Ich lebe noch

12 2 14
                                    

Dienstag, 18. Juli 2000

Arbeit heute war ziemlich behindert. Die Kaffeemaschine ist kaputt gegangen, aber ohne Kaffee wäre ich gestorben, also habe ich freiwillig angeboten Mal einen ganz typischen Praktikanten Job zu machen und den Kaffee auswärts zu holen. Ich schrieb auf wer was wollte und lies mir von Kira etwas Kohle aus der Kaffeekasse geben. Er gab mir einen großen Schein, damit ich den klein machen konnte oder so. Geil, zu viel Verantwortung. Würde ich den verlieren, hätte ich ein Problem lol.

Ich besorgte den Kaffee und machte mich danach wieder an die Papierbuchführung. Irgendwann schwirrte mir der Kopf vor Zahlen.
Nach der Mittagspause dauerte es nie lange bis zum Feierabend, aber ich sah schon aus dem Fenster wie der Himmel sich verdunkelte.
Kira war meinem Blick wohl gefolgt. ,,Da kommt heute noch was runter. War aber auch so angesagt", murmelte er abwesend. Ehe er sich wieder seinem Bildschirm zuwandte. Ich versuchte mich zu konzentrieren, bis es endlich so weit war. Müde räumte ich meinen Schreibtisch auf und erfasste meine Zeiten im Protokoll. ,,Kira-san."
,,Hm?"
,,Es ist jetzt sechs Uhr."
,,Hm. Bis morgen."
,,Willst du denn nicht... keine Ahnung.... den PC langsam runter fahren und gehen?"
,,Kann nicht. Inventur." Murmelte er, als ob das alles erklären würde. Da ging auf einmal das Telefon auf Kiras Schreibtisch und er hob ab.
,,Ja?... Okay, Leiten Sie sie durch... Kira hier, wie kann ich Ihnen Helfen? Was?... kann nicht Shin- Ok, ich verstehe. Ich werde in einer Viertel Stunde da sein."
Er legte auf und begann den PC runter zu fahren. Irritiert sah ich ihn an. ,,Und der Grund für diesen plötzlichen Sinneswandel ist-?"
,,Ist, dass wir eine Umwetterwarnung verhängt haben und die verweichlichten Kinder dieser Generation aus der Schule geholt werden müssen. Gut, dass ich noch Überstunden aufgebaut habe."
Er schnappte sich seine Jacke und ich wollte mich gerade umdrehen und gehen, als er mich aufhielt. ,,Vergiss deine Jacke nicht."
,,Ich hab keine Jacke dabei", antwortet ich, womit ich mir ein judgendes Stirnrunzeln erntete. ,,Regenschirm?"
,,Nope."
Mittlerweile prasselte der Regen in Strömen vor das Bürofenster.
,,Du kannst da nicht durchlaufen. Wieso schauen junge Leute nur nicht mehr den Wetterbericht?"
Ey was kann ich denn dafür, dass die schnarchlangweilig sind und meist eh nicht stimmten?
Kira griff nach seiner Tasche und seinen Autoschlüssel, ehe er auf die Bürotür zu ging und mir bedeutete zu folgen. An der Tür gingen wir noch mal sicher, dass Licht, Drucker und Strom aus und die Fenster geschlossen waren, ehe Kira abschloss.
,,Was soll das werden?"
,,Ich nehme dich mit. Ich habe mir selbst geschworen niemanden mehr zu töten, aber wenn ich dich da durchlaufen lasse, ist das als hätte ich dich indirekt getötet."
Yeah, I mean, bei meiner Dummheit traue ich mir ehrlich zu von herabfallenden Baumästen erschlagen zu werden, aber ich wusste nicht, ob diese Option viel besser war.
,,Und das ist auch ganz sicher keine Falle um mich irgendwo im nirgendwo umzubringen?"
,,Wo das ganze Büro gleich wissen wird, dass ich dich nachhause fahre? Für wie blöd hälst du mich eigentlich?!" Damit stieß er die erste Bürotür auf und wir begannen diese kleine Hallo und aufwiedersehen Tour, die jeden Morgen beim kommen und jeden Abend beim gehen getan werden musste.
Als wie bei unseren Chef ankamen, lächelte er uns freundlich an. Ich mag den Kerl voll.
,,Heute schon so früh, Kira-san?"
,,Ja, ich wollte eigentlich nicht, aber ich muss meinen Sohn abholen und bei dem Wetter dachte ich ich kann auch gleich Higashikata-san nachhause bringen."
Unser Chef nickte freundlich. ,,Das war nicht als Vorwurf gemeint, um Gottes Willen. Ich freue mich, wenn Sie Mal ein paar dieser Überstunden abbauen. Einen schönen Feierabend Ihnen Beiden und bis morgen!"
Kira schloss die Tür und wir verliesen das Gebäude. Er parkte auf dem Mitarbeiterplatz und sein Auto sah so teuer und sauber aus, dass ich meine Schuhe ordentlich abstreifte, ehe ich mich schnell, vor dem Regen schutz suchend, auf den Beifahrersitz fallen lies. ,,Oh, darf ich hier überhaupt sitzen oder ist das Hayatos Platz?"
,,Nein, alles gut. Hayato ist zu klein für den Beifahrerplatz. Wenn es nach mir ginge, hätte er auch noch einen Kindersitz."

Die Scheibenwischer gingen an und Kira fischte sich ein Hustenbombon aus dem Handschuhefach, ehe er los fuhr. ,,Und, wie gefällt es dir bis jetzt?"
,,Gut. Denn ich weiß jetzt, dass ich keine Bürofachkraft werden will."
Kira nickte zustimmend. ,,Joa, da würde ich dir sogar recht geben, aber für solche Erkenntnisse sind Praktika ja auch da."
Ansonstens redeten wir nicht viel, bis Kira auf dem Parkplatz von Hayatos Grundschule halt machte und drei Mal laut hupte. Musste ein vereinbartes Zeichen sein oder so, denn es dauerte nicht lange, bis Hayato durch den Regen gerannt kam, die Tür auf riss und keuchend mit Sach und Pack auf die Rückbank fiel. Sein gelber Hut war vom Regen durchnässt und die tropfen hingen ihm in den Haaren. Er schloss die Tür und beugte sich zu uns vor. ,,Wo ist Mama?"
,,Konnte nicht kommen, Arzttermin. Jetzt schnall' dich an, ich will los."

Hayato nahm Platz und ein leichtes klicken bestätigte, dass er angeschnallt war.
,,Wir bringen Josuke eben nachhause, also wehe du fragst ständig wann wir da sind."
Darauf hörte ich nur gleichgültiges Schmatzen von der Rückbank. Oha, als ob der Typ Kaugummi kaut und nichts abgibt.
,,Ey, gib Mal n Kaugummi."
,,Das sind Center Shocks. Die willst du nicht kauen."
,,Was für Dinger?"
,,Hayato testet neuerdings Süßigkeiten aus, die noch nicht auf dem Markt sind", murmelte Kira, ehe er vom Parkplatz auf die Hauptstraße abbog.
,,Ja und Center Shocks sind am Anfang übelst sauer. Dannach verlieren sie leider schnell an Geschmack. Ich werde den Hersteller fragen, ob man das optimieren kann."
Eifrig zog Hayoto ein Notizbuch aus seinen Ranzen und machte sich Notizen, ehe er aufsah und unsere Blicke sich im Rückspiegel kreuzte.
,,Wie kommst du eigentlich dazu in das Auto eines Massenmörders zu steigen?"
,,Regen. Du?"
,,Same. Plus er bangt meine Mutter."
,,Hayato!", keifte Kira entsetzt und bekam gerade noch so die Kontrolle über sich selbst zurück, bevor er den Wagen vor die nächste Leitplanke steuern konnte.
Hayatos Center Schock poppte gleichgültig. Dieses Kind hat so eine Zero F*cks Einstellung, die ich in manchen Dingen auch Mal gerne hätte.

,,Können wir zu McDonald's?", rief Hayato dann.
,,Wie haben Essen zuhause", antwortete Kira. Ey, wieso spricht der Kerl jetzt wie meine Mutter?
,,Jajajajaja Essen zuhause, dein Lieblingsessen, weil Mama nix anders mehr kocht. Ich will nen Burger und Chicken Nuggets."
,,Boah Hayato, kannst du Mal die Fresse halten? Du machst mich hungrig", knurrte ich und stellte schmerzlich fest, dass ein Butterbrot zum frühstück alles war was ich gegessen hatte.
Jetzt waren es bereits zwei flehend hungrige Blicke, die Kira in die Polster seines Mercedes starrten.
,,Ihr wisst schon, dass in McDonald's Fleisch mehr Dreck als Tier ist?"
,,Na und? In die ist mehr Dreck als Mensch", entgegnete Hayato von der Rückbank. Ich musste mir fest auf die Zunge beißen, um nicht laut loszulachen omg.
,,Okay, du hast mich überzeugt. Ich sehe nur zu gerne zu, wie du dich mit deinen Essenangewohnheiten selbst zerstörst. Mein Gott, und genau deswegen wollte ich nie Kinder haben."

Der Center Shock poppte und so im nachhinein denke ich, dass man dieses poppen mit F*ck dich ins Knie übersetzen kann.
Wir holten also noch was von McDonald's und als ich meinen Cheeseburger aufgegessen hatten, waren wir auch schon da.
,,Wow, ich lebe noch", kommentierte ich überrascht.
,,Ja, aber nicht mehr lange, wenn du nicht sofort aussteigst. Schönen Feierabend, bis morgen, blablabla, raus aus meinem Auto."
Ich griff also nach meiner Tasche und verabschiedete mich von Hayato, der mir noch einen Center Shock in die Hand drückte, ehe ich raus in den Regen stolperte und zum Haus rannte.

Jetzt sitzen Okuyasu und ich am Küchentisch und begutachten den Center Shock.
,,Hayato sagt die Dinger sind scheiße sauer", sage ich. Okuyasu schaut zu mir.
,,Wem schreibst du?"
,,Niemanden. Ich schreibe auf was heute passiert ist, für Wattpad."
,,Ah. Also schreibst du auch auf was ich gerade sage?"
,,Ja."
,,Und das?"
,,Yup."
,,Das auch?"
,,Alles, Okuyasu."
,,Hör auf damit."
,,Nein."
,,Josuke, hör auf!"
,,Make me."
Okuyasu langt über den Tisch, greift nach meinem Handy undfgd

Josuke schreibt dummes ZeugsWhere stories live. Discover now