Kapitel 3 - Der Zauber von Hogwarts

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Die seltsamen Worte des Slytherin hingen Loreley noch einige Zeit im Gedächtnis wie klebrige Spinnweben in der Ecke eines Zimmers

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Die seltsamen Worte des Slytherin hingen Loreley noch einige Zeit im Gedächtnis wie klebrige Spinnweben in der Ecke eines Zimmers. Den Kopf an das Glas gelehnt, zog die Landschaft vorüber und mit der sinkenden Sonne näherte sich der Hogwarts Express endlich dem kleinen Bahnhof in Hogsmeade. Inzwischen war es dunkel geworden und das dunkelblaue Seidenband des Himmels war durchzogen von den kleinen Lichtern der Sterne.

Zischend entwich der Dampf aus dem Schornstein der Lockomotive und wurde von der abendlichen Brise davongetragen. Gaslaternen hüllten den kleinen Bahnhof in ein schummriges Licht. Es herrschte Gedränge auf dem Bahnsteig und während sich die älteren Schüler nach und nach in die Kutschen setzten und Hogwarts entgegen holperten, sammelten sich die nervösen Erstankömmlinge bei einem schlanken Mann mit langem Ziegenbart. Eine wankende Laterne an einem langen, gebogenen Stab schien ihnen als leuchtender Signalpunkt wie ein Leuchtturm in dunkler Nacht.

„Erstklässler, bitte hierher!", rief jener laut und ließ den Blick über das Meer an Köpfen schweifen.

Loreley war alles andere als wohl dabei, ihre Schwester allein in die Dunkelheit zu lassen. Um genau zu sein, bereitete ihr das eher panische Angst, auch wenn sie den übertriebenen Instinkt, so gut sie es konnte, niederrang. Ihr Vater war fortgegangen und nicht zurückgekehrt. Eines Abends war ihre Mutter aus der Tür getreten wie so oft und war ebenfalls nicht mehr zurückgekommen. 

Und nun sollte sie Sophie einfach gehen lassen und sich ruhig in eine Kutsche setzen, während ihre geliebte kleine Schwester auf einer winzigen Nussschale über einen See fahren sollte, in dem – nach allem, was sie gehört hatte – ein Riesenkrake hauste? Allein bei dem Gedanken wurde ihr übel und Loreley presste die Lippen fest aufeinander.

„Wir sehen uns gleich wieder. Es ist nicht für lange", sagte sie und wusste dabei nicht, ob sie Sophie oder doch eher sich selbst mit diesen Worten beruhigen wollte.

Loreley hatte nur eine einzige, winzige positive Sache an der Rückkehr an Hogwarts empfunden: Sie konnte vielleicht herausfinden, was mit ihrer Mutter geschehen war. Sophie aber hatte trotz der Trauer tatsächlich Vorfreude empfunden. Vielleicht, weil sie nicht erneut so viel Zeit allein mit ihrer Tante verbringen musste und jetzt jeden Tag in Loreleys Nähe verbringen konnte. Auch wenn Cressida es gut meinte, konnte jene ihre Mutter nicht ersetzen. 

Sophie war gespannt auf die englische Schule für Zauberei und Hexerei. Loreley empfand dagegen Enttäuschung und insgeheim auch ein wenig Frustration. Sie hätte ihr viel lieber das Ehrenhold-Institut für Magie im Harzgebirge gezeigt, in dem sie immerhin all die letzten Jahre lernte. Ihre Schule, in der sie sich ausgekannt, zuhause gefühlt und Sophie in den Ferien Geschichten erzählt hatte. Aber nun?

Ganz anders als Loreley lächelte ihre Schwester ihr strahlend voller Vorfreude entgegen und griff mit der zarten Hand nach den kalten Fingern ihrer älteren Schwester. In einer sanften Geste drückte sie jene kurz, schlang dann die Arme um die Schultern von Loreley und hauchte ihr zum Abschied einen Kuss auf die Wange. Die roten Locken kitzelten die Wangen der Ravenclaw und wehten ihr den süßen Duft von Erdbeeren entgegen, der an diesem Ort so deplatziert wirkte, wie sie beide. Mit flatterndem Umhang war Sophie kurz darauf in der kleinen Menge Neulinge und schließlich auch aus Loreleys Blickfeld verschwunden.

LORELEY & Der Erbe MerlinsWhere stories live. Discover now