Vertauscht und vergessen

Kapitel 3

Luigis Sicht:

"Essen!" schrie jemand und klopfte gegen die Gitterstäbe und ein Tablett mit etwas Brot und Wasser wurde durch eine dafür vorhergesehene Lücke durchgeschoben. Ich wartete bis derjenige der das Essen verteilte weit genug weg war, robbte dann zum Teller, nahm mir das Brot und das Wasser und zog mich in meine Ecke zurück. Eilig verschlang ich mein essen und spülte das trockene Brot mit den Wasser herunter.
Durch eine Strichliste die ich seit meiner Ankunft hier führte wusste ich dass mittlerweile schon die zweite Woche meiner Gefangenschaft angebrochen war.
Mario war bis jetzt immer noch nicht aufgetaucht und langsam verlor ich die Hoffnung daran. Bei Peach dauert es meistens nie länger als einen Tag bis er es geschafft hat sie zu retten.
Warum also braucht er bei mir so lange?
Ich bin sein Bruder! Und sie nur irgendeine Prinzessin. Sie gehört nicht mal zur Familie.

Bowser hat sich ebenfalls kein einziges Mal mehr blicken lassen. Vermutlich hat er vergessen dass ich hier war. Wer allerdings meine Anwesenheit nicht vergessen hatte, waren die Wachen. Regelmäßig kamen sie in meine Zelle um ihren Frust und ihre Wut abzubauen. Mein Körper war nur so von blauen Flecken und Blutergüssen übersäht, aber immerhin war ich noch am leben. Durch andere Gefangene erfuhr ich recht schnell dass ich wohl der einzige war der so behandelt wurde und mir war nicht ganz klar weshalb. Vielleicht spielte die Tatsache dass Bowser meine Existenz vergessen hatte eine Rolle. Oder aber ihm ist ganz genau bewusst dass ich noch hier war und er hat es seinen Leuten erlaubt einfach nur weil ich Marios Bruder war.
Gerade hatte ich meine Augen geschlossen um noch ein wenig zu schlafen, als ich plötzlich an meinen Haaren gepackt wurde und mein Kopf gegen die Wand geknallt wurde. Ich stöhnte vor Schmerzen und öffnete die Augen. Einer der Wachen, ich hatte herausgefunden dass er Derek hieß, stand mit einem grinsen vor mir und begann dann auch schon auf mich einzutreten. Ich spuckte Blut und krümmte mich vor Schmerzen zusammen. Ich hörte Schritte, die vor meiner Zelle stehen blieb. "Derek!! Weg da! Der Boss kommt hier gleich vorbei!!"
Derek fluchte laut, trat nochmal nach meinem Kopf und verschwand dann eilig.
Ich spürte wie der Boden leicht erzitterte als ich wenig später schwere Schritte hörte. Erneut hielt jemand bei meiner Zelle an. Meine Sicht war verschwommen, aber ich konnte einen etwas überraschten Bowser erkennen. "Hmm was machst du den noch hier Lucas? Ich war mir absolut sicher Mario hätte sich schon längst ins Schloss geschlichen und dich befreit." murmelte er und ich hörte ein klicken als die Tür aufgesperrt wurde.
"L-l-luigi." brachte ich noch heraus ehe ich bewusstlos zusammen sackte.

Als ich wieder zu mir kam war ich immer noch in der Zelle. Allerdings merkte ich dass ich nicht mehr in meiner Ecke lag sondern dass mich jemand auf die Matratze gelegt hatte. Außerdem hatte mir jemand ein Shirt übergezogen und soweit ich es sehen konnte war fast mein ganzer Körper bandagiert.

Als ich mich weiter umsah bemerkte ich einen Teller mit mehr essen als sonst. Ich schnappte ihn mir, verzog mir wieder in meine Ecke und aß alles auf. Kaum hatte ich aufgegessen, betrat Derek erneut meine Zelle und ich begann augenblicklich zu zittern und machte mich noch kleiner.
Er packte mich am Kragen, zog mich auf die Beine und drückte mich gegen die Wand. "Wenn du uns beim Boss verpfeifst bist du tot!"  knurrte er und ich sah ihn verwirrt an. Er ließ mich wieder los, machte mir Handschellen um und zog mich mit sich und stolpernd folgte ich ihm. Mir blieb ja nichts anderes übrig.
Im Thronsaal blieben wir stehen und er schubste mich vor Bowser, wobei ich durch den plötzlichen Schwung auf die Knie fiel.
"Wer ist für deinen Zustand verantwortlich?" fragte er mich und sah von oben auf mich herab. Ich zitterte leicht.  "I-Ich weiß es nicht." murmelte ich leise. Bowser sah mich lange an bevor er leicht seufzte.
"Gut wenn du nichts sagen willst kann ich auch nicht helfen. Ich habe gehört du und dein dummer Bruder seid auch Klempner?" Ich nickte leicht und sah ihn fragend an.
"Gut. Hier in diesem Schloss gibt es viele Dinge die Repariert werden müssen. Niemand ist sonderlich geschickt darin. Wir werden dich mit der Zeit immer malbwieder aus der Zelle holen und du wirst es reparieren ohne einen Fluchtversuch zu wagen verstanden?!"
Ich nickte zitternd. "J-ja König B-Bowser." stotterte ich.
Bowser bedeutete Derek schließlich er solle mich wieder weg bringen und nun saß ich wieder in der Zelle in meiner Ecke.

Ein paar Stunden später wurde ich erneut aus meinem Schlaf gerissen.
"Mit kommen. Es gibt Arbeit für dich!"  meinte die Wache, welche gerade in meine Zelle kam und mich ansah.
Leicht nichte ich und stand auf.
Ich wurde durch das Schloss und in eine Küche gebracht. "Das Abflussrohr ist verstopft. Kümmer dich darum. Du hast eine Stunde Zeit dann hol ich dich wieder ab. Und Gnade dir Gott solltest du versuchen weg zulaufen."
Ich nickte leicht und die Wache stellte einen Werkzeugskasten vor mir ab und ging dann.
Sofort machte ich mich ans Werk und war sogar schneller fertig als gedacht. Da noch etwas Zeit war, setze ich mich auf einen der Stühle und wartete. Ich versuchte gar nicht erst zu fliehen, immerhin kannte ich mich überhaupt nicht im Schloss aus und ich würde sicherlich gefasst werden bevor ich auch nur annähernd in der Nähe des Ausgangs wäre.
Plötzlich vernahm ich ein leises weinen. Unsicher überlegte ich was ich tun sollte.
Ich könnte es ignorieren aber was ist wenn jemand verletzt war? Seufzend stand ich auf, schlich aus der Küche und folgte dem Weinen. Vor einer Tür, aus dem es zu kommen schien, blieb ich kurz stehen und sah mich nochmal um ehe ich vorsichtig die Türe öffnete.
Schnell merkte ich dass es ein Kinderzimmer war. Überall lag Spielzeug rum und ich entdeckte eine kleine Gestalt weinend auf dem Bett sitzen.
Als ich leise näher ran ging, sah ich dass es ein Koopa Kind war. Außerdem hatte es verdammt große Ähnlichkeiten mit Bowser. "Hey... w-warum weinst du denn?" fragte ich vorsichtig und das Kind sah zu mir und schniefte laut. "Wer bist du? Und warum hast du Papas Shirt an?"
Überrascht sah ich an mir runter.
Das war also Bowsers eigens Shirt? Okay das würde die Größe schon mal erklären aber warum sollte er mir etwas von sich geben? Und warum besitzt er sowas überhaupt? Ich hab ihn irgendwie noch nie mit Klamotten gesehen.
dachte ich und sah dann zu dem kleinen. "Mein Name ist Luigi. Und wer bist du? Und das Shirt habe ich an weil meine Klamotten ausversehen kaputt gegangen sind. Dein Papa hat mir eines von sich geliehen." erklärte ich ihm lächelnd. Bowsers Sohn musterte mich neugierig.
"Ich bin Bowser Junior. Du kannst mich aber auch einfach nur Junior nennen. Hast du dir weh getan?" fragte er und zeigte auf die Verbände.
Ich lachte leicht und kratze mich nervös am Nacken. "Ach weißt du. Ich bin manchmal ziemlich ungeschickt." Ich ging langsam zu ihm und setze mich neben ihn aufs Bett. "Aber was ist mit dir los kleiner? Warum hast du den geweint?" Junior umarmte mich sofort und schniefte nochmal.
"Ich hatte einen ganz schrecklichen Alptraum!" Ich strich ihm über den Kopf und dachte nach. "Hmm Ich könnte dir eine Geschichte erzählen. Vielleicht vergisst du dann deinen Alptraum wieder und kannst besser schlafen." schlug ich vor und Junior nickte begeistert mit dem Kopf. "Auja!! Ich will eine Geschichte hören!" 
Schmunzelnd sah ich ihn an und er legte sich sofort wieder ins Bett und sah mich gespannt an. Ich überlegte kurz welches Märchen am besten wäre und erzählte ihm schließlich Cinderella, eines meiner Lieblingsmärchen. Bei der Hälfte etwa ist er endlich eingeschlafen und ich stand auf und deckte ihn vorsichtig zu, ehe ich so leise wie möglich aus dem Zimmer schlich.
Ebenso leise schloss ich dann die Tür als ich draußen war, machte einen Schritt zurück und prallte mit dem Rücken gegen etwas hartes. Ich quitschte erschrocken auf und sah langsam nach oben. Hinter mir stand Bowser und hatte einen noch bedrohlicheren Gesichtsausdruck als sonst. Er packte mich und hob mich hoch. "Was hast du hier zu suchen?! Du solltest in der Küche bleiben!" knurrte er wütend.
"I-Ich habe jemanden weinen hören... u-und weil ich dachte jemand hätte s-sich verletzt wollte ich nachsehen."  stotterte ich und Bowser sah mich nicht ganz so überzeugt an. "Sollte ich erfahren dass du meinem Sohn etwas angetan hast bringe ich dich um!"
Bowser brachte mich, ohne eine Antwort abzuwarten zurück zu meiner Zelle und warf mich unsanft hinein, bevor er wieder ging. Ich rappelte mich auf und setzte mich schließlich wieder in die Ecke.