Kapitel 76

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{Alice-Sicht}

Während die Jungs noch immer dort standen und jubelten,konnte ich mich keinen Zentimeter bewegen. Ich konnte einfach nicht dort stehen und mit ihnen zusammen feiern, geschweige denn glücklich sein. Würde eine Person vorbei kommen, die damit überhaupt nichts zu tun hätte, dann würde sie denken, dass ich zu den Anderen gehören würde. Meine Kleidung war so ähnlich, wie die der Kerle, aber mein Gesichtsausdruck sah genauso aus wie die von den Wölfen. Sie saßen dort auf den Boden und sahen ziemlich deprimiert aus. Allerdings interessierte mich nur Klette, denn ich wusste nicht, was aus ihr werden sollte. Ich würde sie gerne mit zu mir nehmen, aber dafür solle ich zuerst ein anderes Problem lösen und ich wusste das wird nicht einfach. Es hängt zum größten Teil nur von den Jungs ab, besser gesagt von Leon. Wenn er nicht wütend auf mich wäre, dann wäre es auch nicht so kompliziert.
Im Augenwinkel sah ich, wie jemand auf mich zu kam, weshalb ich mich zu ihm umdrehte. Markus sah mich lächelnd an und nahm mich direkt in den Arm, als er bei mir war. Ich konnte die Umarmung allerdings nicht erwidern und stand nur steif da.
„Alice wir haben gewonnen! Die Wölfe wurden besiegt! Freust du dich denn nicht?" fragte Markus und sein Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Ich merkte wie meine Augen anfingen zu brennen, aber ich blinzelte oft, damit keine Tränen zum Vorschein kamen. Markus sah mich besorgt an und legte seine Hände auf meine Schulter. Doch ich trat ein Stück zurück und schüttelte meinen Kopf.
„Es tut mir leid Markus, aber ich kann das nicht." sagte ich Kopf schüttelnd. Ohne hin anzusehen, drehte ich mich um und ging. Ich konnte zwar nicht abhauen, aber ich wollte mich einfach weit genug von den Jungs entfernen. Ich wollte nicht deren glückliche Gesichter sehen, wenn ich wusste, dass alles bald zu Ende sein konnte. Es tat mir leid, dass ich Markus dort stehen gelassen habe aber ich konnte wiederum auch nicht anders. Ich lief ein paar Meter, bis ich an einer Mauer ankam und mich daran runtergleiten ließ. Also saß ich auf dem Boden und zog meine Beine fest an mich und legte mein Kopf darauf. Ich weinte nicht, ich lachte nicht, ich saß einfach nur da mit geschlossenen Augen. Mich überkam eine plötzliche Müdigkeit, als wäre die ganze kraft in mir herausgezogen wurden.
„Hey Alice hier bist du also" hörte ich eine vertraute Stimme sagen und hob meinen Kopf, um die Person anzusehen.
„Du lässt mich auch nicht einmal alleine oder?" fragte ich und die Person schüttelte den Kopf. Er kam näher zu mir und hockte sich direkt vor mich hin. Er hob meinen Kopf mit zwei Fingern weiter an und sah mich eindringlich an.
„Was willst du?" hauchte ich leise, da meine Stimme mir in diesem Moment entwischen ist.
„Das Spiel ist vorbei, das bedeutet für mich zu gehen. Aber ich wollte nicht gehen, ohne dich noch einmal zu sehen." sagte er und lächelte mich leicht an. Auch ich musste seinetwegen, ein wenig lächeln.
„Sicher, dass ausgerechnet du mit Fabi befreundet warst?" fragte ich ungläubig und David schüttelte nur den Kopf. Dann stand er auf und hielt mir seine Hand hin, die ich dankbar annahm. Er half mir auf und nun standen wir uns gegenüber, aber selbst er sah nicht so glücklich aus. David machte eine kleine Kopfbewegung und zusammen liefen wir langsam zurück
„Du weißt die Silberlichten werden einen Platz für dich frei halten. Solltest du es wollen, dann bist du herzlich Willkommen." sagte David und sah dabei auf den Boden.
„Danke, aber du weißt, so einfach geht das nicht. Ich hoffe dennoch, dass wir uns wieder sehen werden." sagte ich und lächelte ihn zur Hälfte an. Wir standen nun vor seinem Motorrad und er nahm mich plötzlich in den Arm. Ich brauchte einen kurzen Moment, erwiderte die Umarmung aber dann doch.
„Es tut mir sehr leid Alice!" flüsterte David und löse sich dann wieder. Ich sah ihn verwirrt an und wollte etwas erwidern, aber ich konnte nicht, da er mich noch vorher unterbrach.
„Solltest du soweit sein, dann werde ich da sein. Ich werde dort hinter dem Tor stehen und auf ich warten." David Gesichtsausdruck war ernst und er legte eine Hand auf meine Schulter.
„Aber woher willst du wissen, dass es soweit kommt?" fragte ich verunsichert und spürte dann ein wenig Druck auf meiner Schulter. Es scheint als sollte das eine kleine Geste von David sein.
„Vertrau mir, ich werde es wissen und dann werde ich da sein!" sagte David entschlossen und ich nickte kaum merklich. Dann drehte sich David um und stieg auf sein Motorrad. Kurz darauf kam auch Horizon zu uns gefahren und blieb direkt neben David, auf der anderen Seite von ihm, stehen.
„Bist du soweit?" fragte Horizon ihn und er nickte ihr zu. Dann drehte sie sich nochmal  um und rief etwas laut.
„War nett euch kennenzulernen, wilde Kerle und war schön euch wieder zu sehen Wölfe."  Ich drehte mich in die Richtung, in die Horizon sah. Auch ich erkannte, dass uns die Anderen beobachteten. Die Kerle standen vor unserem Lager, aber es waren nicht alle von ihnen. Dann drehte ich mich nochmal zu David um und er nickte mir einmal zu und fuhr dann auch schon los. Horizon fuhr ihm direkt nach und ich sah beide noch einmal hinterher. Also stand ich da, alleine und mit dem Blick zum Tor gerichtet. Doch als ich ein rascheln im Hintergrund hörte, drehte ich mich um und sah zu den Kerlen. Mein Blick war direkt auf Leon gerichtet und sein Blick war auf mich gerichtet. Ich konnte nichts anderes als Wut und Enttäuschung in seinem Gesicht erkennen. Er ballte seine zu Fäusten, drehte sich schnell um und verschwand im Lager. Marlon, welcher neben ihm stand, sah kurz zu mir und lief dann seinem Bruder nach. Markus sah mich nicht einmal mehr an, bevor er im Lager verschwand. Nach und nach gingen alle Anderen hinterher. Jeder ging einzeln ins Lager und alle sahen mich nur enttäuscht an. Außer Maxi, er schien zwar nicht glücklich zu sein, aber er warf mir nicht den gleichen Gesichtsausdruck, wie die Anderen, zu. Bei ihm sah es aus wie Mitleid, aber wieso verstand ich in diesem Moment nicht. Während Maxi als letzte Person ins Lager ging, wollte ich direkt loslaufen und zu ihnen gehen, aber ich wurde vorher noch am Arm gepackt und aufgehalten. Ich drehte mich um und sah wie Eric meinen Arm hielt. Ich sah ihn irritiert an und zog mein Arm mit einem Ruck weg.
„Was willst du?" fragte ich und meine Stimme brach ein wenig ab.
„Es tut mir leid Alice, aber du hast leider schon lange verloren." sagte Eric und sah mich mitleidig an.
„Es lief zwar nicht alles glatt, aber dennoch werde ich es hinbekommen!" meinte ich entschlossen, obwohl ich mir selber kein Wort glaubte.
„Es ist zu spät." sagte Eric kleinlaut.
„Nein das kann nicht sein! Irgendwie muss ich das Grauen doch aufhalten können!" sagte ich und klang aber schon fast verzweifelt.
„Dafür ist es endgültig zu spät. Du hast sie schon kennengelernt. Wenn du jetzt zu deinem Team gehst, dann wirst du es sehen. Dieses Jahr lief es aber erstaunlich seltsam ab." den letzten Satz murmelte Eric, weshalb ich ihn nicht richtig verstehen konnte.
„Was?" brachte ich nur leise hervor und sah ihn fassungslos an.
„War nett mit euch." sagte Eric noch, bevor sich ebenfalls umdrehte und ging. Nun stand ich wieder alleine da und füllte mich so nutzlos. Das Grauen war schon da und hat sein Schaden angerichtet, ohne das ich es mitbekam. Ich schüttelte leicht meinen Kopf, weil ich nicht ganz begreifen konnte, was alles bisher passiert ist. Nun ging auch ich zurück ins Lager, bereute es aber wieder sofort. Denn als ich dort ankam, fuhr Leon mich direkt an.
„Was lief da zwischen euch ?" Leon saß auf seinem Schlafplatz, aber als er mich entdeckte, stand er sofort auf und lief auf mich zu. Er blieb direkt vor mir stehen und sah mich wütend an.
„Ich weiß nicht was du meinst." sagte ich und ging ein Schritt zurück, denn Leon stand mir viel zu nahe.
„Tue doch nicht so blöd! Ich rede von dir und David! Schon seitdem er hier ist, läuft da irgendwas. So wie er dich dauerhaft angesehen hat und wie er immer mit dir reden wollte. Oder noch besser, als du zu ihm gesehen hast, bevor du verloren hast! Was sollte das alles?" Leon schien ziemlich wütend zu sein, aber das was er da sagte, ergab kein Sinn.
„Was ist dein Problem Leon? David und ich haben uns einfach gut verstanden und er war nett zu mir, im Gegensatz zu Anderen." Ich sah Leon ernst an und ging dann an ihm vorbei, weil ich zu meiner Tasche wollte.
„Du musst nicht gleich eifersüchtig werden und durchdrehen!" sagte ich noch und ich hörte wie er lachen musste.
„Du denkst, dass ich wegen so einem Typen wie ihm eifersüchtig wäre? Wenn er doch so nett ist, warum bist du dann noch hier?" Ich blieb wie versteinert stehen und drehte mich wieder in Leon's Richtung.
„Wie bitte?" fragte ich und zog meine Augenbrauen nach oben.
„Du hast mich schon richtig verstanden. Was willst du noch hier? Wieso bist du nicht einfach mit gefahren? Dich hat das alles doch eh nicht interessiert. Dir war das alle eh scheiß egal!" fauchte Leon mich an und kam wieder paar Schritte näher. Ich hörte noch wie einige der Jungs Leon's Namen nannten, doch weder er noch ich reagierten. Ich wollte etwas erwidern, doch Leon sprach einfach weiter.
„Alice wir haben gewonnen und das auch noch ohne dich! Du hast mit Absicht verloren und dennoch hat es dir nichts gebracht." sagte Leon und es klang fast schon so als müsste er lachen. Er lachte nicht, weil es witzig war, sondern weil er schon so wütend ist, dass er durchdreht.
„Weißt du was Leon, du hast recht. Es hat mir nichts gebracht. Aber weißt du überhaupt, was mein Plan war? Nein! Und warum nicht? Weil du mich jedes verdammte mal dumm angefahren hast, dass ich es satt hatte, dir etwas erklären zu müssen. Ich hätte es dir erklären können, aber das einzige was dich interessierte, war dieser beschissene Sieg, der alles zerstört hat und zerstören wird. Ich habe nicht nur an mich dabei gedacht, sondern an das ganze Team, weil ich wusste was das beste für uns wäre. Immerhin gab es jemand der mir zugehört hat und wusste, was ich hier versucht hatte. Aber das kann man von dir nicht behaupten, denn du bist einfach ein egozentrisches Arschloch!" Leon und ich standen uns ziemlich nah und es war ziemlich still in unserem Lager. Ich merkte allerdings, wie meine Augen anfingen zu brennen, doch ich brach den Blickkontakt zu Leon nicht ab.
„Na wenn das so ist, dann geh. Geh doch zu diesem Typen, der dich so versteht. Ich bin nicht dumm, ich weiß, dass du von David sprichst. Verschwinde einfach und werde glücklich mit ihm, dann hättest du wenigsten noch jemand, der dich brauch, denn wir tuen es nicht. Wir haben das Spiel ohne dich gewonnen und ich bin mir sicher, dass wir noch einiges ohne dich schaffen können. Wir haben ja selbst gegen die Biester gewonnen, wo du nicht mehr mitgespielt hast. Also bitte, niemand hält dich auf!" Leon klang schon so ruhig, dass es einem Angst machte. Er machte auch eine Handbewegung die nach draußen zeigte. Ich merkte nur, wie einzelne Träne meine Augen verließen und wie mein Mund anfing zu zittern. Doch Leon zeigte keine weitere Reaktion. Ich hielt es nicht mehr aus, weshalb ich meine Hand hob und Leon eine Ohrfeige gab. Die Jungs zogen scharf die Luft ein und Leon drehte sein Kopf leicht zur Seite.
„Fahr zur Hölle Leon!" sagte ich leise aber ernst. Leon legte seine Hand auf seine Wange und sah mich dann wieder an. In seinen Augen, konnte man nur Wut erkennen.
„Verschwinde!" fauchte Leon ernst, aber auch so leise wie ich. Das ich verschwinden sollte, ließ ich mir nicht nochmal sagen. Also lief ich an Leon Vorbei und rannte aus dem Lager nach draußen.

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