Wie kann man so dumm sein?

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Dienstag, 15. August 2000

,,Dir ist klar, dass du es noch Joestar-san sagen musst?"
Okuyasu war hinter mir an der Badezimmertür aufgetaucht. Ich fixte gerade meine Haare und sprühte mich einmal von Kopf bis Fuß mit Deo ein, als ob das den Geruch meines Angstschweißes überdecken könnte. ,,Ja ja, mache ich Morgen. Und dann ist der alte Sack uns allen eine Erklärung schuldig!", antwortete ich, ehe ich bereit zum gehen war. Ich füllte Mikey und Straycat noch dir Futternäpfe, ehe wir das Haus verliesen. ,,Also dann."
,,Also dann."
,,Du bist der empathischte Mensch den ich kenne. Du bist der Einzige, der es ihr beibringen kann, ohne dass sie dir die Nase bricht. Und danach werden wir ein normales, schönes Abendessen haben. Dass sie deine Schwester ist, heißt nicht, dass du sie von jetzt an anders behandeln musst. Viele Menschen meiden ihre Geschwister."
,,Ich meide sie ja nicht direkt. Ich denke einfach, dass sie eine Bitch ist."
,,Du hast keine Ahnung, dass das schon Geschwisterliebe ist, oder? Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung."
Dann nahm er meine Hand und wir liefen los.

Yukako und Koichi saßen bereits am Tisch, als wir ankamen. Koichi sah nicht weniger nervös aus als wir, also eigentlich musste Yukako merken, dass etwas nicht stimmte. Wir setzten uns und liesen Tonio unsere Hände lesen. Ob er durch die Schweißperlen hindurch überhaupt etwas erkennen konnte?
,,Kommen wir gleich zur Sache", meinte Yukako da. Mein Gott, sie ahnte es wirklich!
,,Ähm ja, Yukako ich- ich muss dir was sagen", begann ich vorsichtig, doch Yukako hob die Hand und begann in ihrer Handtasche zu kramen. ,,Sprich nicht weiter, Josuke. Ich weiß worum es geht und die Angelegenheit ist mir mindestens genauso unangenehm wie dir."
SIE WUSSTE ES?!
Irritiert sah ich zu Koichi, der allerdings nur mit den Schultern zuckte.
,,Du weißt von dem Kamm?!", rief ich entsetzte. Yukako nickte. Hä, aber wenn sie wusste, dass wir in ihre Wohnung eingebrochen und ihren Kamm gestohlen hatten, wieso leben wir dann noch? Yukako zog etwas aus ihrer Tasche und schob es über den Tisch zu mir herüber. Ein Kamm. Neu und noch verpackt. Das Preisschild wurde abgekratzt. Hä was geht denn jetzt ab?!
,,Wieso schenkst du mir einen Kamm?!", rief ich irritiert. Yukako räusperte sich. ,,Weißt du noch als die Punks letztens deine Haare beleidigt haben und du meintest ich soll deinen Kamm halten, damit du sie verprügeln kannst?"
,,Ähm ja..."
,,Ich bin danach nachhause gegangen und hab erst da gemerkt, dass ich den Kamm noch habe. Und jetzt finde ich ihn nicht mehr. Es ist mir peinlich, aber ich habe ihn wohl irgendwie verlegt. Bitte akzeptiere meine Entschuldigung."

In meinem Kopf stellte ich mir vor wie ich aufstand und den Tisch flippte. Alter, nein, wie konnte ich nur so blöd sein?!
ICH HAB MEINE EIGENEN HAARE ZUM DNA TEST GESCHICKT AHHHHH!

,,Das wäre nicht nötig gewesen, echt. Ich habe 10 von den Teilen. Hättest du ihn bei dir gehabt, hätte ich vermutlich nicht Mal erkannt, dass es meiner ist, weil diese Kämme sehen auch alle gleich aus haha."
,,Und was wolltest du mir sagen? Ich dachte du wolltest mich nach den Kamm fragen, aber wenn er nicht so wichtig ist, wieso wirktest du dann gerade so ernst?"
Dammit!
,,Ernst? Nein, sorry, so wollte ich nicht wirken. Ich weiß auch nicht mehr was ich wollte, aber na ja, wenn man sich nicht mehr erinnert war es nicht so wichtig!"
Unter dem Tisch griff Okuyasu mein Knie und packte zu. Erst da bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit nevös mit den Knie gewippt hatte. Ich war ein furchtbarer Lügner.

Yukako hakte Gott sei Dank nicht weiter nach und während dem Essen sah ich, wie Koichi ein Haar von Yukakos Kopf zog.
,,Hm du hattest da einen Käfer. Keine Sorge, er ist weg!", rief er auf ihren fragenden Blick hin, ,,Da fällt mir ein, meine Mutter wollte, dass ich schnell was für sie zur Post bringe. Bin gleich wieder da!"

Hinterher erzählte er uns, dass er einen Umschlag bei der Post kaufen und das Anschreiben für die Speedwagon Foundation auf einen Schmierzettel kritzeln musste. Zuverlässig wie immer der Knabe. Obwohl ich nicht wissen will was er in das Anschreiben geschrieben hat? ,,Entschuldigen Sie, aber Josuke ist geistig beschränkt. Hier das echte Haar." Lol. Würds ihm nicht Mal übel nehmen. Hätte es an seiner Stelle genauso geschrieben.

,,Ich hab übrigens eine Mail von unserer Englisch Lehrerin bekommen", murmelte Yukako, kurz nachdem Koichi weg war. ,,Sie schrieb, dass nach den Sommerferien die Proben für eine Weihnachtsaufführung losgehen würden. Rome und Julia, meine ich. Klingelts da?"
Ich schluckte. Dammit, davon hatte ich Okuyasu noch gar nichts erzählt! ,,Ach? Dieser Leonardo DiCaprio Film?", fragte Okuyasu. Yukako schien kurz zu überlegen, ob sie das Missverständnis aufklären sollte, entschied sich dann wohl aber dagegen. ,,So ähnlich. Jedenfalls schrieb sie mir, dass die Rolle des Romeos bereits feststehe. Musste ja etwas lachen, als ich das gelesen habe."
Das wars. Sobald Yukako es ausgesprochen hätte, würde es für Okuyasu so aussehen, als ob ich mich freiwillig gemeldet hätte, als ob ich scharf darauf wäre ein random Girl zu kissen. Er würde von der Ehevertrag Klause Gebrauch machen und sich scheiden lassen. Und das sogar noch zu recht.
,,Krass, wer ist es?"
,,Das weißt du nicht?!"
In Yukakos Augen erschien ein böses Glitzern, aber nicht eins der gehässigen Art, als ob sie nur darauf gewartete hätte mich in die Pfanne zu hauen. Das war nicht ihre Art. Yukako war vielleicht ein Psycho, aber sie hatte Moral und diese Moral sagte ihr in diesem Moment, dass ich Okuyasu aufs übelste verarschte und der Arme keinen blassen Schimmer hatte.
,,Ich schätze es spielt auch keine Rolle", murmelte Yukako, ehe sie ihr Handy rausholte und jemanden schrieb.

Yukako: Bist du völlig übergeschnappt?!

,,Es ist irgendein Senpai. Muss man nicht kennen. Er sieht aber nicht gerade aus wie ein Romeo."
,,Achso", murmelte Okuyasu.

Me: Ich hatte da kein Mitspracherecht, ok?!

Yukako: Du hättest es ihm trotzdem sagen können!

,,Dolce Nachtisch, meine Herren und die Dame!", rief Tonio da und stellte die Teller vor uns ab. ,,Koichi kommt gleich wieder, nehme ich an?"

Me: Ich hab diese blöde Aufführung vergessen bis du sie gerade erwähnt hast

Yukako: Ach, jetzt ist es also meine Schuld?

,,Ja, der kommt gleich wieder... Oi Josuke, packst du Mal das Handy weg? Wir sind am essen..."
,,Yukako ist auch am Handy und es ist wichtig. Warte kurz."

Me: Das habe ich nicht gesagt! Danke fürs dichhalten tho

Yukako: Du sagst es ihm bis Ende der Sommerferien oder ich werde es tun...

,,So, dass wäre erledigt. Oh super, Nachtisch!" Koichi setzte sich wieder zu uns, merkte allerdings recht schnell, dass die Stimmung gekippt war.

Me: Du kannst mir kein Ultimatum stellen

Yukako: Watch me

DAMMIT!
Yukako packte ihr Handy weg und damit es nicht zu auffällig war, wartete ich kurz, ehe mein Handy wieder in der Hosentasche verschwand. ,,Was ist los?", wollte Koichi wissen. Yukako drückte seine Hand. ,,Sag ich dir nachher."

Wir aßen auf und da das ganze Babysitten mich reich gemacht hatte, zahlte ich für uns alle zusammen.
Auf dem Nachhauseweg, nachdem unser Weg sich von Yukakao und Koichi getrennt hatte, trafen wir dann noch auf Mikitaka, der wie als Anekdote zu unserem ersten Kennenlernen im Feld lag. Nur war er dieses Mal nicht ausgeknockt, sondern hell wach und beobachetete Sternenschnuppen. Wir legten uns zu ihm, weil uns gerade so danach war.
,,Hast du eigentlich Heimweh?", fragte ich. Mikitaka sah mich verständnislos an.
,,Heimweh?"
,,Das sagt man hier so. Das ist so ein Gefühl, wenn du weit von deiner Heimat weg bist und sie vermisst."
,,Achso. Ja. Ich denke schon." Emotional wie immer, der Gute.

Joa und wegen der Romeo Sache... würde Mal sagen ich bin gefi-

Update: Sie ist nicht meine Schwester, nicht Mal entfernt verwandt. Gott sei gepriesen und verflucht sei meine Dummheit.

Josuke schreibt dummes ZeugsWhere stories live. Discover now