Kapitel 1 - Die Stimme im Dunkeln

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„Loreley!", hallte es aus irgendeiner Richtung

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„Loreley!", hallte es aus irgendeiner Richtung.

Die undurchdringliche Finsternis umschlang sie wie ein Umhang. Sie umgab sie zu allen Seiten, oben wie unten und ganz gleich wohin Loreley sich auch wandte, sie wollte nicht weichen.

„Mama?"

Zunächst stolperte sie zögerlich voran. Mit ausgestreckten Fingern tastete Loreley sich durch die Dunkelheit, in der Hoffnung, etwas zu erfühlen oder zu erkennen.

Aber der Gedanke an ihre Mutter wischte anfängliche Vorsicht beiseite. Also begann sie zu rennen.

Sinnlos.

Überall war nichts als Dunkelheit. Sie lichtete sich nicht und es fand sich weder Kerzenschein noch Tageslicht - egal in welcher Richtung.

Nichts. Einfach nichts.

„Loreley!", erklang es erneut. Diesmal flehender.

„Mama! Wo bist du? Ich kann dich nicht sehen!" Ihre Stimme schien von irgendetwas zurückgeworfen zu werden, dass weder ihre Augen noch Hände fanden.

Waren da Wände? Wo war sie? Warum war sie hier?

Die Fragen entglitten ihr und zerfaserten so schnell, als wären die Antworten unbedeutend.

„Irrlicht!", rief ihre Mutter in der Dunkelheit. Panik lag in ihrer Stimme und übertrug sich wie Wellen an einen Strand auf Loreley. Ihr Herzschlag raste, ihre Finger waren kalt und klamm.

„Loreley!", erklang es fordernder.

„Ich kann das nicht", murmelte sie. Die Magie entzog sich ihr, wollte sich einfach nicht greifen lassen. Es war, als versuchte sie, einen glitschigen Fisch zu greifen, der sich sofort wieder aus ihren Fingern entwand und fortsprang.

„Ein Irrlicht! Du musst ein Irrlicht entzünden!", schrie ihre Mutter voller blanker Panik.

Loreley zitterte. Ihr ganzer Körper bis in ihre Fingerspitzen. Sie fürchtete sich – und wusste nicht einmal genau, wovor.

„Loreley!"

„I-Ich versuche es ja!"

Aus dem Nichts schoss plötzlich etwas auf sie zu und plötzlich konnte sie sehen: Das lange, braunrote Haar fiel in wirren Strähnen um die verzerrte Fratze ihrer Mutter.

„Du musst es tun! TU ES VERDAMMT NOCH MAL LORELEY!"

Die braunen Augen waren weit aufgerissen und blutunterlaufen. Eine reine Horrorgestalt. Die Hände, die ihr Haar einst so sanft gestreichelt hatten, griffen nach Loreleys Schultern und bohrten sich schmerzhaft in ihr Fleisch. Ihre Lippen öffneten sich und formten einen schrillen, langgezogenen Schrei...

LORELEY & Der Erbe MerlinsWhere stories live. Discover now