»Kapitel 4«

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Mittlerweile war es schon fast ein Monat her, indem der kleine Wächtervampir und der Dämon eine anfängliche Freundschaft aufgebaut hatten.

Es wirkte so, als sei der weißhaarige Lockenkopf allein innerhalb dieses Monates bereits ein gutes Stück gewachsen, was vermutlich am Essen und seiner Natur, als Dämon lag.

Donovan genoss es, von der Königin Ayumi und den Bediensteten umsorgt zu werden. Wieso auch nicht? So viel zu futtern, hatte der muskulöse Junge schon lange nicht mehr gesehen.

Für die Rasse des Tyrannendämons war es nämlich ganz normal, bereits nachdem sie aus ihren Eiern geschlüpft waren, auf sich allein gestellt zu sein und im Dämonenreich zu jagen, wie zu töten.

Noch mit der Hähnchenkeule im Mund und zwei weiteren in den Händen, trottete der Lockenkopf auf die Dachterrasse in Shuzos Zimmer, wo er schmatzend den gesamten Knochen zwischen seinen Zähnen zermalmte und den Schwarzhaarigen fragend beobachtete, während er selbst noch zwischen Tür und Angel stehen blieb.

Der Prinz saß vor dem verzierten Geländer und lehnte seine Stirn entmutigt gegen die Stange. Trübselig starrte er hinab in den Schlossgarten, auf dessen Springbrunnen.

,,Hey!", rief der Lockenkopf stumpf, mit vollem Mund, wo er die Hälfte auf die gepflasterten, gerade frisch gefegten Marmorsteine verlor und schluckte immerhin den Rest runter, woraufhin Shuzo ihn zwar hörte, aber nicht reagierte.

,,Was hat dir den in den Arsch getreten?", fragte Don und stopfte sich dabei die nächste Keule in seinem mit Öl beschmierten Mund.

Immer noch keine Antwort von dem Flechtzopfträger?
Damit bekam er einen kurzen Tritt von Don gegen die Schulter. ,,EY!", erzürnte sich Shuzo als er sich erschrocken vom fallen abhalten musste und giftig hinauf zu Donovan blickte, welcher ihm plötzlich die letzte angekaute Keule hinhielt ,,Hier, friss was, dann geht's dir besser, Lady". ,,Nein, danke", zischte Shuzo angewidert zurück und wich dem hinab tropfenden Speichelfaden vom Fleisch mit einer rückwärts Rolle nach hinten aus, worauf er sich in den Stand erhob und wieder seufzend am Geländer inne hielt.

Stille.

Was hat die Lady denn?
Shuzos Verhalten ließen den kauenden Don nicht los, weshalb er selbst auf das Geländer zu spazierte und Shuzos Blick hinab in den Schlossgarten verfolgte. Aber außer den Springbrunnen und den hässlichen Statuen drumherum war nichts Besonderes zu sehen.

Erneuter Versuch.

,,Du wirkst bedrückt", schmatzte Donovan rau und sah mit einer fragenden Schnute unter gespitzten Lippen kurz aus dem Augenwinkel zu Shuzo, welcher nach einigen Sekunden sacht die Brauen zusammen zog ,,Nein-Ja-Ach", stockte er kleinlaut und sank wieder am Geländer entmutigt hinab ,,Egal ..."

Seine aufgelöste Art und Weise schien das Interesse in Donovan erst recht zu locken. Was seine zwei Teufelslocken zucken ließ, denn da war doch was Interessantes im Busch!

Erzähl es Bruder Don!
Seine kurz geweiteten Lider unterstrichen seinen kurzen Gedankengang als er sich mit dem Handrücken die Schmiere vom Mund wischte ,,Pass auf", fing er an auf einen Vorschlag anzuspielen, als er sich kurzerhand zu Shuzo hinab hockte ,,Du sagst mir was Du hast und ich lasse Dich dann in Ruhe".

Ohh ...
LÜGNER!
Egal, ich will es wissen ...
Abgelenkt von seinem inneren Monolog bekam er nicht mit, wie Shuzo nachdenklich über sein Vorschlag von dem Geländer in sein abwesendes Gesicht starrte. ,,Gut."

Shuzo Vynesalic Where stories live. Discover now