»Kapitel 2«

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Nach dem vergangenen Urteil saß der Dämon grimmig im Wartesaal.

Wären da nicht die ganzen uniformierten Wachen, wäre er schon längst ausgebüxt. Geflohen!
Abgehauen!
Hätte die Fliege gemacht!

Aber, das ging halt nun mal nicht.

Seine gewellten weißen Locken hatten durch all den Dreck einen gräulichen Farbton angenommen. Sein zerfranstes schwarzes Oberteil wirkte so, als hätte es schon Jahre herhalten müssen, vor allem da an manchen Stellen die Motten genüssliche Arbeit geleistet hatten.

,,Er sieht aus wie ein Streuner ...", kommentierte eine der Wachen zur anderen, welcher seine Uniform schulterzuckend zurechtrückte. ,,Der König meinte aber, es sei eine gute Idee ..."

Nachdenklich zog Donovan eine Schnute, als er sich die Worte des Königs durch den Kopf gehen ließ.

Zwei Jahre eine Leibwache?
Mitten in Gedanken bewegte der muskulöse Junge seinen Zeh, der bereits aus dem Loch seines beigen Schuhs lukte. Was soll das überhaupt sein? Leib und Wache, ergibt doch gar keinen Sinn ...

,,Donovan!" Kiotos kräftige Stimme in seiner weißen Uniform riss den kräftigen Jungen aus den Gedanken, wodurch dieser lauthals erschrocken aufbrüllte, dass alle ihn entsetzt anstarrten.

,,Bringt ihn ins Bad, er stinkt schlimmer als ein Vier Tage alter Kadaver", kommentierte der Berater des Königs nur. ,,Warte!", stockte Donovan mit bleichem Gesicht ,,Baden?"

***

Der gesamte Gang im Badesaal wurde von einem unaufhörlichen Gebrüll erschüttert.

Die entsetzten Bediensteten blieben vor der Glastür stehen, als sie das grässliche Schreien lauschten und schon bald eine Frau von innen die Tür aufriss ,,Genug!", empörte sie sich, wutenbrannt und klitschnass. ,,Ich habe noch nie jemanden erlebt, der sich so beim Waschen angestellt hat! Das war es!", stampfte sie gereizt davon und die anderen sahen ihr nach, wie sie ihre Schürze zu Boden warf und schrie ,,ICH KÜNDIGE!"

Donovans Gesicht war mittlerweile rot vom Gebrüll, während seine nassen Haare ihm im weißen Glanz über das Gesicht hing und die Tropfen in das Wasser der Wanne plätscherten. ,,Oh Mann, ich hasse Baden", hechelte er förmlich durch den Sauerstoffverlust durchs ganze Schreien. ,,Da muss man so laut schreien .." Mit einem Handgriff strich er sich die Haare über den Kopf nach hinten und spitzte sacht die Lippen, wo er eine gelassene Schnute formte. Mit suchendem Blick schweiften seine asphaltgrauen Augen durch den riesigen Baderaum.

Überall Fliesen, Marmor, Teppiche, Handtücher und Fliesen ...
Man ist das hässlich hier, haben die denn keine Kohle für ordentliches Holz an den Wänden?
Dachte er sich und musste selbst über seine eingebildete Art glucksend schmunzeln. ,,Egal, weg hier!", entschlossen packte er den Rand der riesigen Wanne. Als die Glastür aufging, hielt er sofort inne.

,,Du magst also kein Baden, ja?", erklang die Stimme der Königin höchstpersönlich, als sie lächelnd die Tür hinter sich schloss und das braune geflochtene Haar zum Dutt hochgesteckt war.

Don war wie paralysiert.

Meine Fresse, das sind aber schöne Milchtüten ...
Starrte er wie gebannt auf ihren Busen als sie langsam mit einem Handtuch auf ihn zukam. ,,Der König hat mir erzählt, dass du der Leibwächter meines Sohnes sein wirst?", erklärte sie und nahm das Shampoo in die Hände als sie anfing vor der Wanne seine Haare zu shampoonieren.

Oh, wie die wackeln!
Schrillte seine freudige Stimme im Kopf und die sachte Röte schlich sich auf das Gesicht des Dämons als er absichtlich anfing, mit der Kopfmassage in ihre Richtung zu schaukeln. Sie sind so nah!

,,Ich empfinde das als keine Gute Idee, dass er dir das als Bestrafung aufgibt", fing sie betroffen an zu erklären. Da wurde auch Don hellhörig, als sich die Stimme der Frau in einem traurigen Klang schwenkte ,,Was? Warum nicht?", entgegnete er und wurde direkt wieder von den bezaubernden Glocken abgelenkt als sie sich streckte, um die Duschhaube zu greifen und ihm die Haare ausspülte ,,Nun es ist so", begann sie zögerlich zu reden, als sie seine Haare fertig auswusch, die Haube wegpackte und sich auf den Hocker vor der Wanne setzte, wo Donovan sein Haar erneut nach hinten strich und ihr entgegenblickte. Da seufzte sie sacht und griff das Handtuch fester in ihren Fingern.

,,Ich möchte nicht das andere Kinder gezwungen werden, bei meinem Sohn zu sein, wenn sie es nicht möchten", ihre Stimme nahm ab, da sah sie dem jungen Tyrannendämon wieder im Lächeln entgegen, welches ihn förmlich bezauberte ,,Das würde ihn nur noch trauriger machen und das sollte nicht sein."

Oh! Ohh~
Seine Lider gingen immer weiter in die Höhe als das nasse Haar sich plötzlich an manchen Stellen wie ein Blitz hoch lockte. ,,Ich will es aber machen! Wirklich!", kam es wie aus der Kanone geschossen aus ihm und Ayumi sah ihm erschrocken entgegen ,,Wirklich?" ,,Ja auf jeden Fall!", wurde Don wieder lauter und die Königin zog zutiefst gerührt die Augenbrauen zusammen als sie den Jungen unvorhergesehen in ihre Arme schloss, welcher seine Lider senkte ,,Du bist ein wirklich großartiger Junge, Donovan!", stieß Ayumi vor Glück gerührt aus.

Wenn sie wüsste, wie alt er schon wirklich war ...

***

Noch immer leicht benebelt trottete der Lockenkopf mit einem erröteten, verpeilten Lächeln in Gedanken an die Brüste der Königin durch den Flur des Königsgebäudes. Dabei stolperte er fast über seine eigenen Füße. Neben ihm lief der Berater des Königs Kioto, welcher ihm alles genau erklärte.

Oh Mann, die haben so gut geduftet ...
Waren seine einzigen Gedanken in diesen Augenblick als er in dem grünen Wollpullover mit Ausschnitt und der braunen Hose nur halbherzig zuhörte. ,,Und diese Titten-", raunte er den nächsten Gedanken zu laut aus. ,,Was?", entgegnete Kioto im fragenden Blick, worauf der Dämon sofort entsetzt über sich selbst stockte ,,Ich meine, die Sitten, gibt es irgendwelche Sitten?", stotterte er unbeholfen und starrte Kioto an, der ihm kurz schweigend den Blick kreuzte.

,,Ja, gibt es", fuhr er schließlich fort und sah wieder auf das digitale Klemmbrett in seiner
Hand als er anfing genau diese zu erklären.

Sitten, Oh! Titten ...
Und wieder driftete der Lockenkopf unter gesenkte Lider in Gedanken vom zuhören ab.

Erst vor der kommenden Tür am Ende des Ganges kam er wieder zu sich, da Kioto davor stoppte ,,Deswegen ist es durchaus wichtig, dass du das in deinen Kopf behältst, denn das ist zutiefst verboten! Hier ist es!", blickte Kioto zur Tür und Don blinzelte ihm und darauf der Tür entgegen. ,,Gut, dann gehe ich dir mal ein Ausweis anfertigen lassen", wandte Kioto den Blick ab und wuschelte ihm beim vorbeigehen, noch einmal über die Rübe. ,,Viel Glück Donovan."

,,Hn?"Mit diesen Worten sah der Dämon ihm ein letztes Mal nach, ehe er die Klinke der Tür packte und vorsichtig aufzog.

Shuzo Vynesalic Where stories live. Discover now