12 Major Tom

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„Mal gespannt, ob uns um die Uhrzeit jemand erwartet," sagte Nikos.

„Kapitän Chronos hat gesagt, die Pferde werden frühestens morgen Abend verladen, wenn es mit dem Löschen der anderen Ladung länger dauert, erst übermorgen. Ich schätze, sie holen uns erst morgen ab," meinte Tom.

Da quäkte es aus dem Lautsprecher:

„Tom und Nikos auf die Brücke!"

Sie rannten nach oben. Kapitän Chronos drückte Nikos sein Fernglas mit Restlichtverstärker in die Hand und deutete ihm mit dem Arm die Richtung. Nikos suchte den Kai ab. Die Lampen glühten weiß, der Asphalt schimmerte grünlich. Dann sah er die vier Jeeps der Militärpolizei.

„Okay, dann werden wir wohl nicht hier übernachten. Wir sehen uns morgen, Herr Kapitän"

Es dauerte noch eine gute halbe Stunde, bis sie an Land gehen konnten. Viel zu packen war nicht. Also stellten sie sich an die Reling und beobachteten das Anlegemanöver. Als die Gangway heruntergelassen wurde, winkten sie dem Kapitän noch einmal zu und gingen zu den Soldaten, die auf dem Kai warteten. Wieder schien der feste Boden unter ihnen die Wellenbewegung des Meeres fortzusetzen. Ein Leutnant begleitete sie zu einem Jeep, in dem schon ein Zivilist saß: Ahmed.

„Wie kommst Du denn hierher?" fragte Tom seinen Attentäter.

„Salam Aleikum, das wollte ich Euch auch gerade fragen. Sie haben mir heute Mittag gesagt, sie holen mich in der Nacht ab und bringen mich zum Hafen. Ich dachte, es ginge um die Pferde. Ich sitze hier schon seit zwei Stunden."

„Aleikum Salam, tut mir leid, schneller ging's nicht. Haben sie Dir gesagt, wohin sie uns bringen?"

„Nein, keine Ahnung. Was ist denn los?"

„Ach, wir mussten etwas herbringen."

Ihr Fahrer, ein junger Leutnant, wusste auch nicht, wohin die Reise ging.

„Ich fahre den anderen hinterher," sagte er nur. Erst jetzt bemerkte Tom, dass die Jeeps Blaulicht hatten. Er stieß Nikos an:

„Hatten wir schon Jeep mit Blaulicht auf der Liste?"

„Nur Krankenwagen mit Blaulicht, Militärpolizei ist ein Extraposten. Ich glaube, wir fahren Richtung Flughafen."

Das Flughafenareal im Osten der Stadt lag weitgehend im Dunkeln. Sie passierten ein Tor in dem Maschendrahtzaun, das von Soldaten bewacht wurde, und hielten schließlich vor einem Hangar an einer Noratlas. Der Leutnant öffnete Toms Tür:

„Guten Flug wünsche ich."

„Und ich? Soll ich auch fliegen?" fragte Ahmed.

„Wozu wärst Du sonst hier?"

Sie stiegen die wenigen Metallstufen zu der Tür in dem Mittelrumpf hoch. Der geräumige Innenraum war von kleinen blauen Lämpchen spärlich erleuchtet.

„Welch prominente Passagiere," begrüßte sie Stavros mit einem strahlenden Lächeln. „Und unser Ahmed. Ihr müsst was Wichtiges mithaben. So einen Aufstand habe ich noch nicht erlebt. Mit Blaulicht zum Flieger! Tom, wie geht's Dir?"

„Alles wieder gut. Wohin fliegst Du uns denn?"

„Okba Ben Nafi, ein Militärflugplatz bei Tripolis. Dann mit dem Hubschrauber zu den Zelten. Macht Euch drauf gefasst, dass da ziemlich wichtige Leute sind. Der Chef fliegt morgen um zehn schon nach Khartum zu einer Konferenz. Die halbe Staatsspitze wartet auf Euch. Die Nacht könnte lang werden."

„Wir haben unterwegs genug geschlafen. Dann fliegst Du uns nicht zurück?"

„Überrascht scheint Ihr ja nicht zu sein. Nein, nach Benghazi fliegt Euch mein Kopilot Tareq, kommt, ich stelle Euch vor."

Die richtigen Leute Band 5: Nikos ToursDonde viven las historias. Descúbrelo ahora