in the dark

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Ich setzte mich an die andere Seite des Grabsteins und lehnte mich gegen ihn. Dann packte ich mein Buch und den Stift aus und schlug die letzte Seite auf, an der ich gearbeitet hatte. Ich laß die ersten Zeilen und überlegte mir weitere Worte. Und dann schrieb ich. Ich versank in meinen Ideen und Gedanken und schrieb einige Seiten voll. Dabei verlief die Zeit relativ schnell und als ich das nächste Mal auf mein Handy schaute, war es bereits Nachmittag. Seit ein paar Minuten schien auch die Sonne intensiver. Ich bekam Hunger und packte meine Snacks aus. Ich trank einen Schluck und warf einen Blick auf den Friedhof. Es waren immer noch einige Personen zu sehen, doch es ist nicht voller geworden. Dann sah ich im Richtung Himmel. Noch saß ich im Schatten, doch die Sonne würde mich bald erreicht haben. ,,An was schreibst du da?" ich verschluckte mich fast, als ich eine Stimme hinter mir wahr nahm. Erschrocken drehte ich mich um. Ich blickte in das Gesicht eines jungen Mannes, der mich und mein Buch gespannt musterte. Er hatte fast schulterlanges schwarzes Haar, welches sich an den Enden leicht wellte. An seinem Hals konnte ich den Ansatz von Tatoos sehen. Der Rest seines Körpers war von einer schwarzen Hose und einer schwarzen Jacke bedeckt. Er hatte ebenfalls schwarze Over Hear Kopfhörer um den Hals hängen. Ich nahm meine Kopfhörer ab und legte sie neben mich. Ich räusperte mich einmal und warf dann einen Blick auf mein Buch, bevor ich es schloss. ,,Ich schreibe einfach meine Gedanken auf" warf ich zurück und verzog meine Lippen zu einem leichten Lächeln. ,,Ich schreibe auch gerne meine Gedanken auf" erwiderte er und setzte sich neben mich. Er musterte meinen Rucksack und meine Klamotten. ,,Darf ich mal sehen?" ich wurde rot, als er die Frage äußerte. Ich sah auf mein Buch und umklammerte es instinktiv fester. Ich sagte nichts dazu und als er merkte, dass ich ihm auf jeden Fall kein JA geben würde, zuckte er mit den Schultern. ,,Nagut. Irgendwann wirst du es mir schon zeigen. Ich werde dich schon überzeugen" ich konnte mir ein leichtes Lachen nicht verkneifen. ,,Na dann bin ich mal gespannt" erwiderte ich nur und packte das Buch weg. ,,Ah sie kann also auch sprechen" er zog die Augenbrauen nach oben. Und ich konnte nur mit den Augen rollen. ,,Was hörst du für Musik?" Er deutete auf meine Kopfhörer, doch ich zuckte nur mit den Schultern. ,,Irgendwie alles. Keine Ahnung." er lächelte. ,,Ja das kenne ich, aber was hast du denn gerade gehört?" ich nahm mein Handy und blickte auf die aktuelle Musikanzeige. ,,I Prevail" gab ich nur zurück. ,,Oh geil. Die höre ich auch gerne." Das überraschte mich tatsächlich eher weniger. Irgendwie hatte er auf mich diesen Eindruck gemacht, als würde er solche Musik hören. Bestimmt hatte er auch eine eigene Band, die er in der Schule gegründet hatte und die jetzt durchstarten wollte. Bei dem Gedanken musste ich fast lachen. ,,Ich bin übrigens Oliver" er streckte mir seine Hand entgegen. Ich nahm sie entgegen und drückte sie leicht. ,,Zoe" gab ich kurz und knapp zurück. ,,Was genau machst du denn hier?" diese Frage hätte er besser nicht stellen sollen. Denn damit holte er mich zurück in die Realität und meine Gedanken schweiften zu Marti. Ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete und meine Augen feucht wurden. Doch ich konnte hier nicht einfach vor einem Fremden anfangen zu heulen. Also nickte ich nur kurz zu Martis Grabstein. Er schien es zu verstehen und sein Gesichtsausdruck wurde ernster, aber nicht mitleidiger. Er stellte auch keine weiteren Fragen zu dem Thema. Stattdessen versuchte er weiterhin an meine Notizen zu kommen. ,,Schreibst du Gedichte oder so?" er legte den Kopf schief. Ich schüttelte den Kopf. Eigentlich wollte ich nicht weiter auf das Thema eingehen. Doch es war mir um einiges lieber, als der Tod von Marti. Ich hatte noch nie jemanden in meine Song Notizen blicken lassen. Eigentlich waren es auch nur Songtexte, denn ich hatte nie ein Instrument gelernt. Im Musikunterricht hatte ich mal auf dem Keyboard gespielt, doch wirklich gelernt hatte ich es nie. Und singen konnte ich mir halbwegs selbst beibringen, ich war kein Profi und es war sicher noch Potenzial nach oben, aber immerhin konnte ich mir so immer gute Noten beim Vorsingen sichern. Doch er schien ernsthaftes Interesse zu haben. Nun war ich mir unsicher. Ich meine, würde ich ihn je wieder sehen? Wahrscheinlich nicht. Und dann wäre es auch nicht schlimm, wenn er meine Texte kannte, denn er würde mich sowieso nie damit konfrontieren. ,,Ich schreibe Songs, wenn du es genau wissen willst." seine Mundwinkel zuckte nach oben. Er schein sich zu freuen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, kramte er in seiner Jackentasche und holte ein Notizbuch heraus. Ich staunte nicht schlecht, als er es offen vor mich hinlegte und ich ebenfalls Skizzen von Songtexten erkennen konnte. ,,Du schreibst auch." Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Doch er nickte. ,,Ja ich ..." er überlegte kurz und schien sich nicht sicher zu sein, ob er seine Gedanken mit mir teilen sollte. ,,Ich habe einen Song über dich geschrieben." Meine Augen wurden groß. ,,Wie? Du hast mich doch gerade erst vor zwei Minuten kennen gelernt. Wie kannst du da schon einen Text über mich geschrieben haben?" Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. ,,Um ehrlich zu sein habe ich dich schon länger beobachtet und irgendwie kamen mir dann Gedanken in den Kopf und ich habe sie direkt aufgeschrieben. Ich glaube so schnell habe ich noch nie einen Song fertig geschrieben." er lächelte und wurde leicht rot, was ihn sehr sympathisch machte, auch wenn es gruselig war, dass er mich scheinbar schon länger beobachtete. ,,Ich will ja jetzt nicht unhöflich sein. Aber das klingt sehr nach einem Stalker" er lächelte mich nur nervös an. Aber immerhin hatte er mir ja nichts angetan. Irgendwie schmeichelte es mir auch, dass er durch mich seine Gedanken besser ordnen und aufschreiben konnte. ,,Darf ich den Text mal sehen?" unterbracht ich die Stille, sie seit bestimmt einer Minute herrschte. Er nickte nur und drückte mir sein Notizbuch in die Hände.

UNWRITTENWhere stories live. Discover now