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Blinzelnd öffne ich meine Augen und blicke zu einer dunkelgrauen Decke hinauf.

Das letzte an was ich mich erinnere ist, dass ich aus dem Auto des Alphas geflüchtet bin und im Wald über eine Wurzel gestolpert bin. Danach erinnere ich mich an nichts mehr.

'Oh Gott. Das war sicherlich alles nur ein Traum. Ich liege noch in meinem gemütlichem Bett und jeden Moment wird entweder Julien oder Cole rein platzen und mir sagen ich hab verschlafen.' Ich schließe also wieder meine Augen und drehe mich im Bett einmal um. Doch irgendwas ist anders. Ich atme einmal kurz tief ein. Minze und Wacholder. 

Augenblicklich sitze ich Kerzengerade im Bett und blicke mich um. Das ist nicht mein Zimmer. Das ist sein Zimmer! Es ist das Zimmer des Alphas!!!

Ich liege in einem großen schwarzen Boxspringbett. Die Farben der Wände des Raumes sind, wie auch die Decke, in einem dunklen Grau ton gestrichen. Es stehen ein paar schwarze Schränke und eine ebenfalls schwarze Couch im Zimmer. Außerdem gehen Links und Rechts vom Raum zwei Türen ab, welche vermutlich in ein Badezimmer und einen begehbaren Kleiderschrank oder sein Arbeitszimmer führen. Direkt Gegenüber vom Bett befindet sich ebenfalls eine Türe, die vermutlich auf den Gang führt. Neben dem Bett befinden sich auf jeder Seite jeweils ein Nachttisch und eine Fensterfront, die rauf auf einen kleinen Balkon führt. 

Ich schlage die Decke zurück und erstarre. Ich trage nicht mehr mein Kleid von Gestern Abend. Stattdessen liege ich in meiner Unterwäsche und einem großen T-Shirt, vermutlich eines von seinen, im seinem Bett.  

'Warum habe ich eines seiner Shirts an?' wundere ich mich, ehe ich erstarre. Er hat es allen ernstes gewagt mich umzuziehen! Empört schwinge ich meine Beine aus dem Bett und bewege mich auf die Türe zu, bei der ich vermute, das sie nach draußen führt. Ich drücke die Türklinke nach unten. Nichts. Die Tür öffnet sich nicht. 

'Er hat nicht allen ernstes die Tür abgeschlossen?!' Verzweifelt versuche ich abermals durch rütteln und drücken die Türe zu öffnen. Immer noch nichts. Verzweifelt raufe ich mir die Haare.  Durch mein gutes Wolfsgehör, höre ich frühzeitig, wie Füße eine Treppe nach oben und auf das Zimmer zukommen. Meine Augen weiten sich und hektisch blicke ich mich nach einem Ort um, wo ich mich am besten verstecken kann. 

Sofort erblicke ich eine der zwei anderen Türen im Zimmer und schleiche so schnell und leise wie ich nur kann auf diese zu, ehe ich sie öffne und hineintrete. Ich schließe so leise wie es geht die Türe und schließe sie zu. Etwas erleichterter als noch vor wenigen Sekunden, drehe ich mich um und kann zum Glück ein Badezimmer erblicken.

Das Bad ist ebenfalls in dunklen Tönen gehalten. Alles sieht so aus, wie in einem normalen, riesigen Bad. Nur die Dusche ist anders. Es ist eine große, offene Regendusche, unter die locker zwei Leute passen.

Von außen höre ich, wie die Türe des Zimmers aufgeschlossen wird und jemand Eintritt. Kurz stoppen die Schritte, ehe ich sie auf meine Tür zukommen höre. Kurz davor bleiben sie wieder stehen.

"Öffne die Tür!" höre ich seine tiefe Alpha-stimme durch die Türe befehlen, wodurch mir ein kleiner Schauer über den Rücken jagt. Ich habe den Drang nachzugeben, die Türe zu öffnen und mich ihm aus lauter Angst zu unterwerfen. Doch ich wehre mich, am ganzen Körper zitternd, gegen diesen Drang. Er soll nicht solch eine Kontrolle über mich haben, also mache ich einfach noch einen weiteren verängstigten Schritt nach hinten, in die Dusche hinein.

"Entweder du machst die Tür auf, oder ich werde es tun!" ruft er mir wieder zu. Doch ich mache nur wieder einen weiteren Schritt rückwärts.

"Ich hab dich gewarnt." und bevor er die Worte auch nur zu ende Gesprochen hat, ertönt ein lautes Knacken und Brechen und die Tür schwingt auf. Er hat die Tür einfach eingetreten. Erschrocken blicke ich ihn mit aufgerissenen Augen an.

Kaum ist die Tür offen kommt er auch schon ins Zimmer und auf mich zu. Sofort weiche ich, immer stärker Zitternd, weiter zurück, bis ich mit dem Rücken an der Wand anstoße und keine Möglichkeit habe ihm weiter zu entkommen. Er jedoch kommt mir immer näher. Seine Augen glänzen wiedermal Alpha-Rot und starren mich an, als wollten sie mich jeden Moment auffressen. Ein Schauer läuft mir über den Rücken und hinterlässt eine Gänsehaut. Verängstigt drücke ich mich so sehr ich kann nach hinten an die Wand und lasse mich ein bisschen an ihr hinunter gleiten.

Anscheinend bemerkt er endlich das er mir eine heiden Angst macht, denn er macht wieder einen Schritt rückwärts.

"Entschuldige. Ich wollte dir keine Angst machen." erklärt er mir kurz angebunden, während das Rot aus seinen Augen verschwindet und einem wunderschönen Eisblau platz macht. Immer noch zitternd blicke ich von unten zu ihm hinauf.

Erst jetzt habe ich die Möglichkeit den Alpha vor mir genauer zu betrachten. Er hat Rabenschwarzes-Haar, vermutlich sehr weiches, welches ihm verstrubbelt und trotzdem Ordentlich vom Kopfabsteht und er ist mindestens einen Kopf größer als ich. Seinen gut trainierten Körper darf man natürlich nicht vergessen. Er ist kein Muskelprotz, bei dem jeder Muskel aussieht, als wäre er aufgespritzt, denn das wäre echt ein Albtraum für mich. Stattdessen ist er gut gebaut mit ausreichend Muskeln, hinter denen sogar vermutlich um einiges mehr Kraft steckt, als man annehmen würde. Alles in allem, ist er absolut mein Traum-Typ, naja zu mindestens sein Körper.

Ein Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht, welches süße Grübchen enthüllt, als er mein Starren bemerkt. Peinlich berührt und trotzdem immer noch verängstig senke ich meinen Blick auf den Boden.

Sobald er jedoch wieder versucht einen Schritt auf mich zu zumachen, schießt mein Kopf wieder in die Höhe. Auch wenn er mir wirklich eine heiden Angst einjagt, steigt in mir das starke Gefühl von Hass und Wut auf, denn was er meinem Bruder angetan hat, habe ich noch lange nicht vergessen.

"Stopp! Bleib stehen! Wehe du kommst noch einen Schritt näher!" stoppe ich ihn sofort, fast Panisch. Er bleibt sofort stehen und blickt mich mit schief gelegtem Kopf an.

"Was ist?" verwirrt zieht er eine Augenbraue nach oben. Wie kann er das noch fragen? Er hat meinen Bruder verletzt. Meinen kleinen Bruder. Und ich hab noch nicht einmal eine Ahnung, wie es ihm geht. Oh Gott, meine Familie macht sich sicher riesige Sorgen um mich. Für kurze Zeit versinke ich in meinen Gedanken, was er ausnutzt und mir mit seiner Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht.

Sofort bin ich wieder im hier und jetzt und schlage Augenblicklich seine Hand weg, ehe ich ihm eine Ohrfeige hinterher gebe. Anscheinend die falsche Entscheidung, denn sofort glühen seine Augen wieder Rot auf und er greift grob nach meinem Arm, bevor er mich ins Zimmer zurück schleift und mich in die Richtung des Bettes stößt.

 Ohne auch nur irgendwas zu sagen, dreht er sich um und läuft durch die Zimmertüre, welche er hinter sich zu zieht. Ich reagiere schnell und will ihm durch die Türe folgen, sodass er mich nicht nochmal einsperren kann, doch ich bin zu langsam. Ich mache gerademal zwei Schritte, da hat er die Tür schon abgeschlossen. Panisch setze ich die letzten Meter zur Tür und versuche sie auf nur irgendeine Art und weise zu öffnen, doch nichts funktioniert. Frustriert schreie ich auf.

"Öffne die Verdammte Tür du Arsch!!!" brülle ich seinen sich entfernenden Schritten hinterher. 3 Minuten später höre ich, wie ein Auto aufheult und sich schnell vom Haus entfernt. Daraufhin ist alles still.

Verzweifelt Tigere ich im Raum auf und ab. Ich muss hier raus. Ich muss es irgendwie schaffen unauffällig zum Wald zu gelangen, dann kann ich mich Verwandeln und es hoffentlich bis nach Hause schaffen. Entschlossen blicke ich mich um. Es muss ja schließlich irgendwas hier geben, wodurch ich aus diesem Zimmer fliehen kann. Doch erstmal brauche ich eine Hose, denn so wie ich jetzt bin, kann ich sicher nicht draußen rumlaufen.

Also fische ich mir aus seinem begehbaren Kleiderschrank eine Jogginghose, welche ich mir vorne Enger machen kann, damit sie mir nicht sofort runter rutscht.

'Der Balkon!' schießt es mir durch den Kopf. Mit großen Schritten tapse ich zu einer der Terassentüren und öffne sie. Denn starken Regen, der mir nun ins Gesicht peitscht, habe ich vorher gar nicht wirklich war genommen, doch ist er mir herzlich zu meiner Flucht willkommen. Leise sein brauche ich nicht, denn ich kann keinen weiteren Herzschlag im Haus oder in der Umgebung wahrnehmen, der mich aufhalten oder überhaupt mein Handeln mitbekommen würde. Kaum das ich auf den Balkon auch nur einen Schritt gesetzt habe bin ich auch schon komplett durchnässt, entdecke jedoch auch sehr schnell meinen Ausweg. Einen Baum, dessen Äste fast an den Balkon heran kommen!



WolfsmateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt