Die Pfeife war aus schwarzem Holz und mit vielen kleinen, edlen Schnitzereien verziert. "Lies diesen Zettel auf keinen Fall. Geh in das Dorf und frage nach dem Phönix Clan. Der Zettel darf nur von einem Mitglied dieser Familie gelesen werden. Was genau darin steht, geht niemanden etwas an. Ich bin sicher, dass du bei ihnen bleiben darfst", erklärte Anakin, und als ich fragen wollte, was es mit diesem Zettel auf sich hat, den niemand außer dieser Familie lesen darf, unterbrach er mich direkt.

"Jeder darf seine kleinen Geheimnisse haben. Sogar ich", grinste er, aber dieses Mal war es kein freundliches, schelmisches Grinsen wie sonst, sondern eines, das bei mir eine Gänsehaut auslöste.

Kurz nickte ich. "Mit der Vogelpfeife kannst du einen Raben herbeirufen. Er wird alle deine Nachrichten an mich und Elora überbringen und umgekehrt. Geh jetzt und pass auf dich auf, Schwesterchen", sagte er und umarmte mich lange und herzlich.

Schließlich machte sich mein Bruder auf den Weg zurück zum Schloss, und als ich sah, wie seine Silhouette im Wald verschwand, kullerte eine kleine Träne über meine Wange. Und dann noch eine und noch eine.

Eine Zeit lang stand ich einfach nur da, die Tränen liefen mir übers Gesicht, während ich versuchte zu begreifen, was in den letzten Stunden geschehen war.

Als die Sonne langsam wieder aufging und den Horizont in ein wunderschönes Rosa tauchte, betrat ich schließlich das Dorf.

Glücklicherweise erkannte mich keiner der Bewohner, aber es konnte mir auch niemand etwas über diesen Phönix Clan sagen.

Es kam mir so vor, als hätte ich schon jeden einzigen Dorfbewohner um Auskunft gebeten.

Anfangs waren die Leute noch sehr freundlich und lächelten mich hilfsbereit an, aber sobald ich den Phönix Clan erwähnte, gaben sie mir keine Antworten mehr und gingen schnell ihrer Wege.

Als die Sonne wieder unterging und ich immer noch keine Anhaltspunkte hatte, machte sich eine gewisse Verzweiflung in mir breit. Mein Magen knurrte und mein Körper fühlte sich schwer an.

Ich hatte seit 24 Stunden nichts mehr gegessen oder geschlafen, und das machte sich jetzt bemerkbar.

Um meinem Körper wenigstens etwas Ruhe zu gönnen, beschloss ich, mir einen Platz zum Ausruhen zu suchen.

Als ich eine schneefreie Stelle unter einem Hausdach fand, wo der Boden nicht ganz gefroren war, ließ ich mich auf den Boden sinken und schloss für einen Moment die Augen. Die Erschöpfung überkam mich und ich schlief ein.

Ich wurde wachgerüttelt, und als ich die Augen öffnete, blickte ich direkt in das Gesicht einer jungen Frau.

Sie hatte blondes Haar und schöne grüne Augen, mit denen sie mich besorgt, aber auch freundlich musterte. Ich schätzte, dass sie etwa in meinem Alter sein musste.

"Geht es Ihnen gut?", fragte sie und sah mich besorgt an.

"Es ist gefährlich, in diesem Dorf unvorsichtig zu sein. Die herrschende königliche Familie kümmert sich nicht wirklich um die Bewohner und deshalb wird man hier sehr oft ausgeraubt", erklärte sie und ich stand auf.

"Vielen Dank für diese Information. Ich bin eigentlich neu hier und kenne mich nicht aus. Kennen Sie den Phönix Clan? Ich bin auf der Suche nach Mitgliedern dieser Familie", antwortete ich und sie beäugte mich misstrauisch.

Als die junge Frau nicht aufhörte, mich anzustarren, fragte ich, ob ich etwas Falsches gesagt hätte, aber ich bekam keine Antwort.

Nach einer Weile ergriff sie dann doch das Wort. "Mein Name ist Ophelia Phoenix. Was wollen Sie von meiner Familie?", fragte sie misstrauisch und starrte mich weiterhin eindringlich an.

(K)ein Klischeehaftes MärchenWhere stories live. Discover now