Kapitel 10: Wer oder was bin ich? Und wer bist du?

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Saphira rutschte noch ein Stück vom Fremden weg. ,,Und was versichert mir, dass sie nicht für Cavandish arbeiten und mir nur was vormachen?" Lucius konnte ein Lächeln nicht verstecken. ,,Du hast echt viel von deiner Mutter. Kann man wohl nichts machen. Nur wie kann ich dich jetzt nur von der Wahrheit überzeugen? Einen Vorschlag?" Saphira schüttelte den Kopf. ,,Sie hätten vielleicht nicht direkt so zwielichtig auftreten sollen." Lucius nickte langsam. ,,Ja, guter Punkt." Langsam rutschte Saphira vom Bett runter und stand auf. Lucius beobachtete sie. ,,Erwartest du einen Angriff? Wenn ja, kommt er nicht von mir. Ich bin nicht dein Feind." ,,Woher kennen sie meine echten Eltern? Und warum kenne ich meine Eltern nicht? Wieso bin ich nicht bei ihnen? Was wird mir die ganze Zeit verheimlicht? Wer bin ich?!" Saphira war immer lauter geworden. Sie war wütend...... und frustriert.

Lucius seufzte. ,,Du willst wissen, wer du bist? Du bist die letzte Hoffnung für mich; Für uns alle. Du kennst deine Eltern nicht, weil sie schon lange tot sind. Getötet von denen, die dich hierher gebracht haben. Du bist hier beim Feind."

Saphira traute ihren Ohren nicht. ,,T....t...tot?" stotterte sie. ,,Ja, tot", war die Antwort. Saphira setzte sich wieder. Obwohl sie ihre Eltern nie kennengelernt hatte, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Zum ersten Mal in ihrem Leben, fühlte sie sich völlig allein. Sie saß da und weinte, aber kein Ton kam über ihre Lippen.

Lucius unterbrach das Schweigen. ,,Glaub mir, ich war genauso geschockt wie du, als ich es erfahren habe. Weißt du, deine Eltern und ich, wir kannten uns schon viele Jahren. Es müssten mindestens 150 gewesen sein. Damals haben sie mir geholfen wieder auf die Beine zu kommen. Du hättest deine Mutter erleben müssen. Sie war ziemlich überzeugend." Trotz ihrer Trauer musste Saphira lächeln. Dann fragte sie: ,,150 Jahre? willst du mich auf den Arm nehmen?" ,,Nein, wir leben alle so lange. Meistens viel länger. Bis zu 450 Jahre. Dann geht es auch mit uns zu Ende." Saphira wischte sich die Tränen weg und sah Lucius eindringlich an. ,,Wer und was bist du?"

Lucius räusperte sich. ,,Na dann, wollen wir dich mal erleuchten. Wie schon gesagt, mein Name ist Lucius Hunter. Ich bin Mitglied des Hunterclans, einem Clan der Geflügelten, bin ein guter Speerkämpfer und Magier, kann mich, wie du, in einen Drachen verwandeln und bin hier als Spion des großen Arashi-Bündnisses eingeschleust, um dich, Saphira Scale, Tochter von Lucia und Roscott Scale, von hier, dem Ausbildungslager des Deathwingclans und den Fängen ihres verrückten Anführers Sarfazar Deathwing zu befreien."

Saphira sah ihn skeptisch an. ,,Ein Drache? Magier? Verwandlung? Spion des Ara-irgendwas Bündnisses? Mich befreien? Ok, mal ganz langsam." Sie stand aufgebracht auf. ,,Du redest den gleichen Schwachsinn, wie schon Phin und Yuna davor. Es gibt keine Drachen und auch keine Magie! Und ich bin nur ein einfacher Mensch, also hör auf mir irgendwelche Lügen aufzutischen."

Lucius schien nicht überrascht über diese Antwort. ,,Worte bringen hier nichts. Taten müssen her" war sein einziger Kommentar dazu. Er hob seine Hand und deutete auf den Boden vor ihr. Dabei sprach er: ,,Ma tosur'ele Mod'era, vokta dje." Der Boden vor Saphira fing an zu vibrieren. der Boden fing an sich zu heben. Saphira wich einen Schritt zurück. Immer weiter hob sich der Boden, bis ein Felsstachel aus dem Boden emporstach. Auf Höhe ihres Kopfes blieb der Stachel stehen und hörte auf sich zu rühren. Das Vibrieren erstarb. Saphira stand gebannt da und starrte auf den Stachel.

Lucius sah ihr in die Augen. ,,Glaubt du mir jetzt? Es gibt Magie, überall gibt es Sie. Wir, die Syx'shiskala, können die Magie für so ziemlich alles nutzen. Und du bist einer von uns. Deshalb.... ." ,,Und ich soll das auch können?" fragte Saphira dazwischen. Sie konnte es sich nicht vorstellen und wollte es auch nicht. Auch wenn sie sich früher gewünscht hätte, ein Drache zu sein, wusste sie mittlerweile, das es diese Tiere nicht gibt und nie gab. Lucius nickte auf ihre Frage hin. ,,Natürlich, du hast es sogar schon einmal getan, auch wenn ich das Wort nicht kenne. Während Cavandish's "Prüfung" hast du einen Zauber gewirkt. Sonst hättest du danach viel schlimmer ausgesehen."

Saphira runzelte ungläubig die Stirn. ,,Ich habe Magie genutzt? Das glaubst du doch selber nicht. Wie habe ich das denn deiner Meinung nach gemacht? HMMM?!" ,,Auf dieselbe Weise, wie ich. Mit Worten. Hast du während der Prüfung irgendetwas gesagt? Es ist wichtig." Saphira hatte keine Lust dazu. Sie glaubte ihm ja nicht mal. Dennoch versuchte sie sich zu erinnern. Es war alles dunkel gewesen und was auch immer sie angegriffen hatte, darüber war sie verärgert gewesen. Da fiel es ihr wieder ein. ,,Mein selbst erfundener Fluch: Bashket." Lucius Augen leuchteten. ,,Das ist es. Das ist das Wort was ich meinte. Mir ist nur die Bedeutung unbekannt. Stell dich mal vor mich." Er stellte sich neben ihr Bett und winkte sie her. Wenig überzeugt folgte sie seinem Aufruf und stellte sich zwei Schritte vor ihn hin. ,,Und jetzt?" fragte sie. ,,Sag das Wort und sag es, als würdest du es ernst meinen."

Saphira sah ihn skeptisch an, kam seiner Aufforderung aber nach. ,,BASHKET!" fluchte sie. Kaum hatte sie es gesagt, holte Lucius zum Schlag aus. Wie aus dem Augenwinkel sah sie seine Hand kommen und wich mit einem schnellen Schritt nach links aus. Ein zweiter Schlag kam von links. Saphira wich schnell nach rechts aus. Da kam ein dritter Angriff von vorne. Schnell wie der Wind, wich sie mit einem weiten Schritt nach hinten aus. Sie stand nun zwei Schritte von Lucius entfernt, der anerkennend klatschte.

,,Na, dass war doch mal ein sehr gutes Beispiel für die Nutzung von Magie. Immernoch, das Wort ist mir unbekannt. Weißt du, was es bedeutet?" Saphira schüttelte den Kopf. Sie war ziemlich geschockt. Was war das gerade? Was hat das zu bedeuten?  ,,Was ist gerade passiert?" fragte sie verwirrt. ,,Deine Reflexe und deine Sinne wurden gerade massiv verstärkt. So konntest du meinen Schlägen mühelos ausweichen. Das war Magie." Saphira wollte es nicht glauben. Warum hatten ihre Eltern ihr nichts gesagt. Ihre Zieheltern; toten Zieheltern. ,,Wurde ich bisher denn nur angelogen?", murmelte sie. Sie hatte eigentlich eine Antwort erwartet, bekam aber keine. Lucius stand ganz ruhig da und sah ihr tief in die Augen.

Schließlich brach er das Schweigen. ,, Als ich neben dir stand, bist du aus einem Traum aufgeschreckt, nicht wahr? Ich war so leise, man hätte eine Feder fallen gehört. Was war das für ein Traum? Erzählst du ihn mir?" Saphira sah ihn leicht entrüstet an. ,,Nein, was erwartest du? ich kenn dich nicht, wurde gerade halb von dir überfallen und soll dir nun meine Geheimnisse verraten? Sag mal, wie gutglaubig bist du eigentlich?!" Sie sah ihn wütend an. ,,Geh" sagte sie. ,,Was?" ,,Du hast mich schon richtig verstanden. Du sollst gehen." ,,Bitte, hör mir zu. Ich muss dich hier rausbringen. Wenn du mich jetzt wegschickst, könnte ich gefahrlaufen, entdeckt zu werden. Das willst du doch nicht wirklich, oder?" Er lächelte zwar, aber man sah ihm seine Nervosität an. ,,Es ist mir egal, ok? Ich möchte erstmal auf mein Leben klarkommen und nicht ständig von irgendwelchen Leuten beeinflusst oder vollgelabert werden. Ich bin immer noch ich selbst. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Und niemand hat über mich zubestimmen. Hast du das jetzt endlich kapiert?!" fauchte Saphira. Sie wollte weg. Einfach nur ganz weit weg. Weg von all dem Schmerz, der Trauer, ihrem Leben. Sie wollte die Kontrolle zurück. Warum musste das passieren? Warum nur? 

Ein Klopfen unterbrach die beiden. Ihre Blicke wanderten zur Tür. Lucius fluchte. ,,Das hat mir gerade noch gefehlt." Als er sah wie Saphira die Tür öffnen wollte, hielt er sie am Arm fest. ,,Wenn du das tust, ist es aus für mich. Willst du wirklich schuld am Tod einer anderen Person sein?" Saphiras Hand hielt vor der Klinke inne. Ihre Gedanken flogen zu ihren Eltern. Ihren falschen Eltern. Den Eltern, die sie belogen hatten und die sie dennoch geliebt hatte. Die Eltern, die jetzt tot waren. Und das wegen ihr. ,,Das bin ich schon längst", flüsterte sie. Und öffnete die Tür.

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Ein neues Kapitel ist endlich fertig gestellt. Es hat echt lange gedauert, aber wenn man sein Wattpad und Reallife nicht verbinden kann, wird es halt schwer mit dem Schreiben. Trotzdem hoffe ich, euch hat das Kapitel gefallen und ihr hattet Spaß. Wir sehen uns beim nächsten Kapitel, welches bald( also hoffentlich in naher Zukunft, heißt diese Woche :) ) rauskommt. Passt auf euch auf und Mögen die Sterne über euch wachen!

Saphirdragon5


Tanz mit dem FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt