Kapitel 59

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Ich war am Vorabend so müde gewesen, dass ich vergessen hatte den Wecker zu Stellen. Na ja, glücklicherweise gab es noch Tim, der uns am frühen Morgen weckte. Jedoch erst nachdem er gefrühstückt hatte, sodass Ben und ich keine Zeit mehr hatten auch Frühstücken zu gehen. "Mann, ich hab hunger", maulte ich als wir zum Unterricht gingen. Ben legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich etwas näher an sich, während wir durch die Flure wandelten. "Das holen wir in den Freistunden nach mein Schatz", meinte mein Freund nur und küsste mich auf den Kopf. "Mag ich nicht", murrte ich und wir gingen durch die Tür. Schliesslich sassen wir zwei Lektionen im Unterricht, dann hatten wir auch schon genug für den Morgen, denn die nächsten drei Stunden waren Freistunden. Eine, weil es so im Stundenplan stand und die anderen Zwei weil unsere Lehrerin ein Kind bekommen hatte. "Was hälst du davon wenn wir in die Stadt gehen und in einem netten Café frühstücken?", fragte ich Ben als wir aus dem Klassenzimmer traten und der Braunhaarige war sofort dabei: "Klar, lass uns das tun!" Wir brachten unsere Sachen ins Zimmer zurück und schliesslich fuhren wir mit dem Bus in die Stadt. Ohne Zwischenfälle... Na ja, beinahe. Als wir im Bus standen, es war ziemlich voll, hatte Ben seine Arme um meine Mitte gelegt und ich mich an ihn gekuschelt, da ich immer noch ziemlich müde war. Eine ältere Frau hatte geschimpft. Doch das war ich mir irgendwie schon langsam gewohnt. Es gab weitaus schlimmeres. Nur etwa zehn Minuten nachdem wir in der Stadt angekommen waren, fanden wir uns in einem süssen kleinen Café wieder, wo man brunchen konnte. Genau das, was ich jetzt brauchte, ich hatte nämlich einen Mordshunger. Ben und ich sassen an einem zweier Tisch, jedoch nicht einander gegenüber sondern nebeneinander, an zwei aneinandergrenzenden Seiten die eine Ecke bildeten. So waren wir uns näher. Die Bedienung war total freundlich gewesen und hatte uns schon mal Kaffee und heisse Schokolade gebracht, das Essen konnten wir uns selbst am Buffet holen. Doch im Moment war ich damit beschäftigt mit Bens Händen zu spielen, nervös über die Frage nachdenkend, ob ich es ihm sagen sollte.

"Erde an Max", hörte ich plötzlich eine Stimme an meinem Ohr und zuckte zusammen. Ben lachte leicht als ich ihn ansah und ich stiess mit meiner Schulter leicht an seine. "Das war mies", murmelte ich und Ben lachte. "Über was hast du denn so intensiv nachgedacht?", fragte er nur und gab mir einen Kuss auf die Wange. Er war wirklich ziemlich Anders. So verliebt und erleichtert. Wahrscheinlich lag es daran, dass er sich nicht mehr verstecken musste. "Über uns", antwortete ich ihm und gab ihm einen kurzen Kuss auf seine Hand, die ich in Meiner hielt. "Was gibt es denn darüber nachzudenken?", wollte Ben jetzt wissen und ich seufzte, meine Augen kurz schliessend. "Max was ist los? Sag mir jetzt nicht, dass du mich verlassen willst...", flüsterte er beinahe tonlos und ich schüttelte heftig den Kopf. Sanft küsste ich ihn auf die Stirn und sagte: "Nein, natürlich nicht. Aber  ich hab ein Angebot erhalten... Ein einmaliges Angebot, dass ich eigentlich nicht ausschlagen kann." Ben schien sehr verwirrt zu sein und fragte: "Max raus mit der Sprache; was für ein Angebot?" Ich legte meinen Kopf in die Hände und erklärte es ihm: "Ich hab das Angebot bekommen für ein Jahr nach Amerika an eine Tanzschule kann... Verstehst du, wenn ich das Tanzen wirklich zu meinem Beruf machen will, dann wär das DIE Chance. So eine bekommt man einmal und dann nie wieder..." Ben schien zu verstehen, denn ich bemerkte wie er seinen Kopf hängen liess. "Lass uns was zu Essen holen", meinte er dann und erhob sich. Toll Max, jetzt ist die Stimmung im Eimer. Dabei war das gerade so süss gewesen, wie Ben sich verhalten hatte. Dennoch folgte ich ihm nun zum Buffet, nahm mir Brötchen, Rührei, Lachs und Meerrettich-Püree und setzte mich schliesslich wieder zu dem Braunhaarigen der an seinem Kaffee nippte. Schweigend biss ich von meinem Brötchen ab als ich seine Worte vernahm: "Du willst also ein Jahr lang weg von mir?" Der Bissen den ich im Mund hatte, war schneller runtergeschluckt als ich es je für möglich gehalten hätte, da ich ihm heftig widersprechen musste: "Nein!" Ups, das war etwas laut gewesen... Leiser fügte ich hinzu: "Nein, natürlich nicht. Ich würde niemals von dir weg wollen, schon gar nicht freiwillig und für so lange Zeit. Aber es ist halt eben eine einmalige Chance. Und ich fürchte, dass wenn du mich dazu bringst mich zwischen dem Tanzen und dir zu entscheiden, wirst du verlieren weil das Tanzen halt eben ein Teil von mir bist. Du machst mich erst komplett aber ohne seine zweite Hälfte kann man überleben. Ohne etwas was einen erfüllt nicht... Verstehst du was ich meine?"

No, I can't - Yes, WE can. (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt