen." Sie seufzte frustriert. "Ich bin schon seit einer Woche hier, aber du hast dich kaum in der Cafeteria blicken lassen."

"Hatte selten einen Grund dafür." Sie reichte mir ihr Tablett und lächelte mir dankend zu. Ich folgte ihr und sah ihr schweigend dabei zu, wie sie es bestückte.

"Woran arbeitest du grade?"

"Dies und das", war meine kurze Antwort. "Sie konnte im Süden also nichts mit deiner Art von Medizin anfangen? Was fehlte? Der Fortschritt oder der Verstand?"

"Von allem etwas, mein Lieber." Sie bezahlte und drehte sich schmunzelnd zu mir um. "Ich habe noch einiges zu tun. Lust auf gemeinsame Arbeit? Ich brauche nur meinen Laptop zu dir zu bringen."

Ich murrte hörbar und folgte ihr mit den Tablets. Stellte diese ab und sah sie an. Sie war ein wenig braun geworden.

"Ich habe nicht vor, heute Nacht nach Hause zu gehen, Olivia."

"Nachtschicht? Schon wieder? Bei dir brannte gestern Abend schon lange das Licht."

"Mir gefällt es hier halt besser...", antwortete ich nichtssagend.

Ich wollte meinem Vater aus dem Weg gehen. Seine Blicke waren wie Dolche. Ich setzte mich und tank einen Schluck von meinem Kaffee. Sie starrte mich wissend an.

"Ist es wieder so schlimm zwischen dir und Maximilian?"

Ich schaute zu ihr auf. Meine Augenbraue zuckte, dass sie ihn immer noch beim Vornamen nannte.

"Du kannst auch gerne bei mir schlafen. Nur weil wir getrennt sind, heißt das nicht, dass ich nicht für dich da bin, Alexej." Sie schaute mich über ihre Brillengläser hinweg an. "Dann können wir in Ruhe über alles reden und du brauchst nicht die Nacht zum Tag zu machen."

Alexej Rudnik -  Bekenntnisse eines NekromantenWhere stories live. Discover now