Hangover

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Sonntag, 28. Mai 2000

Der Tag darauf war ungefähr so schlimm wie die Nacht davor. Ich wurde davon geweckt, dass jemand (meine Mom) mir eine der leeren Glasflaschen in die Magengrube schlug. Nicht hart genug, dass sie zerbrach, aber hart genug um mich vor Schmerzen stöhnend hochschrecken zu lassen.
,,Der einzige Grund, dass ich dich nicht hier und jetzt umbringe ist, dass du in diesem Zustand vermutlich kaum etwas davon mitbekommst. Warte ab, bis du wieder nüchtern bist", zischte meine Mutter und trat mir in den Rücken. Von wegen nichts mitbekommen. Der Alkohol sorgte eher dafür, dass ich die Schmerzen noch intensiver spürte.

,,Jotaro-san ist da, also weck Okuyasu und Ryoko und räum das Wohnzimmer auf!", rief sie und verschwand dann, an jemand anderem vorbei, aus dem Wohnzimmer.
Benommen blickte ich auf und sah Jotaro im Tührrahmen stehen. Er sah verdutzt aus. Verdammt, jetzt sah er mich auch noch mit ungemachten Haaren!
,,Guten Morgen, Jotaro. Wie war der Flug?"
,,Ich habe 14 Stunden in einem Flugzeug gesessen. Als ich los flog war es 6 Uhr am Morgen, als ich hier ankam war es 10 Uhr am Morgen. Mein Kopf pocht, mein Rücken tut weh, auf der Fähre hier rüber wurde ich von 3 Frauen angebaggert und kaum komme ich hier an, finde ich mich in einem irischen Pub wieder", entgegenete mein immer miesgelaunter Neffe. Statt darauf einzugehen, robbte ich zu Senpais ausgeknockten Körper und rüttelte sie wach.
,,Senpaiii, der Freund von deinem Cousin ist da!"
,,Nein, Dio. Bitte schlaf nicht mit Noriaki. Ich bin zu jung um das mit anzusehen."
,,SENPAI, WACH AUF!"
Und sie schlug mir in die Fresse. Ok, ich weiß sie war noch am träumen, aber wie konnte sie es wagen mich mit Dio zu verwechseln? Ryokos Augenlider flatterten und als sie wach wurde, starrte sie mich verwirrt an.
,,Wo bin ich?"
,,Ich kann dir sagen wo du nicht bist: In Ägypten!"
,,Oh Gott sei dank."
,,DU DUMME KUH HAST MICH GERADE GESCHLAGEN!"
,,VIELLEICHT HAST DU AUCH EINFACH DEIN GESICHT IN MEINE FAUST GEDRÜCKT, HIGASHIKATA!"

Da räusperte Jotaro sich plötzlich, kickte eine der leeren Flaschen zur Seite und schaute uns belustigt an. Jedenfalls so belustigt, wie mein genervter Neffe es sein konnte. ,,Also Jotaro, das isse."
,,Ja, das habe ich mir fast gedacht. So rote Haare sieht man hier in Japan nicht häufig. Es freut mich dich kennenzulernen, Ryoko.
Allerdings würde ich sagen ihr räum hier erst Mal auf, macht euch fertig und dann reden wir... und jemand sollte Mal Okuyasu wecken!"
Dann ging er und Ryoko und ich sackten einfach zusammen. Meine Stirn pochte gnadenlos und ich konnte mich nur noch Stückchenweise an das erinnern was passiert war, nachdem wir von der Tanke nachhause gekommen waren. Und jetzt war ich ein toter Mann. Vielleicht sollte ich eine neue Identität annehmen und auswandern...

Okuyasu wachte von alleine auf. Er fasste mir von hinten an die Schulter und versuchte das taumeln zu unterdrücken. ,,Oi Josuke... ich hab da mal... ich hab da mal ne Frage und du musst versprechen nicht böse zu werden. Dieses T-Shirt, das du immer in der Schule trägst, das, ähm, das hat ja diese... diese... Gegenteil von Knöpfe?"
,,Reißverschlüsse?", schlug Ryoko vor.
,,Bingo! Diese Reißverschlüsse an deinem T-Shirt, sind die, also, ich meine, sind die fake oder sind die echt und was würde passieren wenn... also, wenn jemand sie aufmachen würden. Sind das Taschen oder ähm..."
,,Du hast eine Hoe geheiratet, Oku Schatz. Natürlich sind die Reißverschlüsse echt", mischte Ryoko sich ein. Aldaaa, wieso werde ich hier gemobbt? Ich hab doch gar nichts gemacht!
,,So, das Thema ist dann jetzt Mal beendet. Anziehen, alle beide. Ich werde inzwischen meine Hose und mein T-Shirt mit den FAKE Reißverschlüssen holen."
,,Red' es dir selbst ein, wenn du dich dann besser fühlst, Honey."

So eine blöde, freche Kuh!

Mom war übrigens immer noch salty wegen gestern und das Gesaufe hatte es nicht gerade besser gemacht, so dass sie es jetzt uns drein überlies für Frühstück zu sorgen. Okuyasu war sogar ziemlich gut darin ein paar Spiegeleier und Speck zu machen, aber ich schätze das war es was er meinte, als er sagte, dass er die Basics in der Küche nach Keichos Tod lernen musste.
Ich schaffte es gerade noch so den Kaffee aufzusetzen und Ryoko schnitt das Brot auf. Es war vielleicht kein fünf Sterne Menü, aber es war besser als gar nichts.

Das Frühstück verlief dann auch eher schweigsam. Ryoko war nervös, Jotaro war innerlich nervös, ich hatte Todesangst, meine Mutter hatte Mordlust und Okuyasu war gefangen zwischen den Fronten. Der Kaffee tat wenig gegen das Pochen in meiner Stirn, aber Ryoko hatte auch eigentlich gesagt, dass Wasser das ernüchternde Wunderheilmittel gegen Alkohol sei. Könnte sein, dass Wasser süppeln eine Art Angelo Trauma auslöste, aber andererseits wartete ich nur auf einen feindlichen Stand User, der meine Kaffeesucht ausnutzen und mich so töten würde. Da könnte ich genauso gut durchs Wasser trinken sterben.
Also stand ich auf, holte mir ein Glas aus dem Schrank und füllte es am Hahn auf, so dass ich einen Blick durchs Küchenfenster werfen konnte. In der Spiegelung erkannte ich, dass meine Mutter mich beobachtete. Dann stand auch sie auf. ,,Josuke, ich gehe nach der trockenen Wäsche schauen. Kommst du bitte mit und hilfst mir?"
Sie will mich doch nur in den Keller locken, damit mich niemand schreien hört, wenn sie mich kaltblütig erwürgt. Aber was Mutter sagt ist Gesetzt, also stellte ich mein Wasserglas ab und folgte Mom in den Waschkeller. Die anderen liesen wir, nach wie vor am Schweigen, zurück.

,,Ok Mom, hör zu, ich weiß du bist sauer, aber bevor du mich umbringst-"
,,Halt die Schnauze und guck was schon trocken ist", unterbrach sie mich. Seufzend half ich ihr dabei die aufgehangenen Sachen abzutasten und was sich trocken anfühlte, wurde zusammengefalltet und in den Wäschekorb gelegt. ,,Ich habe dir gesagt über das von letzter Nacht reden wir später. Jetzt hätte ich gerne erst Mal erklärt in welcher Verbindung Ryoko und Jotaro stehen. Ich würde die Dinge da oben gerne ankurbeln, sonst macht mich die Stille da noch wahnsinnig!"

Oh, darum ging es also. Phew, ich hab schon kurz mein Leben an mir vorbeiziehen sehen.
,,Achso, also... Jotaro war mit Ryokos Cousin befreundet, aber der ist vor etwa elf Jahren verstorben. Ich dachte es wäre vielleicht ganz gut, wenn sie sich treffen... ich schätze dabei habe ich vergessen, dass sie Beide emotional etwas resegniert sind.
,,Wenn das so ist, solltest du dich etwas mehr bemühen die Beiden füreinander zugänglich zu machen, Josuke. Statt sie hier im Haus zu behalten, könntest du sie in Morioh herumführen. Hier gibt es viele tolle Orte, um sich kennenzulernen."
,,Wie? Meinst du sowas wie den Angelo Stein?"
Mom seufzte und bewarf mich mit einen meiner getrockneten Shirts. ,,Da lebt er fast 17 Jahre in Morioh und alles was ihn in den Sinn kommt ist ein hässlicher Felsbrocken. Werd' kreativ, lass dir was einfallen. Dein Vater hat sich als Frau ausgegeben, um Nazis reinzulegen... jedenfalls hat er mir das erzählt."
Sicher hat er das.
Nein, ehrlich, ich würds ihm zutrauen.
Aber irgendwo hatte Mom auch recht, also schickte ich die Beiden alleine los ins Zentrum der Stadt. Sollten sie doch beim bummeln ins Gespräch kommen. Ich will nur noch schlafen und das pochen in meiner Stirn los werden.

Josuke schreibt dummes ZeugsWhere stories live. Discover now