Long time no see

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„Ashley?"
Ich schüttelte meinen Kopf, als mich der Klang meines Namens aus den Gedanken riss. Erst jetzt merkte ich, wie mich meine ganze Familie eindringlich anstarrte.
„Hm?" fragend schaute ich mich um, was Dad zum Lachen brachte.
„Tja, das ist meine Tochter... immer am Träumen..." Nun stieg auch der Rest in sein Lachen mit ein, was mich nur schmunzelnd die Augen verdrehen ließ.
„Ich habe dich gefragt, ob du morgen Lust hättest zusammen mit mir Charlie zu besuchen? Seine Tochter Bella lebt nun auch seit ein paar Jahren hier bei ihm und geht auch auf die Forks High School... Dann würdest du zum Schulbeginn schon direkt jemanden kennen..."

Ich biss mir auf die Lippen, während ich überlegte, was ich darauf antworten sollten. Einerseits hatte ich wirklich gar keine Lust mit Dad irgendwelche alten Bekannten zu besuchen und erzwungene Vater-Tochter-Zeit zu verbringen. Andererseits hatte er Recht und es könnte nicht schaden, wenn ich vor Schulbeginn schon das ein oder andere Gesicht kennen würde.

„Ich werd's mir überlegen..." war meine letztlich sehr vage Antwort. Dad brummt nur emotionslos vor sich und nickte. Ganz offensichtlich hatte er sich eine andere Reaktion erhofft, und auch meine Großeltern schauten skeptisch zwischen uns hin und her, lenkten das Gespräch aber zum Glück nochmal zurück zu Bella.

„Das arme Ding, hatte es in letzter Zeit auch nicht einfach... Sie war völlig am Ende, als die Cullens weggezogen sind... Wie dünn sie war... Furchtbar..." Grams schüttelte den Kopf, ehe sie wie ein Wasserfall weitererzählte, ohne, dass wir nachfragten.

„Zum Glück sind sie dann wieder zurückgekommen... Alma hat mir erzählt, dass Dr. Cullen es wohl nicht ertragen hat, seinen Sohn so leiden zu sehen, sogar von einem versuchten Selbstmord war die Rede... Weshalb er kurzerhand wieder die Stelle hier in Forks angenommen hat... Ein toller Vater! Auch wenn er im Grunde ‚nur' der Adoptivvater ist..."

„Was hat denn das damit zu tun, Margo? Vater ist Vater und Kind ist Kind!" Grandpa guckte sie belehrend an, woraufhin sie nur nickte.

„Ja natürlich, das weiß ich doch... du weißt wie ich das meinte..." sagte sie abwinkend.

„Und auf das Geschwätz von Alma Newton solltest du sowieso nicht allzu viel geben, die redet zu viel, wenn der Tag lang ist..." Er verdrehte die Augen bei dem Gedanken an die Frau, die offensichtlich für den Klatsch und Tratsch in der Stadt verantwortlich war.

„Wer sind die Cullens?" Meine Frage durchbrach die kurz entstandene Stille, als alle überrascht zu mir schauten. Ja, da könnt ihr mal sehen: Auch ich kann mich an dem Gespräch beteiligen... Zumindest, wenn es um die interessanten Dinge geht... Und das große Trennungsdrama meiner Sandkastenbekanntschaft Bella, war ein Thema, was mich tatsächlich interessierte. Nachdem Grams mich mit allen Informationen versorgte, die sie über die Cullens hatte, war ich nur noch interessierter. Diese Familie schien irgendwie außergewöhnlich zu sein und spätestens, wenn die Schule wieder losging, könnte ich mich selbst davon überzeugen. Ehe ich weiter drüber nachdenken konnte, hörte ich mich bereits laut die Worte „Dad, ich komm' morgen mit" sagen. Er war so überrascht von meiner plötzlichen Zusage, dass er sich an seinem Kaffee verschluckte.

„Wie schön..." brachte er röchelnd hervor, während Mom ihm auf den Rücken klopfte.
Na toll, ich und mein schnelles Mundwerk mal wieder. Also würde es morgen wohl doch einen Vater-Tochter-Ausflug geben. Wie toll...

Nachdem meine Großeltern sich für den heutigen Tag verabschiedeten, ging ich wieder zurück in mein Zimmer, wo mir plötzlich ein Briefumschlag auf dem Boden auffiel. Kurz wurde ich stutzig, bis mir einfiel, dass es sich um den Umschlag handeln musste, welchen Stephan mir zum Abschied gegeben hat. Da ich ihn nun ganz offiziell öffnen durfte, riss ich ihn neugierig auf – einen Moment war ich stolz auf mich und meine Selbstbeherrschung. Als erstes flog mir ein kleiner Notizzettel entgegen, auf dem lediglich die Worte ‚Falls du mich mal wieder ZU sehr vermissen solltest... ;) Stephan' standen. Wow, das kam ja fast einem Roman gleich. Ich verdrehte kurz die Augen, da mein bester Freund noch nie ein Mann der großen Worte war und es vermutlich auch nie werden würde. Was ich danach in den Händen hielt, trieb mir dann jedoch die Tränen in die Augen. Dieser Kerl war einfach verrückt. Es waren fünf Flugtickets – drei Hinflüge von Seattle nach L.A., aber nur zwei Rückflüge nach Seattle. Ich verstand den kleinen Wink mit dem Zaunpfahl und musste grinsen. Er verhielt sich zwar manchmal wie ein Eisblock, aber dieses Geschenk zeigte mir, dass mein Weggang auch ihm zu schaffen machte. Gerührt über diese Geste, die mir eine Flucht in mein altes Leben zu jeder Zeit ermöglichte, wischte ich mir die Tränen weg. Sofort griff ich zum Handy und wählte Stephans Nummer, um mich zu bedanken. Was folgte war ein fast einstündiges Gespräch, so als hätten wir uns nicht erst gestern gesehen. Es tat gut seine Stimme zu hören, es fühlte sich fast so an, als wäre alles wie immer. Anschließend nutzte ich den freien Abend, um auch David und Jenny über die neusten Eindrücke in Kenntnis zu setzen. Letztere wurde vor allem hellhörig, als ich ihr von dem morgigen Besuch bei Bella erzählte.

If It Makes You Happy It Can't Be That Bad | Jacob BlackTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang