Bad news

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Die Haustür fiel hinter meinen Mädels ins Schloss, während ich langsam in Richtung Küche schlurfte, wo ich bereits die Stimmen meiner Eltern vernahm. Anhand der Lautstärke und einiger, weniger Wortfetzen, die in mein Gehirn drangen, konnte ich erkennen, dass sie stritten. Kaum hatte ich die Küche betreten verstummten sie beide augenblicklich und schauten mich ertappt an.
„Hallo mein Schatz, wie geht es dir? Hast du es auch endlich aus dem Bett geschafft?" Mom kam auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf die Wange, gefolgt von einem nervösen Lachen. Die beiden wirkten so überrumpelt, dass man den Eindruck bekam, sie hätten vergessen, dass ich auch noch in diesem Haus lebte. Misstrauisch nickte ich vor mich hin. Denn tatsächlich kam es sehr selten bis nie vor, dass sich die beiden stritten. Was nicht zuletzt daran lag, dass die gemeinsame Zeit der Beiden so rar war, sodass auch fürs Streiten entsprechend wenig Zeit blieb.
„Hattet ihr gestern einen schönen Abend?" Dad gab sich größte Mühe die Frage beiläufig klingen zu lassen und einen unbeschwerten Eindruck zu erwecken, so als wäre nichts gewesen. Also entweder dachten die beiden ich wäre absolut dämlich, oder noch nicht ganz auf der Höhe wegen des gestrigen Abends und würde nicht merken, dass hier irgendwas im Busch war. Wütend verschränkte ich die Arme voreinander und überging Dads Frage.
„Was ist hier los? Wieso streitet ihr euch?"

Betreten blickten sie auf den Boden und hüllten sich in Schweigen, weshalb direkt meine Alarmglocken läuteten. Was auch immer der Grund für den Streit war, es hatte offenbar auch irgendwas mit mir zu tun, andernfalls würden sie jetzt nicht so schuldbewusst dreinschauen. Als nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch niemand auf meine Frage antwortete, kroch die Wut allmählich in mir hoch. Waren wir hier im Kindergarten? Sonst hatten sie schließlich auch kein Problem mit Konflikten.
„Also? Wollt ihr heute noch auf meine Frage antworten oder wie lange wollen wir dieses Spiel spielen?"
Nach einer weiteren Ewigkeit erbarmte Mom sich und durchbrach die Stille: „Dein Vater hat ein Haus in Forks gekauft." Anklagend schaute sie nun zu Dad rüber, der nach wie vor jeden Augenkontakt mit mir zu meiden schien.
Doch noch war die Information nicht ganz zu mir durchgedrungen beziehungsweise sorgte sie für mehr Fragezeichen als Antworten. Wieso um alles in der Welt kaufte er ein Haus dort? Das machte doch gar keinen Sinn. Allmählich fing mein Kopf wieder zu pochen an, weshalb ich dieses Gespräch nun schneller vorantreiben wollte, um mich schnellstmöglich zurück ins Bett zu verkriechen.

„Dad, wieso kaufst du ein Haus in Forks? Wir sind so gut wie nie dort?! Nur damit Mom und Grams nicht aufeinander losgehen, wenn wir mal alle zwei Jahre zu Besuch sind? Das ist doch absoluter Schwachsinn!" Ich starrte ihn verwirrt an.
Meinen Kommentar ignorierend ergriff Mom stattdessen das Wort: „Genau Daniel, erzähl deiner Tochter wieso du ein Haus in Forks gekauft hast..." Erwartungsvoll schaute sie Dad an, welcher ihr nur einen bösen Blick zuwarf und schwer ausatmete. Doch noch immer kam aus seinem Mund kein Ton. Sollte das eine Art Ratespiel werden? Wenn ja, dann verstand ich scheinbar die Regeln nicht und verlor mit jeder Sekunde mehr meine Geduld.
„Dad, hast du vor noch heute etwas zu sagen oder hast du ein Schweigegelübde abgelegt, von dem ich noch nichts wusste?"
Ein kurzer Blick zu Mom verriet mir, dass sie jede Sekunde explodieren würden, wenn Dad nicht bald den Mund aufmachen würde. In meinem Kopf zählte ich langsam runter: 5, 4, 3, 2, 1.

„Dein Vater will, dass wir wieder zurück nach Forks ziehen!" Boom, DAS hatte gesessen. Es dauerte einen kleinen Augenblick, bis die Bedeutung dieser Worte zu mir durchdrang. Fassungslos stütze ich mich am Küchentresen ab, während ich ins Leere blickte. War das ein Scherz? Ich hoffte es für die beiden, ansonsten konnte ich für mich nichts garantieren.
Umziehen? Weg aus L.A.? Weg von David? Weg von Jenny? Weg von Stephan? Weg von Lucy und Mimi? Nach Forks?
Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch in meinem Kopf drehte sich alles. Mein nach wie vor existierender Kater war dabei auch keine große Hilfe.

 „Kleines, sag doch etwas..." Mit schuldbewussten Augen schaute Dad mich nun endlich an und war dabei einen Schritt auf mich zuzugehen, als ich ihm mit gehobener Hand zu verstehen gab, dass er mir bloß nicht näherkommen sollte.

If It Makes You Happy It Can't Be That Bad | Jacob BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt