Kapitel 63

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Bens Sicht

Ich trat in die Gepäckausgabehalle und freute mich einfach nur darauf Max endlich wieder zu sehen. Den Ärger über die wenige Zeit die sir hatten war für den Moment vergessen, ich freute mich einfach nur. Max war extrem beschäftigt gewesen, sodass wir kaum Zeit hatten zu skypen. Meistens blieb es bei kurzen Telefongesprächen übers Internetz oder Whatsapp. Ich hatte darunter schon gelitten, doch der zunehmende Druck wegen den Abschlussprüfungen hatte mich dann irgendwann such abgelenkt. Und unsere tollen Freunde, die voll für mich da waren. Ich sah gerade auf den Bildschirm mit den Angaben, an welcher Ausgabestelle welches Gepäck ankommen würde, als ich hinter der Glasscheibe zur Ankunftshalle Max sah. Er stand da, und die Anzeigetafel war uninteressant. Sofort ging ich hin und schob mich in sein Blickfeld. Es war als wäre eine Lampe angeknipst worden; sobald er mich sah begann er breit zu grinsen. Auch ich lächelte und blieb vor ihm stehen, meine Augen in seine Grauen bohrend. Gott, hatte ich ihn vermisst. Er sah gut aus, aber auch irgendwie anders. Seine Haare waren kürzer und sein Gesicht irgendwie kantiger. Ich hatte das Gefühl, dass er abgenommen hatte, obwohl er sonst ja schon immer total schlank und trainiert gewesen war. Doch was war das jetzt wichtig? Er stand nur 15-20cm von mir weg! Wenn da bloss nicht die dumme Scheibe gewesen wäre. Max legte seine Hand dagegen und ich tat es auch, während ich mich in seinen eisigen Augen verlor. "Ich liebe dich", sagte ich leise und Max verstand mich, denn er wiederholte es. Diese Worte hatte ich von ihm schon so oft gehört, dass ich sie immer Lippenlesen könnte. Der Moment war perfekt. Na ja, zumindest bis Mam nach mir rief. Seufzend drehte ich mich um, sie winkte. Mein Blick glitt wieder zu Max, doch er war weg. Ich entdeckte ihn schliesslich etwas weiter vorne und beschloss schnell meinen Koffer zu holen um endlich zu ihm zu kommen.

Und das tat ich dann auch. Ich war beinahe ausgerastet, weil die Gruppe vor uns so langsam war, aber dann stand der Nordländer endlich vor mir. "Wer bist du und was hast du mit meinem Freund gemacht?", scherzte ich und schlang meine Arme um ihn. Max lachts, ich liebe dieses Lachen. Seine Arme glitten unter meine Jacke und verschränkten sich in meinem Rücken. Er meinte, dass er nicht so Anders aussehe, doch ich provozierte ihn ein wenig und forderte einen Beweis, dass er es wirklich sei. Und ich bekam genau, was ich wollte: einen langen Kuss. Meine Hände fuhren seinen Rücken hoch und vergruben sich in seinem Haar. Ich hätte die Welt vergessen können, doch Mam holte uns mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie begrüsste Max meiner Meinung nach zu kurz und begann dann auf mich einzureden. Ich hörte jedoch nur halbherzig zu, meine Augen klebten an dem Blonden, der auf meine Schwester zuging. "Ja Mam, mach ich. Bis dann", meinte ich abgelenkt zu ihr und ging wieder zu Max. Cindy schickte ich weg. Schliesslich wollte ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit. "Wo waren wir stehen geblieben?", fragte Mein Freund und ich zog ihn zurück an unseren Platz, bevor ich lächelnd meine Lippen mit seinen vereinte.

Wir hatten uns Zeitgelassen, den Flughafen zu verlassen. Aber schliesslich sassen wir in der U-Bahn, die Hände verschränkt. Ich hatte meinen Kopf gegen Max Schulter gelegt, der Flug hatte mich zerstört. Ich hatte vor Nervosität kaum geschlafen und hier war erst Morgen! "Bist du müde?", fragte Max schliesslich, als wir die Rolltreppe an seiner Station hochfuhren und ich nickte: "Der Fluf war hart, so'n Zwölfjähriger hat die ganze Zeit gegen meine Lehne getreten." - "Wenn du magst können wir nachher ne Runde schlafen. Ich hab auch nicht wirklich viel geschlafen", erwiderte mein Freund, nun die Tür eines grossen Gebäudes mit cremefarbener Fassade aufschliessend. "Klingt super!", sagte ich darauf und lächelte wieder. Wir traten in den Lift und ich lehnte mich an die Wand, während Max die 5. Etage wählte. "Ich hab dich vermisst"; kam es dann plötzlich von ihm und ich bemerkte erst jetzt, dass er mich beobachtet hatte. Lächelnd griff ich nach seiner Hand und zog ihn zu mir. "Ich dich auch", flüsterte ich und wollte gerade meine Lippen auf Seine legen, doch ein Klingeln verkündete, dass wir angekommen waren. Max lachte, küsste mich ganz kurz - zu kurz - und trat dann raus. Wir gingen zu der linken Wohnung und er schloss auf. "Wir sind da!", rief Max auf Englisch rein und ich trat mit ihm ein.

"Heeeeyyy!", rief ein dunkelblojder Wirbelwind als ein Mädchen um die Ecke gestürmt kam und mich umarmte, und mir gleich zwei französische Küsschen gab. "Wir haben schon viel von dir gehört Ben!", sagte sie dann und ich lächelte etwas überfordert. "Oh ja, Maxie sprach von nix Anderem die letzten Tage", kam es nun von der Ecke, um die nun der Schwarzhaarige bog; Ryan. Meine Stimmung verschlechterte sich. Er wuschelte Max nicht nur durchs Haar und nannte ihn Maxie, was eigentlich MEIN Privileg war, sondern sah auch noch besser aus auf den Fotos. Und vor allem: wenn nicht seine Art und die angemalten Fingernägel es verraten hätten, dann das Regenbogenfarbene LGBT-Armband: er war schwul. Oder zumindest bi. "Hey, ich bin Ryan", meinte er dann und hielt mir die Hand hin, welche ich nahm und unnötig fest drückte um Wut loszuwerden. "Hey", meinte ich nur. Max schien zu merken, dass ich ihn nicht mochte, denn er beeilte sich zu sagen, dass wir ne Runde schlafen würden. Laure verkündete, dass sie eh auf dem Weg ins Fitness waren. Schliesslich nahm mein Freund meine Hand und zog mich in ein Zimmer. Ich stellte meinen Koffer in eine Ecke während Max die Tür abschloss. "Wieso hast du nicht erwähnt, dass dein Mitbewohner schwul ist?", fragte ich verärgert und hörte Max seufzen. "Ben, fang nicht schon wieder damit an. Wir sind erst grad wieder zusammen und ich hab Augen für niemand Anderen. Schlag dir das aus dem Kopf", sagte er dann und kam zu mir. Sanft strich er von meinem Bauch hoch zu meine. Schultern und streifte meine Lederjacke von meinen Schultern. Jetzt erst fiel mir auf, dass er die blaue Stoffjacke ausgezogen hatte. Durch das weisse Shirt konnte man seine Muskeln sehen. Okey, er hatte mich. Ein Lächeln glitt übdr meine Lippen und ich schlüpfte aus meinen Schuhen. "Sorry, ich brauch ne Runde schlaf. Meine Nerven sind am Ende", murmelte ich und Max löschte das Licht aus. Dann nahm er plötzlich meine Hand und zog mich durch das Dämmerlicht zum Bett, wo er sich hinfallen liess. Ich legte mich neben ihn, doch sogleich lag der Blonde grinsend auf mir: "Schlaf schön."

Ich runzelte die Stirn und fragte: "Und was hast du vor?" - "Dich beobachten", verkündete er und ich lachte leicht. Dann drehte ich mich so mit ihm, dass er unter mir lag. "Sicher, dass du nicht auch schlafen willst?", fragte ich ihn doch Max stellte mir nur eine Gegenfrage: "Magst du sie? Also ich mein Laure und Ryan?" Ich verdrehte die Augen und nickte. Dann liess ich aber meine Arme, auf denen ich mich abgestützt hatte einknicken und küsste sanft seinen Hals. "Aber dich Maxie zu nennen, ist immer noch mein Privileg. Und das verklicker ich diesem Schönling schon noch", sagte ich ihm ins Ohr und begann ihm einen Knutschfleck zu verpassen. Max gehörte mir. Nur mir. Und das sollte man sehen. Der Schwede verstand meine Absichten natürlich und lachte leich. Doch er liess es geschehen. Und als ich danach meine Lippen wieder auf seine legte, murmelte er: "Es wird heiss hier." Da spürte ich seine Finger unter meinem Shirt, weshalb ich mich aufsetzte und es auszog. Mein Freund tat es mir nach und als wir wieder lagen, kuschelte er sich in meine Arme. "Ich liebe dich", flüsterte ich und küsste seinen Kopf, während ich seinen Körper musterte. Max erwiderte meine Worte, doch ich hörte es nicht richtig, da ich in Gedanken versunken war. Max hatte schon immer einen durchtrainierten Körper gehabt. Aber halt Anders als ich. Ich hatte ein Sixpack und trainierte nicht nur für Kraft, sondern auch ein wenig für Ästhetik. Ausserdem war ich massiger als Max. Und er? Sein Körper war noch gleich, doch extremer. Funktionelle Muskeln, das war es was er hatte. Diesee Blonde hatte den Körper eines Tänzers, weshalb er auch schlanker und filigraner war als ich. Ausserdem waren seine Muskeln sehniger und weniger massig. Ich fand es schön, doch in diesem Moment machte ich mir etwas Sorgen um ihn. Ich hatte mitbekommen, wie hart die das mit dem Training hier nahmen und wie strikte Diszpilon beim Essen erwartet wurde. Und ich hatte Angst, dass er es übertrieb. Denn so im Dämmerlicht sah Max wunderschön aus, aber irgendwie hatte ich auch dass Gefühl, dass er Schatten unter den Augen hatte und seine Rippen mehr herausstachen. "Ben du solltest schlafen. Auffressen kannst du mich später noch", murmelte Max, der sich an mir zusammengekuschelt hatte und irgendwie bemerkte, dass ich ihn ansah. Deshalb schloss ich jetzt meine Augen und legte die Arme fest um meinen Freund, dessen Wärme ich ENDLICH wieder auf meiner Haut spürte.

No, I can't - Yes, WE can. (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt