Kapitel 65

9.7K 513 75
                                    

Ich erwachte am nächsten Morgen früh. Das war so ein wenig der Nachteil daran, dass ich eigentlich jeden Morgen um 6 Uhr aufstand um meine Runde zu laufen: Ich erwachte ohne einen Wecker zu brauchen. Ich sah zu Ben runter und lächelte, er schlief immer noch wie ein Stein. Kein Wunder, Zeitverschiebung halt. Sanft fuhr ich ihm durchs Haar, dann nahm ich meine Arme von ihm weg und rutschte vorsichtig aus dem Bett. Ben fiel ins Kissen zurück und murrte etwas. Schon hatte ich Angst, dass ich ihn geweckt hatte. Doch dann kuschelte er sich wieder in die Decke und ich lächelte. Da ich ja nun mal wach war, beschloss ich mir doch meine Runde rennen zu gehen und zog mich schnell um. Gerade als ich aus meinem Zimmer sah, traf ich Ryan der sonst immer mit mir rannte. "Dachte du kommst nicht mit wenn Ben da ist", fragte er und ich schüttelte den Kopf. "Wenn ich schon mal wach bin, dann kann ich auch mitkommen", antwortete ich ihm und wir verliessen das Haus. Kaum waren wir fünf Minuten auf unserer 5km Strecke unterwegs fragte Ry mich: "Und, wie war dein Abend. Aufregend?" Er grinste breit und ich schüttelte lachend den Kopf. "Du bist doch nur neidisch weil du keinen Freund hast", antwortete ich ihm und rannte etwas schneller. "Ach komm schon Max, gib mir Details", forderte mein Mitbewohner und ich lachte nur. Wir rannten schliesslich unsere Strecke fertig und waren knapp 25 Minuten später wieder im Lift hoch. Dort betraten wir das Appartment und trafen dort an der Tür gerade Laure, die auf dem Weg ins Pilates war. "Ich hab euch Croissants geholt. Ach ja und Max: Ben ist wach", sagte sie und und ging. Sofort lächelte ich und ging Richtung mein Zimmer, wo Ben sich gerade am anziehen war. Er trug Jeans und kramte gerade in seinem Koffer, ich vermutete nach einem Shirt. "Morgen du", meinte ich lächelnd und schloss die Tür hinter mir. Ben sah auf und sah mich von oben bis unten an: "Du bist joggen gewesen? Um die Zeit? Du bist krank Max." Er lachte leicht und ich ging zu ihm. "Hast du gut geschlafen?", fragte ich ehe ich ihm einen kurzen Kuss gab. "Ja hab ich , aber mir hat mein Freund sehr gefehlt als ich aufgewacht bin", antwortete er und es tat mir plötzlich leid gegangen zu sein. "Sorry... Ich konnte nicht mehr schlafen und dachte wenn ich schon wach bin, dann kann ich ja auch gleich mit Ry joggen gehen", entschuldigte ich mich und Ben winkte ab. "Egal, jetzt bist du ja da", sagte er lächelnd und ich erzählte ihm, dass Laure uns Frühstück besorgt hat. Ich wollte nur noch erst kurz duschen gehen und das tat ich dann auch, während Ben schnell sein Handy checkte.

Nach dem Duschen trat ich wieder ins Zimmer, zog mich an und warf mich dann neben Ben aufs Bett. "Was hälst du davor wenn wir uns schnell unsere Sachen holen und die Croissants auf dem Fluss während dem Bootfahren essen?", fragte ich ihn und drückte ihm einen Kuss auf den Hals, der sich mir so schön anbot da er auf dem Bauch lag. "Au ja, das klingt super", meinte Ben und legte sein Handy weg. Gesagt getan, wir zogen uns schnell an, packten die Croissants ein und gingen zur Metro. Natürlich liess ich dabei Bens Hand nicht los, ich war so stolz endlich mit meinem Freund durch meine neue Heimat gehen zu können und jedem zu zeigen, wie glücklich ich war. Bevor wir auf das Boot gingen holten wir uns bei Starbucks noch schnell Getränke. Dann setzten wir uns hinten in eines der Flussboote auf einen Zweiersitz und kuschelten uns ein wenig aneinander und begannen unser Frühstück zu verzehren. Ich hatte inzwischen wirklich ziemlich Hunger und lehnte als ich fertig war und kuschelte mich an Ben. Dieser legte dann, als er auch fertig war, seinen Arm um mich legte und die Aussicht genoss. "Ich hab das so vermisst, einfach bei dir zu sein", murmelte ich dann und sah zu dem Braunhaarigen auf, der mir einen Kuss auf die Lippen drückte. "Ich auch. Aber versprich mir eins; Morgen früh liegst du neben mir, sonst gibts Zoff", sagte er dann und ich nickte sofort. Es war wahrscheinlich wirklich ein Fehler gewesen zu gehen... Na ja, egal jetzt konnte ich es nicht mehr ändern. 

Nach der Bootsfahrt begaben wir uns noch ein wenig auf Sightseeing und gingen schliesslich zum Shopping über. So kamen wir gegen Abend  ziemlich vollbepackt nach Hause wo Laure und Ryan gerade Abendessen kochten. "Gut dass ihr kommt, ich wollte gerade anrufen und fragen ob ihr mitesst", sagte Ryan lachend und umarmte mich kurz. Dann brachten Ben und ich unser Gepäck ins Zimmer. Ich bemerkte, dass Ben nicht so gut drauf war und sprach ihn darauf an. "Ich mags halt einfach nicht, dass Ryan schwul ist und ihr euch so nahe steht", meinte er und legte sich aufs Bett. "Ernsthaft Ben? Ryan ist mein Mitbewohner nicht meine heimliche Affäre weil die gar nicht existiert. Ich liebe dich und NUR dich. Langsam weis ich echt nicht mehr was ich noch sagen soll damit du mir das endlich glaubst", seufzte ich und ging zur Tür. "Komm, wir gehen essen", murmelte ich dann und verliess das Zimmer. Ich hatte echt keine Lust mehr das Ganze mit Bens Eifersucht immer wieder durchzukauen. Ändern würde ichs deswegen auf jeden Fall nicht. Als ich aus der Tür trat hörte ich Ben hinter mir Stöhnen, dann das Bett quietschen als er aufstand und spürte schliesslich wie er meine Hand nahm. "Tut mir leid Maxie", sagte er mir sanft und ich nickte. "Ich weiss...", war meine Antwort ehe ich das Esszimmer betrat und mich zu den Andern setzte. Ben setzte sich neben mich und wir begannen den Hähncheneintopf mit Reis zu verzehren, den Laure gekocht hatte. Anfangs war es noch sehr still doch dann wurde das Gespräch etwas lebendiger als Ryan Fussball auf den Bildschirm der Themen brachte. Schliesslich war ich doch ziemlich zufrieden und hatte sogar ein wenig das Gefühl dass Ben sich mit Ryan anfreunden konnte. 

Nach dem Essen halfen wir noch schnell beim Abwasch ehe Ben und ich uns wieder in unser, beziehungsweise mein, Zimmer verzogen. "Ehrlich Max es tut mir leid", sagte mein Freund nochmal als er zu mir ans Bett trat auf dem ich lag. "Ist okey Ben, ich wäre wahrscheinlich auch eifersüchtig. Aber immer wieder mit dir über das zu diskutieren wird irgendwann mühselig", sagte ich zu ihm und meinte dann: "Lass uns jetzt schlafen gehen, du musst morgen früh los." Ben nickte etwas niedergeschlagen doch auch ich war nicht gerade in der besten Verfassung. Ich zog mir mein Shirt und meine Jeans aus und meine Pyjamahosen an. Ben tat dasselbe und trat, als ich gerade im Bad am Zähneputzen war, hinter mich. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und ich musste beinahe Lachen. Dann spuckte ich aus, versorgte meine Zahnbürste und gab dem Braunhaarigen einen kurzen Kuss. "Lass mich nicht zu lange warten", murmelte ich noch zu ihm ehe ich wieder ins Zimmer ging und mich in mein Bett kuschelte. Ben liess sich wirklich nicht Zeit, er kam kurz darauf zu mir und legte sich in mein Bett. Seine Arme legten sich um mich und ich kuschelte mich an ihn. Langsam fuhr er über meinen Bauch und zog die Linien nach die sich darauf abzeichneten. "Max?", murmelte Ben und ich öffnete meine halbgeschlossenen Augen wieder: "Was ist?" - "Denkst du nicht, dass dus hier übertreibst? Als du heute morgen weg warst war ich in der Küche... Dieser Essensplan ist schon extrem. Und du trainierst so viel. Ich mein jeden Tag Tanztraining, dann jeden Morgen das Joggen und dann noch zwei bis drei Mal die Woche Krafttraining... Das ist extrem. Ich mein du siehst super aus aber ich denke das hier macht dich kaputt", sagte Ben und sofort sass ich im Bett. War das sein ernst? Nein ernsthaft, er kam her hat aber kaum Zeit für mich, dann ist er die ganze Zeit eifersüchtig wegen Ryan und jetzt nörgelte er auch noch an meiner Schule rum? Tanzen ist mein Traum, koste es was es wolle. Und wenn er damit nicht klar kommt, dann kommt er mit einem Teil von mir nicht klar. "Nein Ben ich halte es nicht für zu extrem! Willkommen in meinem Leben, wenn ich meinen Traum leben will dann gehört das dazu. Und wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann kannst du mich mal", rastete ich jetzt aus und erhob mich. "Ich schlaf auf der Couch, gute Nacht Ben", meinte ich dann und ging zur Tür. "Max!", ich hörte Ben aufstehen doch drehte mich schnell zu ihm um. "Ich sagte GUTE NACHT Ben", war nur meine Reaktion und ich zog die Tür hinter mir zu. Dann ging ich ins Wohnzimmer und machte es mir auf der Couch gemütlich, auch wenn ich keine Minute die Augen zutat.

Am nächsten Morgen erwachte ich als Ryan seinen Kaffee machte. Er zog eine Augenbraue hoch als er mich auf der Couch entdeckte, doch ich machte ihm schnell klar, dass ich nicht darüber reden wollte. Ben kam auch bald aus dem Zimmer, seine Mutter würde ihn um halb Acht abholen. Es war nun schon Viertel nach Sieben. Ben hatte seinen Koffer dabei. "Max können wir reden?", fragte er als er Ryan und mich am Tisch sitzen sah. "Ich denke nicht, dass das gerade der richtige Moment ist Ben. Das eskaliert so nur. Ich ruf dich an", murmelte ich nur und nahm noch einen Schluck aus meiner Tasse ohne ihn anzusehen. Ich hörte die Tür hinter Ben ins Schloss fallen und Ry sah mich an. "Denkst du nicht, dass das etwas hart war?", fragte er dann und ich schüttelte den Kopf. Doch dann ging das Schütteln in ein Nicken über. Doch, er hatte Recht. Ich hatte überreagiert. Und jetzt tat es mir leid. Sofort war ich auf den Füssen und rannte Ben hinterher. Ich erreichte ihn unten, da er ja noch eine Viertelstunde auf seine Mutter warten musste. "Lass uns reden", meinte ich dann und setzte mich auf die Treppe. Ben drehte sich um und sah mich an. "Es tut mir leid Max, aber ich mach mir eben Sorgen um dich", begann der Braunhaarige und ich erwiderte: "Ben es ist mein Leben. Akzeptier es bitte. Ich habs auch einfach akzeptiert als du meintest, du bist einfach mal ein paar Monate weg von der Bildfläche. Ich pass schon auf, dass ich nicht draufgehe." Ich bemerkte, dass Ben sich zurückhalten musste um mir nicht etwas an den Kopf zu werfen. Doch dann kam auch schon seine Mutter und ich drückte ihn nur kurz zum Abschied, ehe ich die Treppen hoch ging. Ich war einfach nur enttäuscht. Enttäuscht davon, dass Ben meinen Traum nicht akzeptieren konnte.

No, I can't - Yes, WE can. (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt