Die, die nur ein Buch lesen wollte

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Ich hatte ein neues Zimmer in einem neuen Stock.  Chrollo und ich meldeten den Vorfall mit meinem Zimmer dem Personal und kurze Zeit später wurde mein Zimmer untersucht. Natürlich bekam ich ein neues gestellt und die Wachen in meinem Stockwerk wurden erhöht.
Chrollo lehnte hinter mir am Rahmen der Tür. „Sieht genau so aus wie das andere Zimmer." Chrollo scannte mit seinem Blick den ganzen Raum und ich nickte ihm zu. Ich hatte mich etwas beruhigt aber der Anblick der Puppen hatte sich in meine Netzhaut gebrannt.
Wieso auch immer musste ich plötzlich an Hisoka denken. Ich wollte gerade Chrollo fragen, was das vorhin sollte, als plötzlich vom Fenster ein kratzendes Geräusch zu hören war.
„Ernsthaft?! Was ist denn jetzt schon wieder.", seufzte ich frustriert.
„Ich geh nachschauen."
Der Schwarzhaarige ging vorsichtig zum Fenster und sah hinaus. Er sah nach draußen und hob fragend die Augenbrauen. „Was? So schlimm?"
„Ich glaub da ist was per Flugpost zu dir gekommen." Hä? Verständnislos sah ich ihn an. Er öffnete das Fenster und schon flog ein Bussard in den Raum und direkt auf mich zu. Erschrocken machte ich einen Schritt Rückwärts. Der Vogel setzte sich auf meine Schulter und fing an sein Gefieder zu putzen. Die Krallen bohrten sich dank meinem Nen nicht in meine Schulter. Verwirrt sah ich den Vogel an. Was sollte das denn jetzt. Erst nach dem ich das Federvieh zum zweiten Mal gemustert hatte, viel mir der Schlüssel auf, der an seinem Bein befestigt war.
Ich klatschte mir einmal mit der Hand gegen die Stirn. Oh man darauf hätte ich auch kommen können. Ging ließ sich auch immer was Neues einfallen. Ich nahm den Schlüssel entgegen. Ein kleiner Zettel war auch dabei. Kaum hatte ich beide Sachen in der Hand, da flog der Vogel auch schon wieder aus dem Zimmer.
„Wer hat dir das geschickt?" Chrollo hatte das Fenster wieder geschlossen und stellte sich gegenüber von mir hin.

Er hatte die Arme ineinander verschränkt und besah sich den Schlüssel neugierig. „Was kann der Schlüssel?"
Ich entfaltete den Zettel und antwortete ihm nebenbei. „Der größte Vollidiot der Welt hat ihn mir geschickt. Hast du schon mal was von Ging Freecss gehört? Ist ein ziemlich guter Hunter. Der beste den ich kenne. Hat aber eine ziemlich eigennützige Persönlichkeit. Meistens jedenfalls."
Auf dem Zettel waren lauter Herzen gekritzelt. Ich verdrehte meine Augen und zerriss den Zettel ein paar Mal. Dieser Spinner.
„Den Namen hab ich noch nie gehört. Wenn du sagst, dass er eigennützig ist, wieso hat er dir dann den Schlüssel geschickt?" Chrollo betrachtete immer noch den Schlüssel in meiner Hand. Ich hielt ihn nach oben, dass er ihn besser sehen konnte.
„Den Schlüssel hab ich in Austausch für einen gefallen bekommen, den ich ihm gemacht habe. Nichts Besonderes. Rate doch mal, was der Schlüssel macht." Ich grinste ihn an.
„Wieso glaub ich dir nicht so richtig..." Er hatte ein leichtes lächeln auf den Lippen.
„Hmm, lass mal überlegen. Am Griff befindet sich eine Blume. Er muss irgendwas mit Pflanzen zu tun haben. Vielleicht kann er welche entstehen lassen.", grübelte Chrollo vor sich hin.
„Nicht ganz aber nahe dran. Mit dem Schlüssel kann man Pflanzen bis zu einem Gewissen grad kontrollieren."
Chrollos Augen begannen wieder zu leuchten. „Du hast doch noch einen Schlüssel den du noch nie benutzt hast. Was kann der?"
Ich sah ihn kurz an und kramte dann besagten Schlüssel aus meiner Tasche. „Das liegt daran, dass er für mich nicht von nutzen ist. Mit ihm kann man Fliegen. Meine Nen Fähigkeit macht ihn allerdings ziemlich unnütz." Den Blumen Schlüssel befestigte ich am Schlüsselbund zu meinem Raum Schlüssel und dem Schwebe Schlüssel. Ich nickte zufrieden und steckte den Schlüsselbund dann wieder in meine Tasche.

„Du willst mir immer noch nicht verraten, wie die Schlüssel funktionieren oder?" Ich grinste Chrollo an. „Auf gar keinen Fall!" Ich streckte ihm die Zunge raus und der Schwarzhaarige gab nur einen belustigen laut von sich.

Am nächsten Tag:
Chrollo blätterte in seinem Buch während ich am Fenster stand und auf die Stadt unter uns blickte. Ich besah mir einzelne Gebäude und die Menschen, die auf den Straßen zu sehen waren. Nach einiger Zeit wurde es mir jedoch langweilig und ich drehte mich um. Chrollo hatte sich keinen Zentimeter bewegt, hatte jetzt jedoch sein Handy in der Hand.
Ich starrte das Klavier im Zimmer an. Nachdenklich sah ich noch mal auf das Sofa. Ich ging auf den Flügel zu und setzte mich langsam auf den Hocker. „Du spielst?", kam es fragend vom Sofa. „Ja. Ist aber schon ewig her. Macht es dir was aus, wenn ich ein bisschen versuche was zu spielen?"
„Nein, mach ruhig." Er tippte irgendwas in sein Handy. Ich legte meine Hände vorsichtig auf die Tasten und begann eine leichte Melodie zu spielen. Es klappte nicht ganz zu gut wie erhofft. Ich war ziemlich eingerostet.
Nach ein paar Minuten wurde es aber besser.
„Sag mal Chrollo, was hast du gestern überhaupt mit Hisoka besprochen? Ich dachte ihr kennt euch nicht." Ich hatte gestern nach der ganzen Aufregung vergessen zu fragen. Die Tasten fühlten sich kühl und vertraut an. Ich schloss die Augen während ich weiterspielte. Ich hörte es Rascheln vom Sofa, doch ich öffnete nicht die Augen. „Wir kannten uns zuvor auch wirklich nicht. Er hat mir ständig aufgelauert und dann haben wir uns miteinander unterhalten."
„Ahja. Wieso hat er dich Chef genannt?", fragte ich zweifelnd. „Das Erzähl ich dir nur, wenn du mir sagst, was es mit den Schlüsseln auf sich hat.", kam die monotone Antwort.
Ich seufzte auf. War ja klar. Aber das konnte er vergessen. „Seltsam...", flüsterte Chrollo.
„Was denn?", fragte ich nach. Chrollo schwieg kurz und seufzte dann einmal laut auf. Ich hab gerade eine Nachricht bekommen, dass jemand gestorben ist, dem ich die Nen Fähigkeit geklaut habe. Sein Eintrag ist aber nicht im Buch verschwunden, wie bei allen anderen."
Ich fing an zu lachen. „Das weist du nicht?"
Chrollos Blick verfinsterte sich und er sah mich böse an. Ich hielt sofort inne und hob beschwichtigend die Hände.
„Ähm... ich mein ja nur. Das ist eine Grundregel, die jeder Nen-Nutzer kennen sollte. Wer war denn bitte dein Meister, dass du das nicht weißt?", versuchte ich zu schlichten.
„Das ich was nicht weiß?" Er sah mich auffordernd an. Ich lachte kurz unsicher und sah ihm dann in die Augen. „Manchmal kommt es vor, dass Nen nach dem Tod stärker wird und in der Welt der lebenden verbleibt. Deshalb ist die Fähigkeit vermutlich nicht verschwunden."
Chrollo nickte einmal verstehend. Oh man. Im Prinzip hatte ich ihm gerade halb erklärt, woher die Nen Schlüssel ihre Fähigkeiten hatten aber das würde ich ihm sicherlich nicht sagen. „Wer war dein Meister?" Ich sah ihn fragend an.
„Ich hatte keinen. Ich hab mir alles selbst beigebracht." Er begann wieder in seinem Buch zu lesen. Ich blieb kurz still.
Er hatte keinen Meister. „Dafür, dass du keinen Meister hattest, kannst du echt gut mit Nen umgehen."
Ich stand auf und lief zu ihm Richtung Sofa. Ich setzte mich neben ihn. Auf dem Tisch stand eine Kerze und ich zündete diese mit den Streichhölzern an, die daneben lagen.
Chrollo beobachtete mich dabei doch ich versuchte es zu ignorieren. „Woher kommen die Narben auf deiner Hand."
Ich hielt inne und sah ihn geschockt an. Er hatte sie bemerkt... Ich besah mir meine Hand und strich leicht über die fast verblassten Narben. Ich hatte schon lange nicht mehr an diese gedacht.
„Weist du, mein Papa hat mir beigebracht mit Nen umzugehen und zu kämpfen. Ich habe von ihm auch gelernt, wie man mit Messern, Pistolen und Schwertern umgeht. Meine rechte Hand ist die Stärkere und er war der Meinung, dass ich sie zu oft benutze und meine linke Hand vernachlässige. Er meinte, entweder breche ich sie mir oder er macht das. Tja, ich hab sie mir gebrochen. Wenn er das gemacht hätte, wäre das viel Schmerzhafter gewesen."
Ich dachte an unser Training zurück. Ja, es war verdammt hart aber ich hatte es geschafft. Papa wollte schon immer nur das Beste für mich und ich tat alles um ihn stolz zu machen. Ich musste kurz lächeln. Bei meinem großen Bruder war es ähnlich. Er tat alles für meine Mama und ihm war Papa nicht so wichtig, wohingegen mir meine Mama nicht so wichtig war.
„Wieso lächelst du?"
„Ich hab an früher gedacht. Lassen wir das Thema." Chrollo sah mich kritisch an, beließ es aber dabei.
Ich sah ihn nachdenklich an. „Wie alt bist du?"
„24. Du?"
Ich lehnte mich noch mal nach vorne um an das Buch zu kommen, dass ich lesen wollte. Ich antworte, „21 aber eigentlich fragt man das keine Frauen." Ich hörte ihn einmal kurz schnauben.
Endlich hatte ich mein Buch in der Hand. Ich lehnte mich wieder zurück zum Sofa und schlug es auf.
„Du brennst.", kam es feststellend von dem Schwarzhaarigen.
Verwirrt sah ich ihn an. „Red keinen Mist."
„Du brennst wirklich." Er deutete auf meinen Arm. Ich folgte seinem Finger und tatsächlich. Mein Oberteil brannte einfach Lichterloh.
„Ach du scheiße." Ich sprang auf und fing an auf meinem Arm rum zu klopfen.
„Verdammter Mist! Jetzt hilf mir mal!" Langsam wurde auch mein Arm warm doch die Flamme ging einfach nicht aus. „Hör auf so rum zu wackeln. Du machst es nur schlimmer." Er packte meinen Oberarm und versuchte nun auch die Flamme auszuklopfen. „Ahhh Hilfe! Ich verbrenne!"
„Halt still!"
Mittlerweile tat es schon richtig weh.
„Scheiße das wird nichts!"
„Man das seh ich auch! Lass mich los ich muss das Oberteil ausziehen!"
Er ließ mich sofort los und ich zog so schnell wie möglich mein Oberteil aus. Sobald ich es ausgezogen hatte, begann Chrollo in meinen Haaren rum zu tatschen. Anscheinend hatte ich mir bei der Aktion ein paar Haare angesengt.
Ich hielt immer noch das brennende Oberteil in meiner Hand. „Was mach ich jetzt damit?!" Panisch ließ ich es Fliegen.
Ich sah mich schnell um und ließ es dann aus dem offenen Fenster fallen. „Puh, dass war knapp." Ich ließ mich erschöpft auf das Sofa fallen. „Zeig mal deinen Arm her."
Mit geschlossenen Augen zeigte ich ihm meinen Arm. Ich spürte, wie seine Finger langsam über meine Haut strichen und ich bekam fast sofort eine Gänsehaut.  „Hätte schlimmer kommen können. Da hast du noch mal Glück gehabt. Das sah böse aus. Komm mit ins Bad."
Ich schluckte nervös und entzog ihm meinen Arm. Ich sah ihn mir selber an und stimmte Chrollo zu. Da hatte ich echt Glück gehabt. Ich folgte ihm ihn Bad und setzte mich auf den Klodeckel. „Man, das war eins meiner Lieblingsoberteile." Ich sah einmal an mir runter. Toll. Ich saß nur im BH vor Chrollo.... Wieso musste das immer mir passieren. „Krieg ich ein T-Shirt von dir? Ich kann schlecht den ganzen Tag so rumlaufen."

„Wieso nicht? Das steht dir!", schelmisch grinste er mich an und ich sah ganz genau, wo er gerade hin sah. Ich schnaufte wütend auf. „Chrollo!", zischte ich.
„Jaja, ich hol dir eins. Halt erstmal deinen Arm unter fließendes Wasser." Ich trat zum Waschbecken und ignorierte seine Blicke. Männer. Zum Glück war ich nicht prüde, sonst würde ich mich jetzt in Grund und Boden Schämen. Ich ging sehr gerne in die Sauna und da sah man ja ständig nackte Menschen. Mittlerweile störte mich das gar nicht mehr.
Ich hielt meinen Arm unter das kühle Wasser. Mein Arm pochte unangenehm und es wurde mit dem Wasser noch mal eine Spur schlimmer.
„Ich werde dir nie wieder erlauben, eine Kerze anzuzünden!", kam es belustig von dem Schwarzhaarigen.
Wütend sah ich ihn an, als er wieder hinein trat. „Wie bitte? Das ist ja mal deine Schuld! Anstatt mir zu sagen, dass ich in Flammen steh, hättest du ja mal was machen können!"
Er lehnte sich an den Türrahmen und sah mir zu, wie ich meinen Arm abkühlte.
„Du hast einfach eine ziemlich lange Leitung gehabt. Wer merkt bitte nicht, dass er brennt." Er schüttelte einmal seinen Kopf.

Ich hatte jetzt keinen Nerv mit ihm zu diskutieren. „Hast du das T-Shirt?" Genervt sah ich ihn an.
Er nickte und hielt es einmal hoch. „Lass uns noch schnell deinen Arm verbinden."
Ich machte das Wasser wieder aus und lehnte mich gegen das Waschbecken. Chrollo kramte aus einem Schrank eine Salbe und einen Verband raus und wandte sich damit dann wieder zu mir. 
Er nahm vorsichtig meinen Arm in die Hand und begann etwas Creme auf die Wunde zu schmieren. Ich beobachtete ihn dabei. Leider stand Chrollo wieder ziemlich nah bei mir. Ich hatte eigentlich gehofft diese Situationen zu vermeiden. Ich seufzte einmal frustriert auf. „Tut mir leid. Tut es sehr weh."
Er unterbrach seine Bewegungen und sah mir in die Augen.
ZU. NAH! Argh, ich könnte Ausrasten. Ich schloss meine Augen um ihn nicht ansehen zu müssen. „Nein es geht schon."
Er hielt noch kurz inne, begann dann aber wieder mit dem ein cremen. Nachdem er fertig war, legte er mir noch einen Verband an. „So fertig!"
„Danke!"
Ich nahm das T-Shirt in die Hand und zog es mir über den Kopf. Ich ging aus dem Bad und machte es mir wieder auf dem Sofa bequem. Chrollo folgte mir. Er blies die Kerze aus. „Nur um sicher zu gehen." Ich verdrehte meine Augen. Ich nahm das Buch in die Hand, dass ich eigentlich lesen wollte. Ich spürte immer noch Chrollos Blick auf mir. Sein Duft stieg mir in die Nase. Er roch gut. Nach Büchern und nach irgendeinem Aftershave.
Ich versuchte mich auf das Buch zu konzentrieren aber sein Geruch lullte mich ein. Ich spürte eine gewisse Spannung in der Luft aber ich versuchte es so gut es geht zu ignorieren.
Chrollos Anwesenheit machte mich nervös und ich konnte mich kaum noch konzentrieren. Ich versuchte seine Präsenz so weit es geht zu ignorieren aber je mehr ich es versuchte, desto weniger klappte es.
Ich war kurz davor aggressiv zu knurren. Das kann ja wohl nicht wahr sein. Was hatte er nur an sich, dass er mich so leicht ablenken konnte?
„Ist irgendwas?", hörte ich Chrollo fragen.
Ich sah zu ihm rüber. „Wie kommst du darauf?"
Er lächelte mich an und ich konnte ein kribbeln in meinem Magen spüren. „Du starrst seit fünf Minuten auf dieselbe Seite." Er deutete auf mein Buch.
Frustriert sah ich ihn an. „Ich will nicht darüber reden!", gab ich frustriert von mir.
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So das wars mit dem Kapitel, wenn es euch gefallen hat lasst einen Vote da motiviert weiter zu schreiben <3

Die Nen Schlüssel Where stories live. Discover now