Die, die es jetzt zweimal gibt

31 5 4
                                    

Es waren drei Tage seit unserem Ersten Kampf vergangen. Wir hatten noch Zeit, bis wir unseren nächsten Kampf antreten mussten. Chrollo und ich hatten uns eine Trainingspause gegönnt. Unsere Taktik ging perfekt auf. Alles war so eingetreten, wie wir es geplant hatten. Wir sahen uns jeden Tag und ich wollte wieder ein paar Tage für mich alleine haben. Der Schwarzhaarige hatte ohne zu murren zugestimmt.

In den drei Tagen war ich auch nicht im Himmelsturm. Ich hatte mir am Stadtrand eine Tür für meinen Schlüssel gesucht. Die Ruhe hatte mir wirklich gut getan und ich fühlte mich erholt.
Gerade war ich wieder auf dem Weg zurück zum Turm. Ich hatte Chrollo schon eine Nachricht geschrieben, dass ich gegen Mittag wieder da war.
Bis jetzt hatte er noch nicht geantwortet aber ich machte mir nichts draus. Nicht mehr lange und ich war an meinem Ziel angelangt. Eine leichte Brise wehte mir meine Haare durcheinander. Ich bekam eine Gänsehaut und strich mir ein paar Mal über die Arme, um diese wieder los zu werden.

Endlich war ich angekommen. Ich schritt durch den Eingangsbereich. Hier hatte sich nichts verändert. Die Atmosphäre war gleich und es herrschte ein reges Treiben. Ich ging zu den Aufzügen. Mein Ziel war die Bar in den oberen Stockwerken. Ich wollte ein Glas Gin trinken, bevor ich in mein Zimmer ging.
Kaum hatte ich die Bar betreten, weiteten sich meine Augen. Was zur Hölle?!
Mit offenem Mund sah ich mir das Szenario an, dass ich gerade sah.

Da war man einmal nicht da und schon passieren die seltsamsten Dinge. Noch hatte ich die Möglichkeit einfach um zu drehen und so zu tun, als ob ich von dem nie etwas mitbekommen hatte.
Ich wollte gerade langsam wieder den Raum verlassen, als sich bernsteinfarbene Augen in meine bohrten und mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagten.
Durch das starren drehten sich auch die anderen Personen am Tisch um. Onyxfarbene Augen bohrten sich in meine und ich erwiderte den Blick mit hochgezogener Augenbraue.
Ich riss mich von seinen Augen los und sah die dritte Person am Tisch an. Diese starrte mich mit hasserfüllten Augen. Womit hatte ich das nur verdient...
Chrollo deutete mit einem nicken an, dass ich mich dazu setzten sollte. Ich zögerte. Ich hatte absolut keinen Bock.
Als Chrollo mein zögern bemerkte, sah er mich scharf an. Ergeben seufzte sich und ließ die Schultern hängen.
Ich will wieder alleine sein... auf das bin ich nicht vorbereitet.
Mit hängendem Kopf bestellte ich mir an der Bar meinen Gin und schritt dann zu dem Tisch an dem die drei saßen.
Ich legte meinen ganzen Hass in diesen Blick und sah Chrollo an. Er sollte ruhig merken, dass ich ihn gerne hier und jetzt umbringen würde.
Wäre ich nur einfach direkt in mein Zimmer gegangen.
Ich sah die Person neben Chrollo kurz an. Sie hatte sich an Chrollos Arm gehängt und schmiegte sich gerade noch mal näher an ihn ran. Mir blieb nichts anderes übrig als mich neben den Psycho-Clown zu setzten.

Alle drei starrten mich an. Ich nahm einen kleinen Schluck von meinem Getränk. Ich versuchte den Mann neben mir zu ignorieren.
Ich widmete mich meinem Gegenüber. Ich musste böse lächeln. „Na Titty, lange nicht gesehen. Wo hast du denn deine Freundin gelassen?"
Chrollo sah mich überrascht an. „Ihr kennt euch?"
Tittys Kopf wurde rot vor Wut. Besitz ergreifend krallte sie sich an Chrollo fest.
„Hihi, wie amüsant." Ich sah kurz den Clown neben mich an.

„Duuuu! Das geht dich einen scheiß an!", kam es schäumend vor Wut von Titty. Gelangweilt sah ich sie an. „Du hast angefangen. Selber Schuld wenn du nicht mit den Konsequenzen leben kannst. Also komm mal wieder runter." Ich lehnte mich zurück und nahm noch einen Schluck von meinem Gin. Es brannte leicht in meinem Hals und ich schloss kurz meine Augen.
Chrollo sah einmal zwischen mir und Titty hin und her.
„Wie unhöflich von mir, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Hisoka."
Der Clown hielt mir seine Hand hin doch ich ignorierte diese. Er hatte ein komisches Lächeln auf den Lippen und sah mich besessen an.
Als er merkte, dass ich nicht auf ihn reagierte nahm er seine Hand wieder runter und stütze sich mit dem Kopf darauf ab.
„Schade. Dann eben nicht." Er gab einen belustigten laut von sich und wandte sich dann an Chrollo.
„Deine kleine Freundin ist ziemlich unhöflich findest du nicht." Hisoka sah Chrollo dabei verschmitzt in die Augen. Ich verdrehte meine Augen und leerte mein Glas in einem Zug. Ich knallte es auf den Tisch. Alle Augen richteten sich auf mich. „Ich weiß ja nicht, was das hier für eine Versammlung ist, aber ich geh jetzt auf mein Zimmer."

„Schon gut Lucy. Wir waren gerade fertig." Chrollo stand auf und zog Titty mit sich mit.
„Schon? Ich dachte, wir könnten uns noch etwas unterhalten.", sagte Hisoka.
„Wir haben alles geklärt, was es zu klären gibt. Falls du weitere Fragen hast, melde dich bei Machi. Ich habe sie dir zugeteilt. Die Regeln kennst du jetzt. Warte einfach auf weitere Anweisungen.", sagte Chrollo gefährlich ruhig. Erstaunt hob ich beide Augenbrauen. Ich sah zwischen den beiden hin und her. Ok, was ging denn jetzt ab?

„Schon verstanden Chef.", säuselte Hisoka.
Hä? Ich verstand gar nichts mehr. Chef?

„Komm schon Chrollo, lass uns etwas Spaß haben. Ich hab noch etwas Zeit.", flüsterte Titty Chrollo verführerisch ins Ohr aber ich konnte es deutlich hören.
Ihh! Ich kotz gleich. Was war bitte in den letzten Tagen los?
Chrollo sah Titty kurz an aber schüttelte den Kopf. „Vielleicht später."
Mit leicht geöffnetem Mund sah ich beide ungläubig an. Chrollo zieht echt in betracht mit dem etwas Sex zu haben? Wow... das ist so was von unter seinem Niveau. Die passen überhaupt nicht zusammen.

„Na, eifersüchtig?" Titty sah mich gehässig an. „Träum weiter!" gab ich zischend zurück.
Ich wandte mich von allen am Tisch ab und machte mich stink sauer auf dem Weg zu meinem Zimmer. „Bis zum nächsten Mal Prinzessin!", hörte ich den Clown noch zu mir rufen, ehe ich aus dem Raum stürmte.

Wütend knirschte ich mit den Zähnen. Blind vor Wut kam ich endlich vor meinem Zimmer zum stehen. Ich zog meinen Zimmerschlüssel aus meiner Tasche und wollte ihn gerade ins Schloss stecken, als ich inne hielt.
Meine Augen verengten sich zu schlitzen und ich ließ mein Nen in den Raum fließen.
Es war niemand in meinem Zimmer. Langsam stieß ich die Tür auf und schaute vorsichtig hinein. Irgendjemand hatte meine Tür aufgebrochen.
Als ich mein Zimmer sah, weiteten sich meine Augen geschockt. Geschockt starrte ich durch das Zimmer. Das Regal an der Wand war heruntergerissen. Überall befanden sich Federn von den zerrissenen Kissen. Das Sofa war aufgeschlitzt und mitten im Raum lag die Matratze von meinem Bett. Der Fernseher lag kaputt auf dem Boden und der Sofatisch lag zerbrochen in einer Ecke des Raumes.
Nichts stand mehr, wo es mal war. Langsam schritt ich in die Mitte des Raumes. Ich hob einzelne Dinge hoch und schmiss sie dann wieder auf den Boden. Das Zimmer sah aus wie eine Bruchbude...
Ich sah mir noch kurz das Bad an, aber das hätte ich auch gleich lassen können. Wie zu erwarten, war es ein einziges Chaos. Als ich aus dem Bad lief, viel mein Blick auf eine Wand. Das ist doch... ich lief langsam darauf zu und blieb kurz davor stehen.
Scheiße...
Ich griff nach meinem Handy. Schnell tippte ich Chrollo eine Nachricht, dass er sofort zu meinem Zimmer kommen sollte.
Ich lief vor der Wand auf und ab. Ich fühlte mich beobachtet durch die Dinger, die da an der Wand hängten.
Wo bleibt er denn?
Ich hörte Schritte im Gang und lief schnell zur Tür. Ich riss die Tür auf und ein überraschter Chrollo stand keine 3 Zentimeter von mir entfernt.
„Ist alles ok?"
Ich sah ihn kurz an und öffnete dann die Tür so, dass er auch in den Raum sehen konnte. „Nein ist es nicht. Schaus dir selber an. Komm rein."
Meine Stimme klang verunsichert und am liebsten hätte ich mir selber eine runter gehauen dafür. Ich beobachtete, wie sich Chrollos Augen weiteten, als er mein Zimmer sah. „Das Beste kommt noch. Schau dir das an." Ich deutete an die Wand.
Chrollo sah zu der Wand, auf die ich deutete. Mit schnellen Schritten lief er darauf zu.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er sich die zwei gestalten an, die da hingen. Ich trat neben ihn und starrte ebenfalls auf die zwei Gestalten. Um genau zu sein, fühlte es sich so an, als ob ich mir selber in die Augen sah. An der Wand baumelten zwei Puppen. An einem Nagel war ein Seil befestigt, dass es so aussehen ließ, als ob die zwei Puppen erhängt wurden. Die eine Puppe sah Chrollo zum verwechseln ähnlich und die andere Puppe mir. Sie trugen die Sachen, die wir bei unserem ersten Kampf getragen hatten. Sogar die Frisur stimmte. Ich starrte in die goldenen Augen der Puppe. Obwohl es nur Knopfaugen waren, sahen sie so echt aus.

„Spürst du das?", fragte mich Chrollo. Ich war kurz verwirrt konzentrierte mich dann aber auf die Puppen. Von den Puppen ging Nen aus. Zwar super schwach aber ich konnte es wahrnehmen.
„Ja. Was soll das?" Ich wandte mich frustriert an den Schwarzhaarigen. „Da ist wohl jemand nicht so begeistert von uns." Chrollo hob seinen Arm und befreite seine Puppe aus dem Seil. Skeptisch beobachtete ich ihn, wie er die Puppe von oben bis unten musterte. „Ich würd die nicht anfassen. Das ist super gruselig. Vermutlich werd ich heute Nacht Albträume haben...."
„Die sieht wirklich eins zu eins aus wie ich. Wollen wir doch mal sehen, wie weit die Puppe mit mir übereinstimmt." Chrollo fasste der Puppe an den Kopf und entfernte das Stirnband. Neugierig sah ich ihm dabei zu und starrte auf die Stirn der Puppe.
„Hmm..."
Ich sah Chrollo auffordernd an. „Was denkst du?"
„Da will uns jemand einschüchtern. Zu welchem Zweck weiß ich noch nicht."
Ich sah noch mal auf die leere Stirn der Puppe und dann auf Chrollos. „Was hast du unter deinem Stirnband?"
Chrollos Augen fixierten mich und er lächelte kurz. „Finds raus. Ich halte dich nicht davon ab."
Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich sah ihm zweifelnd in die Augen. Meine Neugierde wuchs von Sekunde zu Sekunde und ich richtete meinen Blick zwischen seinen Augen und der Binde hin und her.
Entschlossen trat ich einen Schritt auf ihn zu. Ich wollte wissen, warum er das Ding ständig trug.
Mein Puls wurde noch schneller und langsam hob ich meine Hände Richtung Stirnbinde. Der Knoten befand sich an seinem Hinterkopf. Ich war gezwungen noch einen Schritt näher zu kommen. Chrollo ließ mich keine Sekunde aus den Augen, blieb aber ruhig und wartete ab. Ich spürte mittlerweile seinen warmen Atem auf meiner Haut.
Vorsichtig öffnete ich den Knoten, hielt aber die Binde noch fest in der Hand. Langsam ging ich einen Schritt zurück. Ich sah Chrollo dabei unentwegt in die Augen, selbst als ich meine Arme runter nahm und seine Stirn nun freigelegt war.
Ich hielt den Atem an und sah langsam nach oben. Seine Haare hingen ihm in die Stirn aber ich konnte darunter schwarze Linien entdecken.
Ich sah ihm noch mal kurz in die Augen, ehe ich wieder einen Schritt nach vorne trat.
Ich hob meine Rechte Hand um ihm die Haare aus der Stirn zu streichen.
Mein Herz war kurz davor zu explodieren.
Chrollo rührte sich immer noch keinen Zentimeter.
Er hatte ein tätowiertes Kreuz auf der Stirn im Gegensatz zu dieser Puppe. Ich band ihm vorsichtig das Band wieder um die Stirn und verknotete es wieder an seinem Hinterkopf.
Als ich fertig war ging ich sofort ein paar Schritte zurück. Es lag eine komische Anspannung in der Luft und ich merkte jetzt erst, dass ich kaum geatmet hatte.
„Zufrieden?", kam es von Chrollo.
Seine Augen bohrten sich immer noch durch mich hindurch. Sie hatten allerdings einen dunkleren Ton als sonst. Ich schluckte einmal und nickte dann.
„Gut. Komm lass uns gehen. Hier haben wir nichts mehr verloren."
Mir war unnatürlich warm und ich folgte ihm einfach aus dem Raum.
Mein Herz pochte immer noch viel zu schnell... das war gar nicht gut. Nachdenklich sah ich Chrollo an. Scheiße. Ich hatte mir geschworen nie für irgendwen mehr als Freundschaft zu empfinden. Ich musste das irgendwie in den Griff bekommen...

Ich sah noch mal zurück in das Zimmer.
Die Puppen ließen wir zurück.

Die Nen Schlüssel Место, где живут истории. Откройте их для себя