17 Falsche Entscheidungen

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Der Alte Mann verließ zusammen mit Nikos und Tom die Sitzung. Unten auf der Straße legte er beiden seine Arme auf die Schultern und schlug vor, man sollte noch einen Kaffee zusammen trinken. Sie setzten sich in ein Kafenion, wo sie völlig unbemerkt miteinander reden konnten, denn die Augen aller anderen Gäste waren auf den Fernseher gerichtet, in dem ein schwarz-weißer Western mit John Wayne lief.

„Ich will nicht um den heißen Brei herumreden. Mir ist zu Ohren gekommen, Tom, dass es Probleme mit Sophia gibt. Ich will mich nicht einmischen, aber ich möchte Dich daran erinnern, wie wichtig man in Griechenland eine Verlobung nimmt."

Tom und Nikos sahen sich betreten an. Dass Toms Irrungen und Wirrungen ihren Weg bis zu dem Alten Mann gefunden hatten, war ihnen peinlich. Der beobachtete die telepathische Unterhaltung der beiden leicht belustigt. Tom antwortete nach einer langen Pause:

„In welcher Beziehung gibt es nie Probleme? Diese privaten Dinge haben aber keinen Einfluss auf unsere Arbeit, das kann ich Ihnen versprechen. Die Bedeutung einer Verlobung ist mir schon klar, es gab da vor zwei Jahren mal einen kleinen Zwischenfall, den ich nicht vergessen habe."

„Gut. Wie gesagt, ich mische mich nicht ein, aber einen guten Rat hätte ich schon für Dich. Ich war ja lange genug verheiratet. Manchmal hilft es, wenn man die Probleme einfach mal vergisst. Du fährst jetzt wieder nach Deutschland, und wenn Du in sechs Wochen wiederkommst, sieht die Sache vielleicht schon ganz anders aus. Ihr habt beide Zeit, in Ruhe und mit Abstand über alles nachzudenken."

„Danke, das werden wir sicher tun."

Nikos hatten die letzten Sätze ihres Vorbildes eine kalte Dusche verpasst. Was, wenn in sechs Wochen tatsächlich alles wieder ganz anders aussähe? Was, wenn Tom sich den griechischen Gepflogenheiten beugte? Das intensive Gespräch über Ägypten und Libyen, das Tom und der Alte Mann führten, drang nicht bis in seine Gedankenwelt vor. Er unterbrach Tom mitten im Satz:

„Können wir fahren?"

Tom sah ihn an und wusste, dass es eilig war.

„Tut mir leid, ich habe ganz vergessen, dass wir noch eine Verabredung haben," entschuldigte er sich bei dem Alten Mann, der etwas verdutzt war.

„Fahrt nur, wir können unser Gespräch im Mai fortsetzen. Ich würde gerne von Dir wissen, ob Du Gaddafi mehr für einen Sozialisten, einen Arabisten, oder einen Islamisten hältst."

„Dafür brauchen wir mehr Zeit, die haben wir dann im Mai sicher."

Auf dem Weg zum Hotel fragte Tom Nikos:

„Was ist los? Eine Verabredung haben wir ja wohl nicht."

„Tom, in 14 Stunden fliegst Du zurück. Als er gesagt hat, in sechs Wochen ist vielleicht alles ganz anders, da ist mir schlecht geworden. Solange wir nur Freunde waren, habe ich nie geglaubt, ich könnte Dich verlieren, und jetzt, wo wir zusammen sind, habe ich auf einmal Angst davor. Ich will auch nicht nach Agios Andreas. Ich will diese Nacht allein mit Dir verbringen."

„Aber ich möchte mich wenigstens von allen verabschieden."

„Lass uns anrufen und sagen, wir können heute nicht kommen. Wir fahren morgen früh rüber und frühstücken alle zusammen, bevor wir Dich zum Flughafen bringen. Ist das okay?"

„Ja, das ist okay. Ich möchte auch mit Dir allein sein."

Nikos rief Sandy von der Rezeption aus an, der natürlich durchschaute, was da lief.

„Ich kann Euch verstehen, Nikos. Um neun ist Frühstück, kommt nicht zu spät. Ich sorge dafür, dass dann alle hier sind."

Tom und Nikos kauften sich Gyros Pitta und zwei Flaschen Amstel, gingen kauend die Treppen zum Strefi-Park hinauf, kehrten um, als sie oben ankamen, und orderten eine zweite Pitta. Sie suchten sich in dem Park eine Ecke, die abgelegen war, aber einen schönen Blick auf die Lichter der Stadt bot. Hatten sie diese dunklen Ecken nicht vor Kurzem noch gemieden?

Die richtigen Leute Band 5: Nikos ToursTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon