Beide Köpfe drehten sich zu Jungkook, der nach vorne starrte wie ein Zombie. Wie jemand, der sich verirrt hatte und nun den Weg nach Hause nicht mehr kannte. Er war sich nicht sicher, ob er alles verstanden hatte, aber an Yoongis Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass er besorgt war.

"Jungkook", begannt Namjoon. Er rieb sich unwohl die Hände. "Ich weiß, dass du und Taehyung—"

"Nicht", sagte Jungkook scharf. Er konnte die Galle auf seiner Zunge schmecken und spürte, wie seine Hände zu zittern begannen. "Ihr habt ihn eingeladen? Er weiß Bescheid?"

Jungkook hasste sich selbst. Er hasste es, dass er so kompliziert war. Er hasste es, dass er so starke Gefühle hatte—noch immer. Und er hasste es, dass Namjoon heiratete und trotzdem auf die anderen achten musste und nicht einfach glücklich sein konnte. Er hasste es.

"Er hat bereits zugesagt."

Jungkooks Auge zuckte. "Achja? Weiß er, dass ich— dass wir— ich—" Er brach ab und atmete tief durch.

Yoongi sah, wie schwer sich Jungkook tat und übernahm die Konversation. "Wie lange plant ihr den Junggesellenabschied? Wo geht es hin?"

Namjoon versuchte sein Bestes, wieder etwas heiterer zu wirken. "Ich weiß von Freunden, dass es normal ist, einen Tag feiern zu gehen und dann einfach zu heiraten. Jimin und ich möchten das nicht. Wir wollen Erfahrungen sammeln. Wir wollen etwas erleben. Und das mit euch. Ein paar Tage, maximal. Wir dachten an Busan, Jimins Heimat."

Sie wollen die alte Gruppe zurück, dachte Jungkook. Dann bekam er langsam Panik.

"Wir wollen nicht mit euch einen Tag feiern und dann getrennte Wege gehen. Ich verstehe den Sinn dabei nicht. Wir würden also mit dem Zug nach Busan und Jimins Liste ganz langsam abarbeiten", erklärte er weiter. "Das wird großartig, wirklich. Wir kriegen das hin."

"Wir kriegen das hin?", wiederholte Jungkook etwas schrill. "Wie kannst du das vor mir sagen? Tut mir leid, ich kann das nicht. Tut mir leid, Namjoon. Ich— Ich— Nein." Er schüttelte den Kopf. "Nein", sagte er nochmal.

"Jungkook", murmelte Yoongi.

"Nein", sagte Jungkook wieder und er hasste sich. Er hasste sich so sehr. Er verhielt sich egoistisch. Das wusste er. Aber er konnte nicht anders. Der Gedanke war zu viel.

"Ich werde heiraten", flüsterte Namjoon nochmal und Jungkooks Herz brach. "Ich will, dass dieser Junggesellenabschied perfekt wird. Ich will euch dabeihaben. Und Jimin auch." Er stand langsam auf und seufzte. Die Enttäuschung war ihm wie ins Gesicht gemalt. "Yoongi, wärst du dabei? Ich weiß, der Kontakt mit den anderen kam auch bei dir zu kurz."

Wessen Schuld das wohl war.

Yoongi brauchte keine Sekunde, um zu antworten. "Natürlich, Namjoon. Natürlich"

Jungkook senkte den Blick, weil er ein Feigling war.

Namjoons Blick lag nun auf ihm. "Jungkook?", fragte er wieder.

"Es tut mir leid."

Ein knappes Nicken. Eine klare Antwort. "Okay. Ich kann dich nicht zwingen. Überleg es dir, okay? Taehyung meinte—"

Als Namjoon den Namen erwähnte, verkrampfte sich etwas in Jungkook. Er stand auf—so schnell er konnte—und hob eine Hand.

"Bitte", hauchte er nur. Es kostete ihn seine ganze Kraft, seine Beine zu bewegen und zu gehen. Mit jedem Schritt wurde sein Gewissen schlimmer und mit jedem Schritt fühlte er sich schlechter.

Er konnte Namjoon und Yoongi reden hören. Er konnte hören, wie sie etwas länger diskutierten, er konnte hören, wie Yoongi ihm versuchte zu erklären, warum er so reagiert hatte, aber Jungkook selbst brachte es nicht übers Herz, noch einmal in Namjoons Gesicht zu sehen und "Nein" zu sagen. Er schaffte es nicht.

The Light We Lost [VKOOK]Where stories live. Discover now