Hoseok, der seit Jungkooks Kindheit an seiner Seite stand. Hoseok, der zuerst Jungkooks bester Freund war, bevor er zu Taehyungs bestem Freund wurde. Hoseok, der am meisten von Jungkook wusste, sich aber trotzdem für Taehyungs Seite entschieden hatte, als sie ihrem Ende nahten. Hoseok, der sich immer für Jungkook einsetzte, außer, als er es wirklich gebraucht hatte.

Das schmerzte am meisten.

Hoseok war schon immer jemand, der Berührungen liebte. Früher hatte er Jungkook immer auf irgendeine Weise berühren müssen. Sein Kopf auf Jungkooks Schulter, wenn er müde war. Eine Hand auf Jungkooks Oberschenkel, wenn er nervös wurde. Seine Finger berührten Jungkook immer und überall. Ein Freund, der nichts mehr liebte als die Berührung einer anderen Person. Haut an Haut. Herz an Herz. Hoseok hatte als Kind eine monatelange Phase, in der Jungkook jede Nacht bei ihm schlafen musste, weil er sonst Angst hatte. Sie lagen monatelang Seite an Seite, Arm in Arm.

Und nun—

Nun stand Hoseok da und nickte Jungkook knapp zu.

Wenn Jungkooks Herz nicht gebrochen wäre, würde es jetzt noch ein weiteres Mal brechen.

"Okay", sagte er leise und atmete tief durch. Er presste die Lippen fest zusammen, um zu verhindern, etwas Unangemessenes zu sagen.

Yoongi war an seiner Seite, noch bevor seine Beine nachgeben konnten und er zu weinen begann, weil er sich so erbärmlich und unwillkommen fühlte wie noch nie zuvor in seinem Leben. Yoongi berührte Jungkooks Oberarm und zog ihn etwas mehr zu sich, bevor er den Arm um ihn legte. Er gab ihm Halt.

Yoongi war schon immer wie eine Vaterfigur für Jungkook. Er scheute sich nicht davor, Jungkook zurechtzuweisen, aber in den Momenten, wo er ihn brauchte, war er da, egal wie wütend er auf Jungkook war und egal, wie kindisch er sich auch verhielt. In der Öffentlichkeit hielt Yoongi immer zu ihm, aber privat, da sagte er Jungkook auch, was ihm nicht so gepasst hatte.

"Taehyung und du seid zu spät", sagte Jimin knapp und blickte immer wieder auf die Uhr. Sein Bein zuckte unkontrolliert. "Unpünktlichkeit ist unhöflich. Es zeigt, dass man die Zeit der anderen Person nicht schätzt."

Jungkook schluckte.

"Jimin", murmelte Namjoon beschwichtigend. Er streichelte kurz Jimins Wange und er schien sich zu entspannen. "Er ist sicher gleich da."

"Ich habe ihm schon hundert Mal geschrieben. Er hebt auch nicht ab. Was, wenn er es sich anders überlegt hat?" Jimin umklammerte seinen Koffer fester. "Ich fahre nicht ohne ihn."

Es gab eine Zeit, wo Jimin das gleiche über Jungkook gesagt hätte, und nun würdigte er ihn nicht einmal eines Blickes.

Er hätte wirklich Zuhause bleiben sollen.

"Er kommt. Er hat es uns versprochen", sagte Namjoon. "Wir wollten uns extra früher treffen, damit nichts schief geht. Wir haben noch genug Zeit, bis unser Zug kommt."

"Ich rufe ihn an, vielleicht steht er im Stau." Hoseoks Stimme war so hell und klar wie immer. Er zückte das Handy und nahm etwas Abstand. Vermutlich wollte er nicht, dass Jungkook hörte, was sie sprachen.

Während Hoseok telefonierte, redeten Namjoon und Jin leise miteinander, während Yoongi, Jimin und Jungkook sich anschwiegen.

Das war entsetzlich. Die ganze Situation war katastrophal. Die Dynamik war falsch und alles—alles war falsch. Früher gab es keine einzige Sekunde voller Stille. Irgendjemand war immer am Sprechen oder Lachen oder Scherzen, noch nie war ihre Gruppe so leise gewesen.

Und das Schlimmste war noch nicht vorüber, nein. Das Schlimmste kam erst.

"Jimin." Jungkook hatte den Namen schon lange nicht so sanft ausgesprochen. "Jim."

The Light We Lost [VKOOK]Where stories live. Discover now