Er sagte es so, als gäbe es nichts einfacheres in der Welt. Vielleicht war es das auch für einige, doch in meinem Kopf herrschte nie Stille. Würde in Ariye kein Blatt fallen und die ganze Erde bewegungslos innehalten, wäre mein Gehirn dennoch voller Gedanken. Ich konnte es schließlich nicht einfach ausschalten.

„Ich würde gerne mit dem Prinzen reden.", brach Jac das wiederkehrende Schweigen. Der Lehrer nickte leicht, packte seine Sachen und verschwand mit leisen Worte und einer gespielt freundlichen Verbeugung. Er konnte mich genauso wenig leiden wie ich ihn. Sobald er durch die Tür getreten war, seufzte der Blonde und schenkte mir einen belehrenden Blick. „Was?", fragte ich mit erhobenen Händen. „Oh Taehyung." Ich gab ein Geräusch von mir, dass meiner angestauten Wut Luft machte. Es befreite mich jedoch nicht ansatzweise von dem Gefühl.

„Was ist das Problem hier?" „Dass der Type keine Ahnung hat wie man unterrichtet?", murmelte ich boshaft. Ich erkannte in seinen Gesichtszügen, dass er zu einem erneuten Seufzer ansetzte. Schließlich wendete ich mich ab. „Nein, das ist ein Problem aber nicht das Problem." Ich schnaubte. Er setzte sich zu mir auf den Tisch. „Was hält dich davon ab? Ist es Angst? Unglauben? Etwas anderes?" Gedanklich verfluchte ich Jac. Er wusste immer mehr, als er eigentlich konnte und sollte. Natürlich war es mir ebenfalls klar. Herr Robust war nicht grundlegend Schuld an meiner schlechten Laune und meiner Unfähigkeit mich zu konzentrieren.

„Ich hasse meditieren! Dabei kann ich rein gar nichts machen!", rief ich aus. „Nun das ist grundlegend der Punkt von Meditationen." Ich beachtete ihn nicht und sprach weiter: „Es hilft mir kein bisschen. Es ist nervig und langweilig und nicht entspannend und ganz gewiss keinerlei Hilfe! Ich verschwende hier nur meine Zeit, die ich zufälligerweise nicht unbedingt habe.", meine Stimme zitterte bei dem letzten Satz. Die Haut überhalb meines Herzen schmerzte. Ich hatte es in der Zeit vor unserem Eintreffen im Schloss nicht bemerkt: Dieses Ziehen. Ich hasste diese Bewegungslosigkeit schon immer, doch der Hari Schwur schien es noch weiter einzuheizen. Es war beinah witzig. Jahrelange hatte ich ohne Problem, ohne größere Problem, in einer Zelle gelebt. Es war kalt und schmerzhaft, grau und noch grausamer. Doch auf eine seltsame Weise war es okay gewesen. Jetzt wiederum war es, als wäre ich in einem viel schlimmeren Kerker untergebracht. Nichts bewegte sich, abgesehen von meinen Gedanken. Und diese frassen ihre Krallen in meine Gefühlswelt.

Jac musste sehen, wie sich meine Überlegungen auf meinem Gesicht ablegten, als wäre meine Stirn ein Fenster zu meinen Verstand. „Ich verstehe." Der Blonde bewegte seinen Kopf leicht. „Das ist wirklich ein Problem. Gerade für dich, doch ebenfalls ist es berechenbar." Es kam mir vor, als würde er nicht mit mir sprechen sondern mit sich selbst. „Du erzähltest mir einst, dass deine Fähigkeit dir helfen würde, Stille zu finden. Wenn du sie alleine erzeugen könntest, hätte sie nichts mehr gegen dich in der Hand. Verstehst du? Ich wünschte, du müsstest da nicht durch, doch noch schwieriger als sich jemanden anderen zu stellen, ist es sich selbst gegenüberzutreten."

Von der Seite beobachtete ich ihn. Natürlich hatte er recht. Er hatte immer recht. Das machte es jedoch nicht einfacher.

„Eine Fähigkeit ist ein Fluch, den nur ein anderer Seratra verstehen kann. Es ist dein und ebenfalls nicht. Es ist in deinem Körper, aber arbeitet jede Sekunde deines Lebens gegen dich. Es fühlt sich in deinem Unglück wohl und vermischt Liebe mit Hass. Dennoch bist du ihr nicht hilflos ausgeliefert. Nimmst du ihr die Mittel, ist sie dir unterlegen. Es wird trotzdem schwer sein, aber kontrollierbarer. Dein Ziel muss immer unmittelbar vor deinen Augen sein, greifbar und stark. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass du ihr verfällst, geringer."

Ich starrte auf den Boden. In meinem Magen sammelte sich Angst doch ebenfalls Hoffnung. „Was passiert mit denen, die nicht dagegen standhalten können?" Meine Stimme schlotterte ganz leicht. Jac schenkte mir einen mitleidigen Blick. „Nun sie werden entweder weggesperrt oder getötet. Ganz nach dem Ausmaßen." Leicht lachte ich. Er war mir mit seiner Antwort ausgewichen. „Du weißt, dass ich das nicht gemeint hatte. Ich rede von dem, was in einem passiert.", leicht flüsterte ich. „Also gut.", er seufzte ergeben. „Man weiß es nicht. Bisher ist es niemanden gelungen, davon wiederzukehren. Die Theorie ist: Du existierst nur noch halb. Dein ursprüngliches Ich ist tief vergraben. Stell es dir vor, als würde man seine Klamotten auf der falschen Seite tragen. Alles was die Person zuvor war, wird umgekehrt."

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Where stories live. Discover now