23 In der Brandung

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„Du bist Bilskis Sohn, willkommen in Libyen," lächelte Gaddafi und schüttelte Billys Hand. „Schickt Dein Vater Dich als seinen Stellvertreter?"

„Nein, Tom hat mich eingeladen."

„Bist Du auch bei seiner Gruppe?"

„Noch nicht. Würde ich aber gerne, wenn sie mich aufnehmen. Ich war noch nie in Griechenland."

Sie setzten sich und aßen gemeinsam. Sie sprachen Englisch, und Billy wunderte sich über den britischen Akzent, den alle außer Jalloud hatten. Gaddafi war ungewöhnlich still, während der Stabschef Bilskis Weisheit und die gute Zusammenarbeit mit der griechischen Gruppe pries. Erst nach dem Essen übernahm der Staatschef wieder das Wort:

„Al-Yunani und Philipos, ich danke Euch, dass Ihr es uns ermöglicht, unserem Freund Bilski einen Gefallen zu tun. Bitte gebt uns einen Bericht, was Ihr in Jordanien erfahren habt."

Spiros und Phil referierten eine halbe Stunde, nur unterbrochen von wenigen Rückfragen, die meistens vom Geheimdienstchef kamen. Billy registrierte, dass selbst die Staatsführung dem 16-jährigen Griechen aufmerksam zuhörte. Es war offensichtlich, dass die Gruppe um Tom und alle ihre Mitglieder hier Respekt genossen. Aus der Tatsache, dass sich niemand Notizen machte, schloss er, dass ihre Unterhaltung wohl aufgenommen wurde. So viel hatte er aus Toms Erzählungen schon gelernt, dass man immer mit so etwas rechnen musste.

Die Libyer besprachen sich kurz auf Arabisch, nachdem Spiros und Phil ihren Bericht beendet hatten. Dann ergriff der Vorsitzende das Wort:

„Hoffen wir, dass unsere deutschen Partner mit Euren Erkenntnissen etwas anfangen können. Phil, ich habe eine Frage an Dich. Stell Dir einmal vor, Du wärst der Vorsitzende des libyschen Revolutionsrates. Du möchtest gerne die Palästinenser in ihrem Kampf unterstützen. Das ist ja die Pflicht eines jeden guten Arabers und Moslems. Was würdest Du tun?"

Phil richtete sich auf, begann aber ganz zögerlich:

„Sprechen Sie von militärischer Unterstützung?"

„Das habe ich nicht gesagt."

„Dafür würde ich nämlich keinen Dollar vergeuden, jedenfalls nicht, solange die Palästinenser untereinander so uneinig sind, die übrigens gar nicht alle Moslems sind, das nur nebenbei. Ich würde also als Erstes versuchen, ihnen zu helfen, eine einheitliche Haltung zu entwickeln. Und ich würde meinen Außenminister beauftragen, die arabischen Länder an einen Tisch zu bringen, um auch bei ihnen Gemeinsamkeit zu erzielen."

„Unsere arabischen Brüder haben alle immer wieder ihre Solidarität mit den Palästinensern erklärt und auch gegen Israel Krieg geführt," erinnerte ihn Gaddafi.

„Aber doch nicht, um den Palästinensern ihr Land wiederzugeben," erwiderte Phil, der seine Selbstsicherheit zurückgewonnen hatte. „Unterstützung bekommen die Palästinenser nur aus der Sowjetunion, aber ich habe nicht den Eindruck, dass die UdSSR sich besonders viel Mühe gibt. Die Hilfe ist minimal. Im Lager sagen sie, wenn sie total pleite sind, müssen sie eine Pipeline der Saudis sprengen, damit die mal wieder ein paar Millionen lockermachen. Aber wie gesagt, ich kann verstehen, dass niemand Geld rausrückt, so wie die Palästinenser aufgestellt sind."

Die Libyer diskutierten das Gehörte auf Arabisch. Tom beobachtete Billy aus den Augenwinkeln, aber die vereinbarte Geste blieb aus. Der Stabschef meldete sich zu Wort:

„Es ist interessant, dass Du zu ähnlichen Erkenntnissen kommst wie wir. Die Araber können keinen Krieg gegen Israel gewinnen, solange sie nicht alle einig sind, und solange Israel von den USA und Europa unterstützt wird. Aber heißt das wirklich, dass die Palästinenser auf Dauer aus ihrer Heimat vertrieben bleiben? Das ist nicht akzeptabel."

Die richtigen Leute Band 5: Nikos ToursUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum