Prolog

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von Wacrie

Yoongi konnte Jin und Namjoon schon von weitem hören.

Es war gar nicht die Tatsache, dass es im Hausflur ein lautes, schepperndes Geräusch gab, das ohrenbetäubend widerhallte, sondern vielmehr das begleitende Fluchen, das folgte.

Worauf hatte er sich da bloß eingelassen?

Logisch betrachtet war er dieses Jahr dran. Jin war vor zwei Jahren der Gastgeber gewesen und hatte damit den Anfang aus ihrer Freundesgruppe gemacht. Das wollte er sich nicht nehmen lassen und hatte damit einen imposanten Start für ihr schräges Vorhaben gesetzt. Letztes Jahr hatte sich Namjoon dieser neuen Tradition verschrieben und sie in sein Heim eingeladen, das mehr einer Kunstausstellung glich als einer Wohnung.

Dieses Jahr hatte es leider Yoongi getroffen.

Wer war noch gleich auf diese blödsinnige Idee gekommen, sich die vier letzten Sonntage vor Weihnachten zu treffen, zusammenzusitzen, ein Bier zu trinken und besinnliche Geschichten zu erzählen? Jin natürlich.

Jin, weil er das bei seinem deutschen Onkel aufgeschnappt hatte, dass man sich in der Zeit vor Weihnachten Sonntags mit seinen Freunden und der Familie traf. Freudestrahlend hatte er ihnen davon erzählt und es noch im selben Jahr umgesetzt. Mit Kerzen, winterlicher Deko und englischer Weihnachtsmusik, die sie in Vorweihnachtsstimmung bringen sollte, wie er ihnen verträumt erzählte.

Es war nutzlos, egal wie sehr Yoongi maulte. Diese Treffen kamen bei seinen Freunden so gut an, dass sie es nächstes Jahr wiederholen wollten und schon war eine Tradition geboren. Ob er wollte oder nicht.

Dieses Jahr war also Yoongi an der Reihe, seine Wohnung vier ganze Sonntage in Folge zur Verfügung zu stellen. Sie hatten ganz diplomatisch abgestimmt und er hatte mit sechs Gegenstimmen den Zuschlag bekommen.

Den ganzen Vormittag hatte er damit verbracht, seine Wohnung zumindest einigermaßen vorzeigbar herzurichten. Es gab allerdings keine Weihnachtsdeko. Ganz sicher würde er dafür kein Geld ausgeben.

Und das mit dem Bier an diesem ersten Sonntag hatte sich offenbar auch erledigt, wenn Yoongi den Tumult im Hausflur richtig deutete.

So ein Dreck- wie sollte er jetzt die Geschichten ertragen, die sich Jin ausgedacht haben mochte?

Eines stand fest: seinen eigenen Vorrat an Alkohol würde heute niemand anrühren. Der wäre nur schneller leergesoffen, als er gucken konnte.

Im ersten Jahr hatte Jimin freudestrahlend die Aufgabe übernommen und für jedes Treffen eine Geschichte vorbereitet, die er vorgelesen hatte. Es waren winterliche Märchen gewesen und für den Geschmack der Freundesgruppe viel zu harmlos und langweilig - Taehyung kam im nächsten Jahr nicht mehr so leicht davon und sollte sich die Geschichten selbst ausdenken.

Der Ärmste verhaspelte sich am laufenden Band und wurde dafür zum Teil noch heute liebevoll geneckt.

Wenn es überhaupt etwas Gutes daran gab, dass Yoongi dieses Jahr der Gastgeber war, dann, dass er noch mindestens ein ganzes weiteres Jahr Aufschub hatte, sich für diese blödsinnige Tradition Geschichten auszudenken.

Seufzend griff er nach dem Handbesen, Putzeimer und Lappen, ehe er seine Wohnungstür öffnete und dem dort wartenden Chaos begegnete.

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„Wie- es gibt kein Bier?", fragte Jungkook ungläubig, als er durch die Tür hineinkam, sich die Schuhe von den Füßen trat und innerhalb von Sekunden durch Jin mit den wichtigsten Neuigkeiten vertraut gemacht wurde.

„Bedank dich bei Namjoon!", rief Yoongi nur genervt in seine Richtung. Jungkook war der letzte, der ankam und der vierte, der sich über den fehlenden Alkohol echauffierte.

"Es tut mir so leid!", hörte Yoongi die Entschuldigung von Namjoon ebenfalls zum vierten Mal. Der Abend ging ihm jetzt schon auf die Nerven und dabei hatte er kaum angefangen.

„Wo stell ich die Brezeln hin? Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie lange ich nach einem Rezept gesucht habe!", fragte Jungkook mit entsprechender Box in der Hand.

Yoongi blinzelte irritiert. „Brezeln?"

„Ja", antwortete Jungkook nur, schob und drückte so lange die Schüsseln und Boxen auf dem Tisch zurecht, bis sich genug Platz fand, um seine dazuzustellen.

„Die sind doch deutsch?", fragte Taehyung verwirrt nach.

„Aber nicht weihnachtlich", brummte Yoongi, was von Taehyung mit einem Schulterzucken quittiert wurde.

„Ist doch egal. Der Gedanke zählt! Und dass wir hier alle zusammen sind", mischte sich Jimin ein und beendete so die Diskussion über die fehlende Weihnachtlichkeit in Yoongis Wohnung.

Er mochte seine Freunde, wirklich, manchmal waren sie aber große Banausen.

Jin sah schließlich auffordernd in die Gruppe, als sie endlich ruhiger wurde. „Also- seid ihr bereit für die erste Geschichte?"

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Wernachtsmann - eine launige Erzählung in vier Akten -Where stories live. Discover now