Kapitel 4 - Alte Traditionen und neue Regeln

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Sie hatte ihre Schwester lange nicht mehr so nervös gesehen

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Sie hatte ihre Schwester lange nicht mehr so nervös gesehen. Ihre Blicke suchten und fanden sich ganz von selbst, wie von einem unsichtbaren Magneten zueinander gezogen. Aufmunternd nickte sie Sophie zu und Loreley bemerkte gar nicht, wie ihre Mundwinkel sich ganz von selbst ein wenig höher zogen, während ihre Schwester auf den Stuhl mit den gewundenen Holzbeinen kletterte.

Es war ein bezaubernder Anblick, Sophie in dem weiten Zaubererumhang zu sehen. Die roten Locken sprangen, als sie noch mal hin und her rutschte, und ihre Schwester fummelte an dem Saum ihres Umhanges – das tat sie immer, wenn sie besonders nervös war oder etwas angestellt hatte. Ihre Wangen waren gerötet von all der Aufregung, und sie blickte nach oben, als Professor Weasley ihr den sprechenden Hut auf den kupferroten Haarschopf setzte.

Ravenclaw. Es musste einfach Ravenclaw sein. Ihre Schwester war gutherzig und sehr klug. Ein paar Augenblicke nur saß der labbrige Hut auf ihrem Kopf. Es reichte jedoch, dass Loreleys Herzschlag ebenfalls anzog. Dann rief das Ding lautstark aus: „HUFFLEPUFF!"

Nein! Sophie durfte nicht nach Hufflepuff! Loreleys Gedanken rasten. Sie konnte nicht in ein anderes Haus! Dort konnte sie nicht bei ihr sein und Sophie nicht beschützen. Sie wollte aufschreien und protestieren. Für Loreley blieb einen Augenblick das Herz stehen, während sie schon ansetzte aufzustehen.

„Hey, alles in Ordnung, Oaksbury?", fragte Mathilda Hawkes, eine jüngere Ravenclaw mit langen, geflochtenen Zöpfen und einer dicken Brille auf der Stubsnase.

Sophie sprang indes vom Stuhl, lief in Richtung des Hufflepuff-Tisches und wurde dort mit Jubel und freundlichen Gesten in Empfang genommen. Sophie lächelte und ihre Augen leuchteten so sehr, wie schon lange nicht mehr. Um genau zu sein, hatte Loreley ihre kleine Schwester seit anderthalb Monaten nicht mehr so fröhlich gesehen.

„Ich... uhm...", stotterte Loreley und benötigte einen Moment, um den Instinkt einer gereizten, über-beschützerischen Löwin niederzuringen. „Ja. Ja, alles in Ordnung." Resigniert sank Loreley zurück auf den Stuhl, noch ehe sie sich richtig erhoben hatte. Von ihrem Platz hatte sie eine gute Sicht auf die Stelle, wo Sophie saß. Die überschwängliche Euphorie sank bald ab und Loreley wusste zu ihrem Bedauern sehr genau, woran das lag.

Seit dem Tag, an dem ihre Mum verschwunden und der Kerl vom Ministerium mit der Nachricht vor ihrer Tür gestanden war, sprach Sophie so gut wie gar nicht mehr. Vor allem nicht mit Fremden. Es war, als hätte die Nachricht vom mutmaßlichen Tod ihrer Mutter einen Stein auf Sophies zarte Seele geschmissen – und die junge, zarte Pflanze musste sich erst wieder von dieser Attacke erholen und aufrichten. Dafür brauchte es viel mehr Tage voller Sonnenschein und Zuwendung. Selbst mit ihr sprach sie kaum und flüsterte höchstens ein paar Worte. 

Loreley hatte gehofft, dass Sophie der Tapetenwechsel und all die Ablenkung in Hogwarts soweit guttun würde, damit sie vielleicht wieder normal sprach. Hoffentlich brauchte es nur noch ein wenig mehr Zeit. Die junge Frau seufzte leise und wandte den Blick wieder nach vorn, wo nun Direktor Black den Platz des Stuhls eingenommen hatte.

LORELEY & Der Erbe MerlinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt