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Kapitel 4

Ein kühler Windhauch streifte meine bloßen Arme und ließ mich fröstelnd tiefer unter meiner Decke verschwinden. Wer bitte hatte heute Nacht das Fenster offen gelassen? Es war Winter!
Meine Lider fühlten sich bleischwer an, es konnte erst wenige Stunden her sein, dass wir müde ins Bett gewankt waren. Grummelnd zog ich die Decke bis zur Nasenspitze hoch, die sich verdächtig kalt anfühlte. Ich ruckelte einige Male hin und her, bis ich eine angenehme Liegeposition gefunden hatte, vermutlich hatte ich gerade starke Ähnlichkeiten mit einer verpuppten Raupe. Aber egal, so war es wenigstens gemütlich.

Erst als kühle Finger einige meiner wirren Haarsträhnen aus der Stirn strichen, lockerte ich den Kokon um mich herum ein wenig, um mich besser der Berührung entgegen lehnen zu können. Ein leises, unverkennbares Lachen kitzelte mein Ohr und ließ meine Mundwinkel nach oben zucken.
Hach ja... da war es wieder: Dieses aufregend kribbelnde Gefühl, das meinen Körper durchflutete, sobald ich Lee Know in meiner Nähe wusste.
Mit geschlossenen Augen lag ich da, eingekuschelt in den weichen Daunen, und konzentrierte mich auf die Finger, die erst über meine Wange, dann über den Hals wanderten. Unwillkürlich rutschte ich näher an meine liebste Wärmequelle heran und vergrub ihn ungefragt mit unter meiner Decke. Doch so wie sich seine Arme halb um mich legen und mich in eine lockere Umarmung zogen, hatte er nichts gegen diese plötzliche Nähe einzuwenden. Auch wenn er gern das Gegenteil behauptete, er kuschelte ebenso gerne wie ich. Okay, vielleicht ein kleines bisschen weniger gerne, aber solange er es bei mir zuließ, war der Rest nicht so wichtig.
Zufrieden seufzend lehnte ich mich an seine Schulter und grinste vermutlich ziemlich dümmlich vor mich hin, während das Kribbeln in mir noch eine Spur stärker wurde.
Ich genoss die vertraute Wärme, seinen Duft, der mich so herrlich einlullte, so dass ich fast wieder weggedämmert wäre, hätte sich nicht eine vorwitzige Hand unter mein Shirt geschummelt. Behutsam strich sie über meinen Rücken, verirrte sich kurz zu meinem Hintern, ehe sie begann, wirre Muster auf meine Haut zu zeichnen. Ich erschauderte wohlig, das Lächeln wollte nicht von meinen Lippen weichen. Am liebsten wäre ich ewig so liegen geblieben, gefangen in Lee Knows Armen, diese Zweisamkeit genießend.

*


Ich war doch noch einmal eingeschlafen, denn als ich das nächste Mal die Augen öffnete, lag ich nicht mehr auf Lee Know. Die Sonne tauchte das Zimmer in sanfte Helligkeit, sodass ich für einen Moment geblendet die Augen zusammenkneifen musste. Mist, wir hatten heute Nacht nicht nur vergessen, das Fenster zu schließen, sondern auch die Vorhänge.
Ich verbarg das Gesicht im Kissen und atmete einige Mal tief ein und aus, ehe ich einen erneuten Versuch startete, mich der Sonne zu stellen. Es half ja nichts. Wahrscheinlich war es schon später Vormittag, dennoch war es für meinen Geschmack zu früh.
„Hey, Schlafmütze."
Ich spürte, wie die Decke bis zu meinen Schultern gelüftet wurde. Warmer Atem berührte die empfindliche Haut meines Nackens, abgelöst von weichen Lippen. Ich erzitterte leicht, um ein Haar hätte ich angefangen zu schnurren, stattdessen entfloh mir ein etwas zu lautes Seufzen. Lee Know kicherte und schickte mir damit abermals einen Schauer über meinen Rücken.
„Warum klingst du so erschreckend wach?", nuschelte ich in mein Kissen, die Augen bereits wieder geschlossen.
„Es kann nicht jeder so ein Langschläfer sein wie du."
Ich murrte zustimmend, schließlich hatte er recht. Ich verbrachte meine freien Tage am liebsten im Bett und schlief gerne bis Mittag. Diesbezüglich waren wir ziemlich gegensätzlich, denn es kam nicht selten vor, dass er bereits am frühen Morgen eine Runde durch den Park joggte oder, wenn wir bei ihm zuhause waren, die Zeit mit seinen Katzen verbrachte, bis ich endlich aufwachte.
Während ich weiterhin recht bewegungslos auf der Seite lag, hatte sich Lee Knows Hand erneut unter mein Shirt gemogelt, um zart aber stetig über meinen Bauch und meine Seite zu streichen. Ich liebte es, wenn er das tat. Ein Grund mehr, im Bett zu bleiben.

Volcano (Minsung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt