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,,Das ist unser größter Schatz" warf Oliver aus der Ecke ein. ,,Unser?" fragte ich nach. Irgendwie war mir klar, dass er nicht alle Instrumente spielen konnte. Doch meine Neugierde war geweckt und ich wollte mehr wissen. ,,Jordan, Jona, Matt und Curtis" Oliver kam auf mich zu und reichte mir eine Tasse Tee. Ich bedankte mich und wärmte zunächst meine Hände. Ich roch an dem Wasser und konnte Fürchtetee riechen. Genau mein Lieblingstee. ,,Wir haben vor einigen Jahren eine Band gegründet und hier hat alles angefangen. Mittlerweile nehmen wir auch in einem Studio auf. Aber das hier wollten wir beibehalten. Wir treffen uns hier regelmäßig und schreiben hier auch neue Songs. Vielleicht ... vielleicht wäre ja dein Song auch etwas für uns" er zuckte mit den Schultern. Doch ich musste mich fast wegdrehen, weil ich rot anlief. ,,Hmm ... ich weiß nicht" ich presste die Lippen aufeinander, bevor ich ein Schluck Tee nahm. ,,Alles gut. Nur, wenn du magst. Aber der Song würde zu unserem Stil passen." ,,Ich werde es mir überlegen" gab ich zurück. ,,Darf ich fragen, wie alt du bist?" er klang zum ersten Mal schüchtern. Ich fand die Frage etwas merkwürdig. Warum war das denn jetzt relevant? Doch ich antworte ihm. ,,17 und in ein paar Monaten werde ich 18" er nickte. ,,Ich bin 22 und meine Freunde sind ... boah ich glaube Curtis ist ein Jahr älter, aber so genau weiß ich das ehrlich gesagt nicht." auch, wenn ich seine Geschichte sehr interessant fand, fing ich an zu zittern. Die Wärme des Tees konnte nicht die Kälter meiner Klamotten überdecken. ,,Deine Lippen sind ja ganz blau" stellte er fest. ,,Ist dir so kalt?" ihm schien nicht gerade kalt zu sein, aber ich spürte es zu sehr, um vorspielen zu können, dass mir nicht kalt war. ,,Naja. schon ... ziemlich ja" meine Stimme zitterte bereits. ,,Ich hole dir was Warmes" sagte er dann und verschwand die kleine Treppe nach oben. Ich schmunzelte bei dem Gedanken, wie ich wohl in seinen Klamotten aussehen würde. Immerhin war er so schon fast einen Kopf größer, als ich. Er kam relativ schnell wieder, reichte mir ein kartiertes Hemd und eine Jogginghose und drehte sich dann um. Ich stand erst wie angewurzelt da, weil ich nicht wusste, ob ich mich jetzt wirklich hier umziehen sollte. Doch, da er sich bereits umgedreht hatte, begann ich mich umzuziehen. Ich stellte den Tee zur Seite und entwirrte den Haufen. Als ich das Hemd anhatte, zog ich auch den BH aus und legte ihn zu den anderen nassen Sachen über einen Stuhl. ,,Du kannst dich wieder umdrehen" sagte ich vorsichtig und stellte mir vor ihn hin, wie als würde ich ihm mein neues Outfit präsentieren wollen. Er fing an zu lachen. Also sah ich wohl so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. ,,Niedlich" sagte er nur und trank dann aus seiner Tasse. Irgendwie war mir die Situation unangenehm. ,,Wie lange wohl das Unwetter andauern wird" begann ich zu reden. Ich blickte aus den kleinen Fenstern, die am oberen Ende der Scheune angebracht waren. ,,So, wie ich England kenne ... noch eine Weile" ich seufzte. Ich musste heute schließlich noch nach Hause kommen. Obwohl Miss Marple wahrscheinlich sowieso nicht auffallen würde, dass ich nicht da war. ,,Musst du nicht auch nach Hause?" er zuckte mit den Schulter. ,,Ja natürlich irgendwann schon, aber ich muss nicht. Also immerhin wohne ich alleine. Da macht sich schon niemand Sorgen um mich, außer vielleicht die Lebensmittel im Kühlschrank." Er grinste und ich lachte. Um so etwas musste ich mir keine Sorgen machen. Ich musste nur immer auf den Einkaufszettel schreiben, was ich haben wollte. Dann wurde es gekauft und sollte auffallen, dass es irgendwann schlecht geworden ist, warfen es unsere Aufpasser selbst weg. ,,Ja ich glaube, wenn ich mich heute nicht zu Hause blicken lassen würde, würde es wahrscheinlich auch keiner merken. Aber morgen sollte ich schon wieder da sein. Aber ich brauche meine anderen Hefter und Klamotten." Er warf einen Blick auf meinen Rucksack um nickte. ,,Stimmt. Du gehst ja noch zur Schule. Bin ich froh, dass ich das endlich hinter mir habe." Er ging zu einer der Couchen und setzte sich hin. Dabei trank er einen weiteren Schluck Tee. Ich folgte ihm und setzte mich neben ihn. ,,Ich bin auch froh, wenn das Ganze endlich vorbei ist" gab ich von mir und das war nicht gelogen. Die meiste Schulzeit, war einfach nur eine Quälerei. Nichts interessierte mich wirklich, die Lehrer hatten immer nur ihr Fach im Kopf und schrieben andauernd Test. Doch ich hatte mir vorgenommen einen ordentlichen Abschluss zu machen, um mir möglichst viele Optionen offen zu halten und jetzt, so kurz vor Ende, würde ich nicht aufgeben. ,,Oh ja. Freu dich schon auf die Zeit. Aber, was die Klamotten angeht. Deine Hose ist bis morgen bestimmt wieder trocken und das Hemd kannst du dann gerne erstmal behalten. Du kannst es mir ja irgendwann wiedergeben." Er zuckte mit den Schultern. ,,Also du kannst gerne hier schlafen und dann von hier aus morgen zur Schule gehen" das Angebot klang wirklich gut. Ich sah erneut nach draußen und der Regen wurde nicht weniger. Ich seufzte. Schlimmer, als im Heim konnte es hier ja nicht werden. Hier würde ich immerhin nicht an Marti erinnert werden. Da kam mir die Frage auf, warum er eigentlich auf dem Friedhof war. Hatte er auch jemanden verloren? Einen Freund oder vielleicht Familie? ,,Wenn ich mir das Wetter so anschaue, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben" sagte ich und nahm einen Schluck Tee. ,,Dann kann ich dir ja gleich mal zeigen, wo du heute schlafen wirst" sagte er und ergänzte ,,darauf bin ich besonders stolz" er stand auf und bat mich mit ihm die schmale Treppe nach oben zu steigen. Ich folgte ihm. In der einen Hand den Tee und die andere fest am Geländer. Die Treppe war steiler, als gedacht. Doch als ich oben ankam, sah ich sofort, dass es sich gelohnt hatte.

UNWRITTENNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ