Kapitel 6

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Luigis Sicht:

Meine peinliche Heul-Aktion war jetzt schon drei Tage her und Bowser und ich haben uns mittlerweile überraschenderweise sogar ein wenig angefreundet. Meistens traffen wir uns abends in meinem Zimmer und reden einfach nur. Ich hatte ihm viel von meiner Kindheit in Brooklyn erzählt ebenso von all meinen Sorgen und Ängsten. Bei ihm hatte ich das Gefühl das er mir wirklich zuhörte. Er unterbrach mich kein einziges mal und es schien ihn wirklich zu interessieren was ich zu sagen hatte, selbst wenn es nur irgendwelche Belanglose Dinge waren und das schätzte ich wirklich sehr an ihm. Weder er noch ich brachten Mario nochmal zum Thema und darüber war ich verdammt froh. Ich wollte nicht erneut vor ihm weinen.

Er ist auch echt gar nicht so schlimm wie ich immer dachte. Klar manchmal erschreckt ich mich immer noch, vorallem wenn er plötzlich einfach hinter mir auftauchte. Aber mein Körper begann nicht mehr zu zittern nur bei seinem bloßen Anblick und ich hatte auch nicht mehr das Bedürfnis mich vor ihm zu verstecken oder so schnell wie möglich zu flüchten.
Er hat auch eine weiche Seite. Besonders wenn es um seinen Sohn geht und das finde ich wahnsinnig niedlich.

Mittlerweile ist es auch zu einer Art Tradition geworden dass wir drei gemeinsam Frühstücken, dabei wechselten Bowser und ich uns immer mit dem kochen ab.
Gerade spielen Junior und ich verstecken und ich war mit suchen dran. Natürlich habe ich ihn schon längst entdeckt. Er hatte sich hinter einen der großen Vorhänge im Gang versteckt und seine Füße schauten dabei raus. Jedesmal wenn ich in seine Nähe kam, kicherte er leise. Aber ich tat so als würde ich ihn noch nicht finden können. Bowser stand seit ein paar Minuten an der Wand gelehnt da und beobachtete  belustigt unser Spiel. Gerade wollte ich so tun als hätte ich Junior endlich gefunden, als ich eine mir nur allzu bekannte Gestalt um die Ecke schleichen sah. Mario.
Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihn an. Als er mich und Bowser sah, kam er zu mir gerannt, zog mich hinter sich und sah Bowser feindselig an. Bowser funkelte ihn genauso feindselig an.
"Bist aber ganz schön früh dran deinen Bruder zu retten." bemerkte er spöttisch. Junior, der jetzt merkte das etwas nicht stimmte, kam hinter dem Vorhang hervor und rannte zu seinem Vater um sich hinter ihm zu verstecken.
Mario knurrte nur und sah kurz zu mir und seine Augen weiteten sich kaum merklich,  als er meine ganzen Verbände bemerkte. "Was hat dieser Bastard dir angetan?!" fragte er besorgt.
Ich jedoch verschränkte nur die Arme und sah ihn ebenfalls an. "Er hat mir nichts getan. Im Gegenteil er hat sich sogar um mich gekümmert." meinte ich.
Mario nickte nur leicht als hätte er mir gar nicht richtig zugehört, packte mich am Handgelenk und zog mich mit sich.
Ich konnte sehen wie Junior uns folgen wollte, doch Bowser hielt ihn auf. Stolpernd lief ich Mario hinterher und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. "Mario! Warte doch mal! Ich-Ich will gar nicht hier weg!" rief ich, doch Mario ignorierte meine Proteste und brachte mich auf ein kleines Luftschiff, welches er auch gleich startete. "Luigi du weißt nicht was du da sagst. Bowser hat dich bestimmt einer Gehirnwäsche unterzogen. Oder er hat dich so lange bedroht und geschlagen bis er dich unter seiner Kontrolle hatte."
Ich seufzte leicht und sah zu wie Bowsers Schloss immer kleiner wurde und hoffte die beiden würden ohne mich auskommen. Mario war im Moment viel zu sturr um vernünftig mit ihm reden zu können. Wahrscheinlich wird er mir bezüglich dieses Themas eh nie richtig zuhören.

Nach einer Weile kamen wir schließlich im Pilzkönigreich an und Mario zog mich zu unserem Haus. "Hör mal... ich weiß es hat etwas länger gedauert als ich ursprünglich geplant hatte... es tut mir leid... ich wollte dich niemals so lange dort lassen.." meinte er leise uns sah zu Boden.
Ich verschränkte meine Arme und sah ihn an. "Ja keine Sorge. Ich hab die letzen 3 Wochen schon gemerkt dass ich dir nicht sonderlich wichtig bin." Mario sah mich erschrocken an. "Okay Bowser hat definitiv irgendwas angestellt! Das hättest du niemals gesagt! Du weißt doch dass du mir der wichtigste Mensch auf der Welt bist! Was hat dieses Monster dir eingeredet?" Langsam wurde ich richtig wütend und funkelte ihn an.
"Er hat mir nichts eingeredet Mario! Und er ist auch kein Monster. Ich will dich nur mal daran erinnern dass du für die Rettung von Peach aller höchstens zwei Tage brauchst. Mehr aber nicht. ICH WAR 3 VERDAMMTE WOCHEN BEI IHM WOBEI DIE ERSTEN BEIDEN RICHTIG SCHEIßE WAREN." Ich atmete kurz tief durch um mich wieder zu beruhigen. Ich wollte nicht dass irgendwelche Toads von unserem Streit etwas mitbekamen. Das ging sie überhaupt nichts an.
"Hast du überhaupt eine Ahnung wie es mir ging? Die ersten paar Tage hab ich wirklich jeden Tag gehofft du würdest kommen und mich retten. Ich hab dich in Gedanken angefleht dass du mich so schnell wie möglich da raus holst.
Das hast du aber nicht getan. Eine der Wachen hat mich als seinen persönlichen Boxsack benutzt um sich abzureagieren. Und weist du wer mir geholfen hat? Nein das warst nicht du! Das war Bowser und vermutlich auch Junior. Ich habe vor einer Woche angefangen es dort wirklich zu mögen. Stell dir vor ich hatte sogar mein eigens Zimmer. Bowser hat mich gut behandelt. Ich hab mich gut mit Junior verstanden und den kleinen richtig ins Herz geschlossen. Und dann kamst du daher und denkst mit so einer lahmen Entschuldigung wäre alles wieder Friede, Freude Eierkuchen?! Aber, Achtung Spoiler ist es nicht!"
Ich wartete nicht mal eine Antwort ab, sondern rannte gleich rauf in mein Zimmer und schlug laut die Tür hinter mir zu. Warum kann er nicht ein einziges Mal versuchen mir zuzuhören??

Eine Stunde später klopfte es zaghaft an die Tür und Mario kam rein. "Ich hab Lasagne gemacht.." meinte er und setzte sich mit dem Teller zu mir aufs Bett. Ich sah ihn an, nahm schweigend den Teller entgegen und begann zu essen.
"Dir wird nie wieder etwas passieren. Das verspreche ich Dir."
Ich seufzte leicht und sah ihn an, deutete leicht auf den nun leeren Teller.
"Glaub nicht dass es damit getan wäre Mario. Unter normalen Umständen vielleicht. Aber nicht unter diesen. Du hast mich einfach zu sehr enttäuscht.."
Mario nickte leicht und sah mich an. "Ja das habe ich mir schon fast gedacht.. Ich wünschte wirklich das ganze wäre anders verlaufen...Aber sag mal... wie kam es überhaupt dazu dass Bowser dir ein eigens Zimmer gegeben hat?" fragte er und ich durchschaute sofort was er vorhatte.
"Ich weiß was du vorhast Mario. Aber ich muss dich leider enttäuschen. Ich weiß nichts über Bowsers Schwachstellen." teilte ich ihm mit.
Mario nickte leicht. "Okay ich glaub dir." meinte er, stand auf und wollte schon gehen, jedoch hielt ihm ihn am Ärmel fest und sah ihn an. "Du hast mir immer noch nicht gesagt weshalb du so lange gebraucht hast um mich zu retten."
Mario wich nervös meinem Blick aus. "Nun... also... ähm eventuell haben Peach und ich geheiratet? Wir wollten unsere Verlobung eigentlich an ihrem Geburtstag verkünden... aber das ging etwas schief." Blinzelnd sah ich ihn an. "Du-Du hast geheiratet und hattest nicht mal das Bedürfnis gehabt deinen eigenen Bruder dabei zu haben? Wow Dankeschön!" Ich verschränkte die Arme und drehte ihm den Rücken zu.
Klar ich freu mich schon für ihn, trotzdem wäre ich total gerne bei seinem großen Tag dabei gewesen..
"Natürlich wollte ich dass du da bist Luigi! Aber die Tage bis zur Hochzeit waren einfach so verdammt stressig! Wir waren nur am planen und vorbereiten. Da war einfach keine Zeit noch kurz nen Abstecher in Bowsers Schloss zu machen!" verteidigte er sich und ich sah ihn nun doch wieder an. "Ein Tag ohne dich wäre ja wohl für Peach noch zu verkraften gewesen oder?? Und was hättest du gemacht wenn ich umgebracht worden wäre weil du einfach nicht gekommen bist??"  schrie ich verletzt und Mario starrte mich beschämt an.
"Daran hab ich gar nicht gedacht...." murmelte er leise.
Ich wollte gerade etwas darauf erwidern als es plötzlich an der Tür klingelte und Mario ging um sie zu öffnen. Seufzend ließ ich mich zurück aufs Bett fallen und starrte an die Decke.
Junior fehlte mir und irgendwie auch Bowser. Es war so ungewohnt ruhig ohne das Lachen des kleinen. Ich hoffte er war okay und ich fehlte ihm nicht zu sehr.
Ein klopfen riss mich aus meinen Gedanken. "Lass mich in Ruhe Mario. Ich will alleine sein." brummte ich.
"Ich bin nicht Mario." kicherte eine bekannte Stimme und ich richtete mich auf und sah zur Tür.

Vertauscht und vergessenWhere stories live. Discover now