»Kapitel 6«

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Am nächsten Tag schien im Königreich Vynesalic die erste Sonne in ihrem vollem Glanz, während sich die zweite hinter den Wolken bedeckt hielt.

Der Straßenlärm der Stadt wurde mitsamt den Flugmaschinen nahezu unerträglich. Die virtuellen Hologramme präsentierten lautstark ihre neusten Werbeprodukte nahezu an jeder Ecke und lockten so die überfüllten Straßen mit ihren Passanten in ihre Läden, dessen Geschäfte sich hoch bis in die Wolken türmten.

Auch der Königspalast blieb nicht von der nervigen Reklamation der Hologramme verschont und spiegelten sich in den feinen gläsernen Wänden des Speisesaals.

,,Mama, komm schon!", jammerte der schwarzhaarige Zwerg und eierte seiner Mutter hinterher, welche im seidigen Kleid mit dem offenen Schnitt hoch bis zum Oberschenkel die neuen Pflanzen begutachtete ,,Shuzo, ich mache mir aber Sorgen, der Wald ist gefährlich und du hast dich allein beim Spielen schon so schlimm verletzt!", antwortete sie sanft und doch bestimmt. Sie wandte ihren Blick im sachten Wimpernschlag von den Diamantenblüten ab, um mit ihren himmelblauen Augen auf ihren Sohn hinabzublicken, welcher ihr flehend entgegen winselte ,,Aber ich will doch nur Angeln, ich nehme doch auch Donovan mit!" Hoffnungsvoll zog er seine Augenbrauen zusammen und hielt den Augenkontakt mit der aufgesetzten Schmolllippe stand.

Ihr Schwachpunkt.

,,Aber ...", wollte es ihr zwischen den roten Lippen entweichen, ehe sie seufzend die lose hellbraune Strähne von ihrem gebundenen Haar wieder hinters Ohr strich und sich zu ihm hinab hockte. ,,Nun, ich ...", strich sie ihm daraufhin seine schwarze Strähne ebenfalls hinters Ohr und betrachtete die langsam verheilende Platzwunde an seinem Mundwinkel ,,Ich, will doch nur nicht-" Sie wollte ihn geradewegs mit ihren Sorgen konfrontieren, da erhaschte sie mit dem Blick in sein Gesicht plötzlich das breite Lächeln ,,Ich darf?"

Diese wunderschönen grünen Augen wirkten auf einmal so offen und voller Sehnsucht, dass sich seine Mutter nahezu in ihnen spiegeln konnte.

Und dieses atemberaubende Lächeln zu sehen erfüllte sie mit Stolz, dass es nichts anderes konnte, außer ihr Mutterherz erweichen zu lassen und sich die Glückseligkeit auch auf ihren Lippen abzeichnete als sie ihm lächelnd den letzten Kuss auf die Stirn gab ,,Nun geh schon, aber bring mir bitte paar Himmelsbeeren mit", gab sie nach, auch wenn sie ihn am liebsten da behalten hätte. ,,Versprochen!", kam es wie aus der Kanone geschossen aus dem Jungen als er ihr einen Kuss auf die Wange gab und wie von der Tarantel geschossen aus dem Saal rannte.

Ihr Lächeln wurde sacht schwächer als er verschwunden war und besorgt zog sie die Augenbrauen zusammen.

,,Du machst dir viel zu viele Sorgen, Ayumi."
Als die Königin die männliche Stimme hinter sich wahrnahm, erhob sie sich lediglich unter einem schnippischen Laut ,,Ach ja!", warf sie dem Königsberater einen kurzen Blick zu, ehe sie sich erhobenen Hauptes abwandte ,,Es kann ja nicht jeder so sorglos wie du sein, Kioto."

Eiskalt, ließ sie den Lockenkopf in der weißen Uniform stehen, welcher ihr verdattert dabei zu sah, wie sie davon stöckelte und einen weiteren Kommentar in den Raum hallen ließ ,,Wenn du nichts zu tun hast, kannst du auch die Blüten putzen!"

,,Hä!", entsetzt starrte Kioto auf die mehr als zwanzig Pflanzen in dem Saal und wieder zur Tür, in der die Hexerin verschwunden war. Da hob er seinen Finger schimpfend an ,,Das werde ich ganz sicher nicht machen!", empörte sich der engste Vertraute des Königs und lief der verschwundenen Dame mit dem herum fuchtelnden Finger hinterher ,,Ayumi! Wir haben das noch nicht ausdiskutiert, bleib gefälligst stehen! Das ist ein Skandal, ich bin Euer bester Freund! Mich als Putze einzusetzen! Das ist die Höhe!"

Shuzo Vynesalic Where stories live. Discover now