15 - Enthüllung

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„Also erzähl mal, meine Liebe", begann ich, „Wie sind Finn und du auf die Idee mit der offenen Beziehung gekommen?".
Romina und ich saßen zusammen in ihrem Zimmer. Es war Montag nach der Schule und wir waren zusammen zu ihr nach Hause gefahren.
„Okay...", sagte meine beste Freundin und schien kurz nach zu denken, „Also in den Osterferien, als du mit deinen Eltern im Urlaub warst, hatte mein Bruder doch diese „kleine" Party?".
Ich nickte und sah sie interessiert an.
„Naja ich wohne ja hier, weshalb ich dann immer mit unten bin, wenn er da mit seinen Zwölftklässlerfreunden abhängt", erzählte sie weiter, „Ich habe auf jeden Fall ein bisschen was getrunken und auf der Tanzfläche habe ich dann Finn angetanzt. Ich hatte irgendwie schon immer einen kleinen Crush auf ihn und wie ich nun mal so bin, wenn ich getrunken habe, bin ich ziemlich selbstbewusst zu ihm gegangen und habe meinen Arsch an seinem...Schwanz gerieben".
Meine beste Freundin wurde ein bisschen rot und lachte etwas verlegen.
„Und dann haben wir uns super verstanden und hatten Sex", sagte sie und kratzte sich verlegen am Kopf, „Danach hatten wir natürlich ein paar Dates, aber irgendwie habe ich festgestellt, dass da keine „Liebe" war, sondern nur körperlichen Interesse. Ich habe ihn darauf angesprochen und da es ihm nicht anders ging, haben wir uns dann auf diese offenen Beziehung geeinigt".
„Und was ist mit diesem 21-Jährigen?", fragte ich interessiert, „Wie hast du den kennen gelernt?".
„Oh über Tinder", sagte sie, „Wir haben uns nach seinen Arbeitszeiten bei ihm auf der Arbeit getroffen".
„Und als was arbeitet er?", fragte ich und zog meine Brauen hoch.
„Er arbeitet als Barista in dem Café auf dem Universitätsgelände", sagte sie, „Er hat mir auch schon nen Kaffee aufs Haus gegeben".
„Und studiert er auch?", fragte ich interessiert.
„Ja, ich glaube Architektur, oder sowas", sagte sie schulterzuckend, „Sein großer Traum ist ein eigenes Café, das er selbst gestaltet hat".
„Und hast du inzwischen noch einen anderen Typen am Start?", fragte ich und hörte, wie mein Magen grummelte.
„Nein", sagte Romina, „Aber ich habe echt Hunger".
„Wollen wir runter gehen?", fragte ich aufgeregt.
Jason war unten, das wusste ich. Er machte nämlich gerade mit Jamie zusammen Hausaufgaben.
„Klar", sagte meine beste Freundin und schien dabei nicht minder aufgeregt.
Okay. Was ging hier ab?
Als wir runter gingen, sah ich sie ein wenig skeptisch von der Seite an, kam jedoch nicht dazu, nachzufragen.
„Hallo", sagte Romina, als wir die Küche betraten, an deren Theke Jamie und Jason saßen und, so wie es für mich aussah, Mathematikaufgaben lösten.
„Oh hey", sagte Jamie und lächelte dabei meine beste Freundin ziemlich freundlich an, ein bisschen zu freundlich vielleicht.
Romina würdigte ihm jedoch nur eines kurzen Blickes. An ihm konnte ihre „Aufgeschlossenheit" für unser Runtergehen nicht liegen.
„Oh, Veda", sagte mein Freund und sah mich lächelnd an.
„Hallo, Jason", sagte ich und kam zu ihm.
Ich legte meine Arme von hinten um seinen Hals und legte mein Kinn auf seinem Kopf ab. Romina rollte mit den Augen, als sie uns sah, und Jamie schien ziemlich interessiert an mir und Jason zu sein.
„Oh", sagte ich realisierend und brachte etwas Luft zwischen mich und Jason, „Jamie weiß es noch gar nicht?".
Fragend sah ich zu Jason, der nickte.
„Aber ist nicht so schlimm, ich wollte es ihm eh sagen", sagte der Schwarzhaarige und zuckte mit den Schultern, „Am liebsten würde ich es der ganzen Welt mitteilen, dass du und ich zusammen sind".
Jason zog mich wieder zu sich, wobei ich letztendlich auf seinem Schoß endete und von ihm einen Kuss kassierte.
„Tut das doch am Freitag auf der Party, die mein Bruder und ich veranstalten", unterbrach Jamie unseren Kuss.
„Veda", unterbrach uns da Romina, „Was machen wir zu Essen?".
Sie klang ein wenig genervt, was ich ihr leider nicht verübeln konnte. Schließlich hatte ich mir heute mit ihr das Treffen ausgemacht und nicht mit ihrem Bruder.
„Was habt ihr denn da?", fragte ich und ging von Jasons Schoß runter, was mein Freund mit einem bedauernden Laut kommentierte.
Ich lief zu Romina, die ihren Kopf im Kühlschrank hatte.
„Wir hätten Tomatensoße von gestern und frische Nudeln, die Mama letzte Woche gekauft hat", sagte sie und kam aus dem Kühlschrank hervor.
Nun sah sie zufriedener aus und legte die Nudeln neben den Herd. Die Soße befand sich bereits in einem Topf auf einer der vier Herdplatten.
„Du bist übrigens auch herzlich auf die Party eingeladen, Romina", sagte Jamie, der, nachdem ich zu meiner besten Freundin gegangen war, die Augen kein einziges Mal von ihr hatte lassen können, was ihrem Bruder ziemlich offensichtlich nicht sehr gut gefiel, seinem Gesichtsausdruck zu urteilen.
„Oh klar, sicher kann ich kommen, wenn ich Zeit dazu finde", sagte meine beste Freundin ein wenig gelangweilt.
Nachdem sie das gesagt hatte, hatte sich Jamie zufrieden lächelnd zu meinem Freund und ihren Matheaufgaben gewandt. Und in diesem Moment sah ich, wie Rominas Blick für eine kurze Zeit, die dennoch zu lang für nur ein kurzes Ansehen war, zu Jamie sah. Oh, da ging doch etwas zwischen den beiden.
„Sag mir bitte nicht, dass du was mit Jamie hast", flüsterte ich zu Romina, als diese einen Kochtopf mit Wasser befüllte.
Ich konnte mir denken, dass sie in diesem Falle vor ihrem Bruder so tun würde, als würde sie Jamie nicht ausstehen können.
„Habe ich nicht", flüsterte sie abwehrend, „Der ist doch gar nicht mein Typ".
Auch, wenn sie glaubwürdig klang, glaubte ich ihr nicht. Ich kannte Romina und ich kannte diesen Blick, mit dem sie Jamie eben gemustert hatte.
„Das wird Jason nicht gefallen", sagte ich leise.
„Was meinst du denn?", fragte sie unschuldig und stellte den Kochtopf auf der Herdplatte ab.
Ich schüttelte nur meinen Kopf.
„Nimmst du mich dann morgen nach der Schule mit?", fragte ich an Jason gewandt, der Jamie eben angestupst hatte, da er meiner besten Freundin nahezu hinterher sabberte.
Jamie ließ meine beste Freundin nicht aus den Augen, sein Blick klebte nahezu an ihr. Dass die beiden früher, oder später etwas miteinander haben würden, war also gar nicht mal so weit hergeholt.
„Ja, klar", sagte Jason sofort, „Ich muss dir ja in Bio helfen".
In diesem Moment prustete Jamie los und sagte dann: „Oh mein Gott, mit Sicherheit macht ihr etwas sehr biologisches".
„Manchmal solltest du echt deinen Mund halten, Jamie", sagte Jason und boxte ihm in die Seite.

Zehn Minuten im HimmelWhere stories live. Discover now